Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Abessinien'
Vgl. Markham, A history of the Abyssinian expedition (Lond. 1869);
Holland und Hozier, Record of the expedition to Abyssinia (der offizielle Bericht, das. 1871);
Rohlfs, Im Auftrag des Königs von Preußen in A. (Brem. 1869);
Carter, Report on the survey operations, Abyssinia (Lond. 1869);
Stumm, Meine Erlebnisse bei der englischen Expedition in A. (Frankf. 1868);
v. Seckendorff, Meine Erlebnisse mit dem englischen Expeditionskorps in A. (Potsd. 1869);
die Berichte der Missionäre: Blanc, Narrative of captivity in Abyssinia (Lond. 1868);
Stern, The captive missionary (das. 1869);
Flad, Zwölf Jahre in A. (Bas. 1869);
Waldmeyer, Erlebnisse in A. (das. 1869).
Abfall, das Aufgeben einer bisher eingenommenen Stellung und das Übergehen
in ein andres, dem frühern entgegengesetztes Lebensverhältnis. Zu unterscheiden ist vornehmlich der
politische und der konfessionelle oder
religiöse A., je nachdem man sich von einer politischen oder
religiösen Überzeugung, Regierung, Partei oder Allianz lossagt. Als ein schlagendes Beispiel des
politischen Abfalls oder Ausscheidens ganzer Landesteile aus den frühern staatlichen Verhältnissen
ist der A. der Niederlande von Spanien zu bezeichnen, während das großartigste Beispiel des
religiös-kirchlichen Abfalls die Lossagung der protestantischen Kirche von Rom ist. Vgl.
Apostasie.
Abfälle. Die in der Technik bei der
Verarbeitung der Rohstoffe sich ergebenden A. sind vielfach
unveränderte Teile derselben, wie die Hobel-, Säge- und Feilspäne der Holz- und Metallindustrie, in andern
Fällen aber Substanzen, welche sich durch chemische Prozesse bei der Verarbeitung der Rohstoffe gebildet
haben. Diese A. repräsentieren oft einen sehr bedeutenden Teil des Rohstoffs, und man erhält z. B. aus
100 kg Roheisen 70-80 kg Stabeisen, aus 100 kg Stahldraht 60 kg Nähnadeln, aus 100 kg Stabeisen 45-60 kg
Eisenblech, aus 1 cbm Holz oft nur 0,5 cbm Furniere. Die Industrie bemüht sich, diese A. soviel wie
möglich zu vermindern, die unvermeidlichen A. aber in den Kreis der Fabrikationsprozesse zurückzuführen
oder anderweitig lohnend zu verwerten. Von der vorteilhaften Verwertung der A. hängt nicht selten das
Gedeihen des ganzen Geschäfts Betriebs ab, und die neueste Zeit hat in dieser Richtung unendlich viel
mehr geleistet als irgend eine frühere Epoche. Manche A. sind das Rohmaterial für ganze Industriezweige
geworden, und wenn die Verwertung daran zu scheitern drohte, daß die A. nicht mit zu hohen Transportkosten
belastet werden durften, hat man darauf Bedacht genommen, die Entstehung der A. möglichst an den Ort zu
verlegen, wo sie zur Zeit einen höhern Wert besitzen. Auch die öffentliche Gesundheitspflege hat an
rationeller Behandlung der A. ein großes Interesse, weil manche derselben durch direkte oder indirekte
giftige Einwirkung auf Pflanzen und Tiere schädlich werden, andre durch Fäulnis einen Herd für die
Entwickelung von allerlei Ansteckungsstoffen liefern, die Luft, das Flußwasser und Brunnen verunreinigen etc.
Zu den wichtigsten Abfällen
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gehören: die Schlacken der Hüttenwerke, welche auf Metalle, zu Steinen, Zement, Glas, Alaun, Kieselsäure, Metallsalzen, Schlackenwolle etc. verarbeitet werden; das Kohlenklein, welches mit oder ohne Bindemittel zu Briketts (Preßkohle) geformt wird; die Asche der Steinkohle, aus der man mit besondern Maschinen die darin reichlich enthaltenen Koks gewinnt; die Holzasche, welche als Dünger und zur Gewinnung von Pottasche benutzt wird; die schweflige Säure, die aus Hüttenwerken, Ultramarinfabriken, Affinierwerkstätten etc. entweicht, und die man jetzt sehr allgemein auf Schwefelsäure verarbeitet. Das Chlorwasserstoffgas der Sodafabriken wird verdichtet und liefert die Salzsäure, welche die Sodafabriken zum großen Teil selbst zur Darstellung von Chlorkalk verarbeiten. Hierbei entstehen wieder Manganlaugen als Abfall, aus denen man aber das Mangan in einer Form wiedergewinnt, daß es von neuem benutzt werden kann. Früher ging der Schwefel der in den Sodafabriken benutzten Schwefelsäure vollständig verloren, und die sogen. Sodarückstände bildeten eine große Last. Jetzt wird aus letztern der Schwefel und selbst der Kalk, an welchen der Schwefel gebunden war, wiedergewonnen und kann von neuem benutzt werden. Die Kiesabbrände der Schwefelsäurefabriken werden auf Eisen, Kupfer, Silber, Kupfervitriol, Zement und zu Bausteinen verarbeitet. Die A. der Gasanstalten haben lohnendste Verwendung gefunden: aus dem kondensierten Wasser gewinnt man Ammoniak, und der Teer liefert die wichtigsten Rohprodukte für die neuere Farbenindustrie, die Karbolsäure, Naphthalin, Leucht- und Schmieröle, Benzoesäure etc. Der Wollschweiß der Schafwolle wird auf Pottasche verarbeitet, Wollabfälle dienen als Filtriermaterial, und wollene Lumpen verarbeitet man auf Shoddy, leinene und baumwollene auf Papier. A. der Gerbereien und Schlächtereien bilden das Rohmaterial für Leim-, Blutlaugensalz- und Knochenkohlefabrikation, auch wird aus dem Blut Albumin dargestellt und der Rückstand auf Dünger verarbeitet. A. aus Stärkezuckerfabriken, Bierbrauereien und Branntweinbrennereien dienen als Viehfutter; aus der Melasse der Zuckerfabriken aber wird der größte Teil des darin enthaltenen Zuckers abgeschieden, oder man verarbeitet sie auf Spiritus und gewinnt aus der Schlempe Methylchlorür und Alkalisalze. Weinhefe und Weintreber liefern Weinstein, Essig, Kalisalze, Leuchtgas, Frankfurter Schwarz. Über die Verwertung der Exkremente und die Behandlung der Abwässer s. d.
Vgl. Fleck, Die Fabrikation chemischer Produkte aus tierischen Abfällen (2. Aufl., Braunschw. 1880);
Fischer, Die Verwertung der städtischen und Industrieabfallstoffe (Leipz. 1875);
Simmonds, Waste products (3. Aufl., Lond. 1876);
Süßenguth, Industrie der Abfallstoffe (Leipz. 1879).