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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Agrikulturphysik; Agrikulturstaat; Agrikultursystem; Agrilus; Agriménsor; Agrimonia; Agrion; Agrionia; Agriotes; Agrippa; Agrippa von Nettesheim

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Agrikulturphysik - Agrippa von Nettesheim.

Fütterung der Wiederkäuer (Braunschw. 1860-64, 2 Bde.; "Neue Beiträge", das. 1870-72); Kühn, Die zweckmäßigste Ernährung des Rindviehs (8. Aufl., Dresd. 1881); Settegast, Landwirtschaftliche Fütterungslehre (2. Aufl., Bresl. 1878); Dietrich und König, Zusammensetzung und Verdaulichkeit der Futterstoffe (Berl. 1874); Grandeau, Handbuch für agrikulturchemische Analysen (das. 1878). Zeitschriften: "Jahresbericht über die Fortschritte der A." (Berl. 1858 ff.); "Die landwirtschaftlichen Versuchsstationen" (hrsg. von Nobbe, seit 1859, Berl.); "Zentralblatt für A." (hrsg. von Biedermann, Leipz. 1872-80).

Agrikulturphysik, die Lehre von den physikalischen Verhältnissen des Bodens, ist von der Agrikulturchemie nicht zu trennen.

Agrikulturstaat, ein Staat, dessen Volks- und Nationalreichtum vorzüglich und wesentlich auf dem Ackerbau beruht, im Gegensatz zu Handels- und Industriestaaten. Im Gegensatz zu dem frühern Agrikultursystem (s. d.) ist man in neuerer Zeit mehr und mehr zu der Ansicht gekommen, daß die Unterthanen eines Staats, namentlich eines größern, am besten gestellt sind, wenn Ackerbau und Industrie in dem betreffenden Land gleichmäßig gepflegt werden. In der Wirklichkeit kommt es freilich selten (und bei kleinern Staaten wohl nie) vor, daß beide Zweige zu dem Nationalvermögen gleichmäßig beisteuern. So sind z. B. im Königreich Sachsen Handel und Industrie, in Mecklenburg der Ackerbau vorherrschend.

Agrikultursystem, als staatswirtschaftliches System s. v. w. physiokratisches System (s. d.); A. im landwirtschaftlichen Sinn, s. Betriebssystem.

Agrilus, s. Prachtkäfer.

Agriménsor (lat., "Feldmesser"). Die römischen Feld- oder Ackervermesser (auch gromatici genannt, von groma, das Meßinstrument) bildeten gegen den Ausgang der Republik hin eine eigne Korporation und waren in der Kaiserzeit fest angestellte, auch durch hohe Besoldung ausgezeichnete Regierungsbeamte. Sie besorgten die Vermessung und Katastrierung, die Setzung der Grenzsteine, die Anfertigung von Grundrissen und Flurregistern. Ihre Disziplin war ein Gemisch geometrischer, juristischer und religiöser Sätze aus der Augurallehre und wurde in der Kaiserzeit in besondern Schulen gelehrt. Von der hierher gehörigen Litteratur, die im 1. Jahrh. n. Chr. anhebt und bis ins 6. Jahrh. reicht, ist wenig und dies Wenige verstümmelt auf uns gekommen. Außer Sextus Julius Frontinus (s. d.) sind von Schriftstellern, von deren Werken sich Reste erhalten haben, Balbus, der ältere und jüngere Hyginus, Siculus Flaccus, Marcus Junius Nipsus, Innocentius und Agennius Urbicus zu nennen. Die besten Ausgaben der "Scriptores gromatici" haben Blume, Lachmann und Rudorff (Berl. 1848-52, 2 Bde.) geliefert. Vgl. Cantor, Die römischen Agrimensoren (Leipz. 1875); Stöber, Die römischen Grundsteuervermessungen (Münch. 1877).

Agrimonia L. (Odermennig), Gattung aus der Familie der Rosaceen, ausdauernde Kräuter mit unterbrochen gefiederten Blättern und ährigen oder traubigen, terminalen Blütenständen. Etwa 20 Arten in gemäßigten Klimaten der nördlichen Erdhälfte und Südamerikas. A. Eupatoria L. (A. officinalis Lam., gemeiner Oder- oder Ackermennig, Leberklette, Steinwurz), mit bei der Fruchtreife rutenförmig verlängerter, unterbrochener Ähre, auf Rainen, Hügeln, in lichten Wäldern, an Hecken etc., durch ganz Europa. Das Kraut riecht angenehm, schmeckt gelind zusammenziehend bitterlich, etwas gewürzhaft und war früher offizinell. A. odorata Mill. (wohlriechender Odermennig), in Südeuropa, ist größer als die vorige Art und wirkt kräftiger.

Agrion, s. Wasserjungfern.

Agrionia (griech.), nächtliches Fest des Dionysos Agrionios, namentlich in Orchomenos, welches von Frauen gefeiert wurde. Lange suchte man den, wie man annahm, zu den Musen entflohenen Gott vergeblich auf; dann folgte ein Mahl, das durch Rätsel gewürzt war, daher Agrionien auch Sammlungen von Rätseln, Scharaden, Logogriphen bezeichnet. Ein eigentümlicher Gebrauch fand dabei mit Jungfrauen aus dem Minyergeschlecht statt. Die bei dem Dionysostempel versammelten Jungfrauen flohen, der Priester verfolgte sie mit einem Schwert und durfte diejenigen, welche er erreichte, töten. Die Sage knüpft diesen Gebrauch an die drei Töchter des Minyas (Leukippe, Arsippe oder Arsinoe und Alkithoe oder Alkathoe), welche erst Verächterinnen des Dionysos waren und dann durch ihn in Raserei versetzt und in Fledermäuse verwandelt wurden. In Argos war das Fest der A. mit Sühnungen und Totendienst verbunden.

Agriotes, s. Schnellkäfer.

Agrippa, röm. Name. Berühmt sind: 1) Menenius Lanatus, s. Menenius Agrippa.

2) Marcus Vipsanius A., Freund, Feldherr und Schwiegersohn des Kaisers Augustus, war 63 v. Chr. geboren und stand, obwohl nicht von vornehmer Abkunft, mit dem jungen Oktavian auf sehr vertrautem Fuß. Er war dem Erben Cäsars im Streben nach der Oberherrschaft mit Rat und That förderlich. Im J. 38 beruhigte er Gallien, besiegte 36 den Sextus Pompejus zur See bei Naulochos in Sizilien und führte bei Aktion (31) die Flotte Oktavians zum Sieg. Augustus übertrug ihm die höchsten Ehrenstellen und vermählte ihm nach des Marcellus Tod seine Tochter Julia. Mit Augustus war A. zweimal Konsul und that viel für die Verschönerung der Hauptstadt; Bäder, Wasserleitungen und Wege trugen seinen Namen. Später stellte er in den empörten Provinzen, in Gallien, Spanien und Pannonien, die Ruhe wieder her und verpflanzte die Ubier auf das linke Rheinufer. Er starb 12 v. Chr. mit dem Ruhm eines einsichtigen und thatkräftigen Staatsmanns und Feldherrn und eines eifrigen Freundes der Künste. Agrippas Tochter aus seiner ersten Ehe, Vipsania, wurde später Gemahlin des Tiberius; mit der Julia zeugte er drei Söhne, C. Cäsar, L. Cäsar und A. Postumus, und zwei Töchter, Agrippina, später Gemahlin des Germanicus, und Julia. Seine Biographie schrieben Frandsen (Altona 1836) und Motte (Gent 1872).

Agrippa von Nettesheim, Heinrich Cornelius, Schriftsteller, Arzt, Philosoph und berühmter Schwarzkünstler des 16. Jahrh., geb. 14. Sept. 1486 zu Köln, führte ein abenteuerliches Leben, im Verlauf dessen er, wegen seines Lobes der Kabbala verfolgt und verketzert, im Heer Kaiser Maximilians Hauptmann und Ritter, in Pavia Doktor der Rechte und der Medizin, Leibarzt der Mutter König Franz' I. von Frankreich, jedoch, weil er Luthers Partei gegen die Mönche genommen hatte, abermals von diesen angefochten und zur Flucht genötigt wurde, worauf er 18. Febr. 1535 in Grenoble starb. Als Philosoph hat sich A. hauptsächlich durch seine Schrift "De vanitate scientiarum" (1530), in welcher er die Wissenschaft für trügerische Vorspiegelung der Schlange und den schlichten Glauben an das Wort Gottes als einzigen Weg zur Wahrheit erklärt, sowie durch sein Hauptwerk: "De occulta philosophia" (zuerst Köln 1510, um-^[folgende Seite]