Achenbach, 1) Andreas, Landschafts-
und Marinemaler, geb. 29. Sept. 1815 zu Kassel, machte schon in früher Jugend mit seinem Vater,
der Kaufmann war, vielfache Reisen, die seinen Sinn für landschaftliche Schönheit und Charakteristik
weckten. Als seine Familie sich 1827 in Düsseldorf niederließ, wurde er Schüler der Akademie und gehörte
ihr als solcher bis 1835 an. Schon damals zeigte er eine große Leichtigkeit im Schaffen, einen unermüdlichen
Fleiß und eine wunderbare Frische und Lebendigkeit der Auffassung, die ihn auch später als einen der
Hauptvertreter der realistischen Landschaft kennzeichnen. Die einfachen Motive seiner ersten Landschaften
entnahm er meistens den nahen Rheingegenden, denen er aber noch eine gewisse romantische Empfindung verlieh,
wie sie in den ersten 30er Jahren in der Düsseldorfer Schule herrschte. Dann erweiterte er seinen Gesichtskreis
durch Reisen, die er 1832 und 1833 durch Holland zur See nach Hamburg und nach Riga machte, und vertiefte
sich in das Studium der nordischen Küstengegenden. Einige Jahre später ging er auch nach Skandinavien und
fand in den dortigen Gebirgs- und Küstengegenden einen unerschöpflichen Reichtum an Motiven. 1836 bereiste
er zwar auch die Deutschen Alpen, fühlte sich aber von ihrer Schönheit ungleich weniger angezogen als von
der 1839 noch einmal besuchten Natur des Nordens, die er sich in vollkommenster, vielseitigster Weise zu
eigen machte. Denn schon in der Mitte der 30er Jahre malte er nicht nur Berge und Thäler, sondern mit derselben
Meisterschaft auch Marinebilder, namentlich die Momente des heftig bewegten Meers. Dahin gehören: eine große
Marine mit einem Leuchtturm (1835), Seesturm an der schwedischen Küste (1836, Neue Pinakothek in München),
das Stranden eines Schiffs (1837, Städelsches Institut in Frankfurt), Pernau an der Ostsee (1838, im Besitz
des Kaisers von Rußland) und andre in der Gallerie zu Darmstadt. Von großem Interesse sind auch seine durch
reiche Staffage ↔
belebten Strandbilder und Uferscenen, die das Leben der Menschen an den Gestaden des Meers mit ebenso großer
Naturwahrheit darstellen wie das mannigfaltige Spiel der Meereswellen. Eins der effektvollsten Bilder der
damaligen Zeit (1842) ist der Untergang des Dampfschiffs Präsident (Museum in Karlsruhe); im allgemeinen
aber fanden damals seine Landschaftsbilder aus dem Norden Europas noch größern Beifall, z. B. der Hardangerfjord
bei Bergen (1843, städtische Gallerie in Düsseldorf). Und ebenso meisterhaft wie jene effektvollen Gebirgs- und
Meeresbilder ist er in den kleinern Landschaften, die eine Stimmung der Natur mit überzeugender Wahrheit
wiedergeben, obgleich der eigentlich malerische Ton der Natur nicht der Zweck seiner Darstellung ist, sondern
die klare Charakterisierung derselben. 1843 trat er, um sich auch an der südlichen Natur zu versuchen, eine
Reise nach Italien und Sicilien an, wo ihm die süditalienische Campagna mit ihren klassischen Gebirgsformen,
die malerische Küste von Capri und mehrere Punkte Siciliens den Stoff zu seinen Schöpfungen boten, unter
denen jedoch fast nur die in Bewegung und Aufruhr begriffenen Naturscenen auf gleicher Höhe der Vollkommenheit
stehen wie seine nordischen Bilder. In Rom zum Katholicismus übergetreten, kehrte er 1846 nach Düsseldorf
zurück, wo er sich seitdem als »unumschränkter Herrscher des Landes und des Meers« mit gleich großem Glück
in der nordischen Landschaft und in deutschen Wäldern und Gebirgen wie in Strandbildern, die häufig mit Architektur
verbunden sind, und in Bildern der ruhigen wie der stürmischen See bewegt und eine solche Fülle von Werken schuf,
daß wir nur folgende als besonders hervorragend nennen: großer Wasserfall (1853), Sturm an der Küste von Sicilien
(1855), westfälische Landschaft (1863), Straße am Hafen von Ostende (1866, Nationalgallerie in Berlin), Landschaft
bei Sonnenuntergang (1868), Düne von Scheveningen (1869, Nationalgallerie in Berlin), das kleine, aber
meisterhafte Bild: San Carlo in Rom, überschwemmte Mühlwehre, großer Seesturm (im Besitz des
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 3.