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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Acholie - Achse

Franziskanerkloster sowie ein kopt. Kloster mit der schönsten Kirche Ägyptens, zählt etwa 10 000 E., darunter 1000 Kopten, und treibt Feldbau, Flußschiffahrt, Baumwollspinnerei und etwas Handel. In Chemmis wnrde der Gott Chem (s. d.) verehrt. - Vgl. Forrer, Die frühchristl. Altertümer aus dem Gräberfelde von Achmim-Panopolis (Straßb. 1893).

Acholie (grch.), Mangel an Galle, Unterdrückung der Gallenabsonderung, findet sich bei verschiedenen fieberhaften Affektionen, nach starken Blutungen und bei Leberkrankheiten und bewirkt bei längerer Dauer mangelhafte Assimilation der Nahrung, anhaltende Stuhlverstopfung, Abmagerung und Entkräftung.

Achor (grch.), ältere Bezeichnung für Kopfgrind.

Achorion Schoenleinii, s. Favus.

Achras sapota L., ein zur Familie der Sapotaceen (s. d.) gehöriger Baum in Westindien und Südamerika; mehrfach angebaut als einer der beliebtesten tropischen Obstbäume, die Sapotillpflaumen, wohlschmeckende Früchte von milchig quittenartigem Geschmack, liefernd.

A. Chr. n. = ante Christum natum, s. Ante Christum.

Achroma (Achromasie, grch.), der Pigmentmangel der Haut, entweder angeboren oder erworben; letzterer erscheint meist ohne bekannte Veranlassung in Form größerer oder kleinerer milchweißer, gegen die Umgebung scharf abgegrenzter Flecken der äußern Haut, die jeder Behandlung trotzen.

Achromatisch (grch., d. i. farbenlos) heißen diejenigen Linsengläser und Fernrohre, durch die man die Gegenstände ohne farbige Ränder erblickt. Diese entstellenden und die Deutlichkeit stark beeinträchtigenden farbigen Ränder, die bei den durch gewöhnliche Fernrohre der ältern Art mit einfachen Okular- und Objektivgläsern beobachteten Gegenständen auftreten, entspringen daraus, daß der farblose Lichtstrahl aus mehrern buntfarbigen Lichtstrahlen von verschiedener Brechbarkeit (s. Brechung der Lichtstrahlen und Spektrum) zusammengesetzt ist. Wenn ein farbloser Lichtstrahl gebrochen wird, so wird er daher in die verschiedenen Farbenstrahlen zerlegt, die von dem geradlinigen Wege des ursprünglichen Lichtstrahls in ungleichem Grade abgelenkt werden. So geschieht es, daß die achsenparallel auf ein konvexes Objektivglas fallenden und in demselben gebrochenen Lichtstrahlen nicht einen einzigen Vereinigungspunkt im Brennpunkte des Glases haben, wie es bei einfarbigen Lichtstrahlen der Fall sein würde, sondern sich nach und nach je zu verschiedenen Brennpunkten vereinigen, und zwar der Linse zunächst die violetten, dann die blauen, grünen, gelben und zuletzt am weitesten davon die roten Strahlen, so daß nur in der Mitte dieser Brennpunkte durch Vermischung aller Farben ein farbloses Bild, jedoch mit gefärbten Rändern, zum Vorschein kommt. Newton hielt, durch unvollkommene Experimente verleitet, eine Aufhebung der Farbenzerstreuung für unmöglich; erst Euler äußerte 1747 den Gedanken, daß sie möglich sei, was durch die genauen Untersuchungen des schwed. Mathematikers Klingenstierna (1754) bestimmter nachgewiesen und durch die seit 1757 angestellten Versuche des Engländers John Dollond bestätigt wurde, der zuerst achromatische Fernrohre verfertigt hat. Dollond erreichte seinen Zweck dadurch, daß er das Objektivglas aus zwei Glasarten, Flint- und Crownglas, zusammensetzte, die nicht nur das Licht ungleich stark brechen, sondern auch hinsichtlich der Zerstreuung der Farben verschiedene Gesetze befolgen. Wenn man nun eine konvexe Crownglaslinse (s. beistehende Fig., AA) und eine konkave Flintglaslinse (BB) übereinanderlegt, so kann man die Gestalt der Linsen so wählen, daß die schwächere Flintglaslinse die Farben ebenso stark als die Crownglaslinse, aber in entgegengesetzter Richtung zerstreut, so daß beide Linsen zusammen die erst zerstreuten Lichtstrahlen wieder zu ungefärbtem Brennpunkte vereinigen. Solche achromatische Linsensysteme benutzt man als Objektiv- oder Okulargläser bei Fernrohren und Mikroskopen und als Objektive für photogr. Apparate. Die Verfertigung der achromatischen Gläser und Fernrohre ist teils durch den Erfinder selbst, teils durch dessen Sohn, Peter Dollond, ferner durch seinen Schwiegersohn Ramsden, namentlich aber um 1812 durch Fraunhofer (München), der eine Methode erfand, um die Glasarten vollkommen rein darzustellen, was namentlich bei dem Flintglase große Schwierigkeiten hat, nach und nach zu großer Vollkommenheit erhoben worden. (S. Fernrohr.)

^[Abb.]

Achromatopsie (grch.), s. Farbenblindheit.

Achromatosen (grch.), Hautkrankheiten, die sich durch Schwund des Hautpigments charakterisieren.

Achsbrüche, s. Eisenbahnunfälle.

Achsbüchse, s. Büchse (im Maschinenbau).

Achscharumow, Nikolaj Dmitrijewitsch, russ. Novellist und Kritiker, geb. 15. (3.) Dez. 1819 in Petersburg, war kurze Zeit Beamter im Kriegsministerium und widmete sich darauf der Malerei, besonders aber der Litteratur. Zuerst trat er mit einem dramat. Scherz "Der Maskenball" auf. In weitern Kreisen bekannt wurde er durch die Novelle "Dvojnik" ("Der Doppelgänger"). Von seinen weitern Novellen und Romanen sind zu nennen: "Der Spieler", "Falscher Name", "Ein ungewöhnlicher Fall", "Was es auch kosten mag", "Der Mandarine" u. a. Er starb 30. Aug. 1893 zu Moskau.

Achse oder Are (frz. axe, essieu; engl. axis, axle), in der Geometrie die Mittellinie einer Figur oder eines Körpers, um die herum alle Teile symmetrisch gelegen sind. So heißen z. B. der größte und der kleinste Durchmesser der Ellipse (s. d.) ihre große und kleine A. Besondere Bedeutung haben die Koordinatenachsen (s. Koordinaten).

In der Mechanik versteht man unter der A. eines in Drehung (Rotation) befindlichen Körpers die gedachte gerade Linie, die sich bei der Drehung nicht mit bewegt, um die sich vielmehr alle übrigen Punkte des Körpers in größern und kleinern Kreisbahnen herumdrehen. Schwingt man eine Kugel oder einen andern schweren Körper an einem Faden im Kreise herum, so wird die Umdrehungsachse infolge der Schwungkraft (Zentrifugalkraft) einen Zug aushalten müssen. Man fühlt diesen Zug deutlich, wenn man das Herumschwingen mit der Hand ausführt. Ist aber die Masse des Körpers gleichmäßig um seine Umdrehungsachse verteilt, wie bei einem Schwungrade oder einem Kreisel, so heben sich die Wirkungen der Schwungkräfte auf die A. dadurch auf, daß sie nach allen Seiten gleich stark wirken, und man nennt eine solche A. dann eine freie A. Ein um seine freie A. rotierender Körper zeigt das Bestreben, dieselbe in unveränderter Richtung zu erhalten (s. Kreiselbewegung). Freie A. sind die Umdrehungsachsen der Himmelskörper.

In der Mineralogie und Krystallographie versteht man unter A. durch den Mittelpunkt der