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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Ab instantia; Ab intestato; Abiogenesis; Abipon; Abirrung; Abispal; Abisumi; Abiturienten; Abjudizieren

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Ab instantia - Abjudizieren

(1891) 8773 E., stattliche Kirche (St. Helen), eine Lateinschule, eine schöne Kaufhalle; außerdem noch Fabrikation von Malz, Packleinwand, wollenen Zeugen und Flurteppichen sowie Getreidehandel. Der Ort (lat. Abindonia), bei den Angelsachsen Cloveshoo genannt, hatte im 8. Jahrh. einen Palast des Königs Offa von Mercia. Seit der im 12. Jahrh. erfolgten Verlegung des Klosters im benachbarten Bagleyforste nannte man den Ort Abbandun, d. h. Stadt der Abtei.

Ab instantia (lat.), s. Freisprechung und Inquisitionsprozeß.

Ab intestato (lat.), soviel wie ohne letztwillige Verfügung, ab intestato erben, jemand beerben, welcher eine letztwillige Verfügung nicht hinterlassen hat. (S. Gesetzliche Erbfolge.)

Abiogenesis (grch.), s. Urzeugung.

Abipon, ein Indianerstamm in der Argentinischen Konföderation, der früher in der Landschaft Gran-Chaco westlich vom Parana, zwischen dem Rio Bermejo und Rio Salado Estero wohnte und den Spaniern durch seine Feindseligkeit und wilde Tapferkeit vielfach gefährlich wurde. Eine ausführliche Schilderung dieses Volksstammes, welcher als Repräsentant der indian. Reiterstämme Südamerikas gelten kann, giebt Dobrizhoffer in seiner "Geschichte der A." (3 Bde., Wien 1783). Damals betrug ihre Zahl etwa 5000; im 19. Jahrh. sind sie fast gänzlich zusammengeschmolzen; der Rest wurde 1821 in der Kolonie Sauce in der argentin. Provinz Sta. Fé angesiedelt, wo sie, noch etwa 800 Köpfe stark, Ackerbau treiben. Die Missionare hatten bei ihnen keinen Erfolg. - Vgl. Martius, Beiträge zur Ethnographie und Sprachenkunde Amerikas, Bd. 1 (Lpz. 1867).

Abirrung des Lichts oder Aberration, die Differenz der Richtung, in der wir einen Stern am Himmel erblicken, von derjenigen, in der er uns erscheinen würde, wenn entweder die Erde stillstände oder das Licht zu seiner Fortpflanzung gar keine Zeit brauchte. Beide Ursachen, die Bewegung der Erde um die Sonne und der Umstand, daß das Licht zu seiner Fortpflanzung eine gewisse Zeit braucht, bewirken vereint, daß wir die Sterne am Himmel nicht in der Richtung sehen, in der sie thatsächlich stehen, sondern um einen kleinen Betrag gegen ihren wahren Ort nach der Richtung hin verschoben, nach der die Erde sich bewegt. Man pflegt das Gesagte gewöhnlich durch folgendes Bild zu veranschaulichen. Wenn auf ein Schiff, das mit sehr großer Schnelligkeit gerade von W. nach O. einen Strom hinabfährt, von dem südl. Ufer, gerade in der Richtung von S. nach N. eine Kugel mit solcher Kraft abgefeuert würde, daß sie beide Seitenwände durchbohren müßte, so würden die beiden Löcher in der Wand einander nicht gerade, sondern etwas schräg gegenüberliegen, da das Schiff in der Zeit, die zwischen dem Durchschlagen des ersten und zweiten Lochs verstrich, ein Stück weiter nach O. fuhr. Wüßte man nun nicht, daß das Schiff sich bewegt hätte, so würde man glauben müssen, die Kugel sei nicht gerade, sondern schräg auf das Schiff abgeschossen worden, da die Verbindungslinie zwischen den beiden Löchern schräg durch das Schiff durchgeht. Setzt man statt des Schiffs die im Weltraume dahineilende Erde, statt der Kugel einen Lichtstrahl von einem fernen Sterne, so hat man ganz denselben Fall. Die Erde bewegt sich in der Zeitsekunde durchschnittlich um 30 km in ihrer Bahn vorwärts, in der nämlichen Zeit aber legt das von dem Stern kommende Licht gegen 300 000 km zurück. Man muß daher, wenn der Stern in Wirklichkeit direkt nach S. zu steht und die Erde sich von W. nach O. bewegt, das Fernrohr, mit dem man nach ihm schauen will, nicht genau nach S., sondern ein wenig voraus nach O. zu richten. Bewegt sich die Erde nach W., so muß das auf den Stern gerichtete Fernrohr von der Südrichtung ein wenig nach W. hin abweichen. Dieser Abirrungswinkel ist übrigens nur sehr klein und erreicht seinen höchsten Betrag, 20,4 Bogensekunden, wenn die Richtung der Erdbewegung gerade senkrecht zur Richtung des von einem Stern kommenden Lichtstrahls ist; je mehr beide Richtungen sich einander nähern, um so kleiner wird die A. Ein Stern, der genau in der Richtung steht, auf welche zu oder von welcher weg die Erde sich bewegt, erleidet gar keine A. und wird an seinem wahren Orte gesehen. Da die Bahn der Erde nahezu kreisförmig ist, und ihre Bewegung daher in einem Jahre alle Richtungen innerhalb ihrer Bahnebene durchläuft, so muß auch die A. des nämlichen Sterns sich im Laufe eines Jahres nach Größe und Richtung ändern. Sterne, die sich in einer Richtung senkrecht auf die Erdbahn oder Ekliptik befinden, werden während des Laufs eines Jahres allmählich an Orten gesehen werden, die um ihren wahren Standpunkt herum in einem Kreise liegen, dessen Durchmesser 40,8 Bogensekunden beträgt. Für Sterne außerhalb der Pole der Ekliptik werden diese scheinbaren Kreisbahnen zu Ellipsen, deren große, dem erwähnten Kreisdurchmesser gleiche Achsen parallel mit der Ekliptik liegen, und deren kleine Achsen immer mehr zusammenschrumpfen, bis endlich Sterne, die in der Ekliptik selbst liegen, sich nur noch geradlinig parallel mit der Ekliptik während eines Jahres um 40,8 Bogensekunden einmal hin- und herzubewegen scheinen. - Die tägliche Bewegung der Erde um ihre Achse bewirkt außerdem noch eine tägliche A. Diese ist indessen viel unbedeutender als die eben geschilderte jährliche A., da die Geschwindigkeit der Bewegung der Erde um ihre Achse sehr viel kleiner ist als die Geschwindigkeit der Bewegung um die Sonne. Durch sie kann ein Stern höchstens um 0,3 Bogensekunden gegen seinen wahren Ort verschoben erscheinen. - Die Größe 20,4 Bogensekunden nennt man die Konstante der Aberration. - Die A. wurde 1728 von dem engl. Astronomen Bradley entdeckt, der bei dem Versuche, die Entfernung eines Sterns im Sternbild des Drachens zu bestimmen, scheinbare Ortsveränderungen dieses Sterns fand, die nur auf die eben angegebene Art erklärt werden konnten. - Bei den Planeten und Kometen spricht man von einer Aberrationszeit. Es ist dies die Zeit, die das Licht braucht, um von diesen Körpern zur Erde zu gelangen. - Vgl. Ketteler, Astron. Undulationstheorie oder die Lehre von der A. d. L. (Bonn 1873).- Über die optische Abirrung s. Abweichung.

Abispal, Joseph Henry, Graf von, s. O'Donnell.

Abisumi, japan. Hafen, s. Ebisuminato.

Abiturienten, in Bayern Absolventen, die Schüler der obersten Klasse eines Gymmasiums oder Realgymnasiums, die nach vollständigem Abschlusse des Schulkursus abgehen wollen und sich der Reifeprüfung (dem Abiturienten-, Maturitäts-, Absolutorial-, Dimissorialexamen) unterziehen (s. Maturitätsexamen).

Abjudizieren (lat.), aberkennen, gerichtlich absprechen; davon Abjudikation, Aberkennung.