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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Aibling; Aicard; Aichach; Aichen; Aichmetall; Aide; Aïdé; Aides; Aide-toi et le ciel t'aidera; Aïdin; Aigen; Aigle

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Aibling - Aigle.

klein von Gestalt und leicht gerüstet, aber kühn, ein schneller Läufer und geübter Speerschleuderer, neben dem telamonischen A. in den Vorderreihen. Auf dem Heimweg ließ ihn die erzürnte Callas an den Klippen Euböas scheitern, weil er, wie alexandrinische Dichter angeben, nach der Erstürmung Trojas die Seherin Kassandra vom Altar der Athene, den sie schutzflehend umfaßt hielt, hinwegriß und schändete. Noch in spätern Zeiten mußten die Lokrer zur Sühne des Frevels jährlich Jungfrauen zum Tempeldienst der Athene nach Neu-Ilion schicken. Die opuntischen Lokrer verehrten den A. als Stammheros und ließen in ihrer Schlachtordnung stets eine Stelle für seinen Schatten offen.

2) A. der Große, Sohn des Telamon, König von Salamis, nach Achilleus der tapferste im griechischen Heer, an Haupt und Schultern alle überragend. Er besteht mit Hektor den Zweikampf; als aber die Waffen des gefallenen Achilleus nicht ihm, sondern dem Odysseus zugesprochen werden, gibt er sich den Tod. Nach Spätern wurde er über die erlittene Schmach rasend und wütete mordend unter den Herden des Heers, die er für seine Gegner hielt; zur Besinnung gekommen, stürzte er sich in das Schwert, das ihm Hektor geschenkt hatte. Aus seinem Grab entsproß, wie aus dem des Hyakinthos, eine rote Blume, auf den Blättern mit dem Klageruf "Ai Ai" bezeichnet. Das Ende des Helden ist der Gegenstand der noch vorhandenen Sophokleischen Tragödie "Der rasende A." Nach ihm war eine der zehn attischen Phylen "Aiantis" genannt. In Salamis feierte man ihm zu Ehren das Fest der Aiantien, an welchem eine Bahre mit völliger Kriegsrüstung aufgestellt wurde. Sein Bild daselbst war von Ebenholz.

Aibling, Flecken im bayr. Regierungsbezirk Oberbayern, Bezirksamt Rosenheim, an der Glon und der München-Holzkirchen-Rosenheimer Eisenbahn, hat ein Amtsgericht, eine kath. Pfarrkirche, ein Schloß, Sol- und Moorschlammbäder, eine Mariensäule, Bierbrauerei und (1880) 2217 Einw.

Aicard (spr. äkár), Jean, franz. Dichter, geb. 4. Febr. 1843 zu Toulon, Sohn eines gelehrten Publizisten, trat zuerst 1867 mit den "Jeunes croyances" vor die Öffentlichkeit, denen 1871 "Les rebellions et les apaisements" folgten, machte sich jedoch in weitern Kreisen erst durch die "Poëmes de Provence" (1874) und "La chanson de l'enfant" (1876) bekannt, welche beide Werke von der Akademie gekrönt wurden. Noch größere Anerkennung fand das provençalische Idyll "Miette et Noré" (1880), infolge dessen man ihn dem modernen Troubadour Mistral (s. d.) an die Seite stellte. Wird A. von diesem an Schwung der Empfindung vielleicht übertroffen, so hat er dagegen den echten Ton des Naiven vor ihm voraus und ist ihm in der stimmungsvollen Detailmalerei der heimatlichen Natur ebenbürtig. Sein Drama "Smilis", das 1884 zur Aufführung kam, hatte keinen Erfolg. Noch ist neben kleinern Theaterstücken die archäologische Studie "La Vénus de Milo" (1874) von A. zu erwähnen.

Aichach, Stadt im bayr. Regierungsbezirk Oberbayern, an der Paar und der Linie Augsburg-Ingolstadt der Bayrischen Staatsbahn, in fruchtbarer Gegend, ist Sitz eines Bezirksamts und Amtsgerichts und hat 4 Kirchen, 1 Schloß, Waisenhaus, Bierbrauerei, Gerberei, Mühlenbetrieb und (1880) 2608 fast nur kath. Einwohner. Im Dreißigjährigen Krieg wurde A. von den Schweden (1634), im spanischen Erbfolgekrieg von den Österreichern (1704) zerstört. Unfern stand ehedem die Burg Wittelsbach, welche Herzog Ludwig I. von Bayern zerstörte; ihre Stelle bezeichnet jetzt ein Denkmal.

Aichen, s. Eichen.

Aichmetall, Legierung aus 60 Teilen Kupfer, 38,2 Teilen Zink und 1,8 Teil Eisen, ist in der Farbe dem Messing, auf dem Bruch dem Stahl ähnlich, sehr hart und widerstandsfähiger als Eisen, läßt sich kalt und heiß bearbeiten, dient besonders zu Zapfenlagern.

Aide (franz., spr. ähd'), Gehilfe, beim Kartenspiel Partner; A. de camp (spr. käng), Adjutant.

Aïdé, Hamilton, engl. Dichter und Romanschriftsteller, geb. 1830 zu Paris, Sohn eines Armeniers und einer Tochter des Admirals Sir George Collier, ward in englischen Schulen erzogen, trat mit 16 Jahren in die Armee, verließ diese aber schon nach siebenjährigem Dienst, um sich ganz der litterarischen Thätigkeit zu widmen. Er lebt seit Jahren zurückgezogen im sogen. New-Forest bei Southampton. Nachdem er mit einem Bändchen Poesien: "Eleonore, and other poems" (1856), als Dichter debütiert, ließ er eine Reihe von Novellen und Romanen nachfolgen, die vermöge ihrer gefälligen Darstellung und geschickten Charakterzeichnung zu den bessern Erzeugnissen der modernen Belletristik Englands gehören. Wir nennen davon folgende: "Rita" (1859), "Confidences" (1859), "Carr of Carrlyon" (1862), "Mr. and Mrs. Faulconbridge" (1864), "The Marstons" (1868), "In that state of life" (1871), "Morals and mysteries" (1872), "Penruddocke" (1873) etc. Weitere Gedichtsammlungen erschienen unter den Titeln: "The romance of the scarlet leaf and other poems" (1865) und "Songs without music" (1882).

Aides (franz., spr. ähd', "Beihilfen"), frühere Bezeichnung für gewisse Abgaben oder Steuern.

Aide-toi et le ciel t'aidera (franz., "Hilf dir selbst, so hilft dir Gott"), Wahlspruch der Gesellschaft des gesetzlichen Widerstands, die nach dem Regierungsantritt Karls X. in Frankreich (1824) zum Schutz der Verfassung von den Häuptern der freisinnigen Partei, Guizot, Duchâtel, Duvergier de Hauranne, Joubert u. a., gegründet wurde. Ihr Werk waren die liberalen Wahlen von 1827 und die für die Bourbonen so verhängnisvolle Opposition der 221 Deputierten. Als sich die Gesellschaft nach dem Austritt ihrer hervorragendsten Teilnehmer von der Juliregierung bald verlassen sah, nahm sie einen mehr demokratischen Charakter an und machte Opposition gegen das Gouvernement, löste sich aber schon 1832 freiwillig auf.

Aïdin (A. Güzelhissar), Hauptstadt des gleichnamigen türk. Wilajets im westlichen Kleinasien, liegt in der Thalebene des Mäander, unweit der Ruinenstätte des alten Tralles, und hat ca. 30,000 meist mohammedan. Einwohner. A. steht seit 1866 durch eine 135 km lange Eisenbahn (neuerdings landeinwärts bis Saraiköi fortgeführt) mit Smyrna in Verbindung und hat schöne Moscheen, mehrere christliche Kirchen, Maroquinfabrikation und Baumwollenkultur sowie Export von Baumwolle, Feigen, Oliven, Trauben.

Aigen, Lustschloß, s. Salzburg.

Aigle (spr. ähgl), 1) (L'Aigle) Stadt im franz. Departement Orne, s. Laigle. -

2) (Aelen) Bezirkshauptort im schweizer. Kanton Waadt, 419 m ü. M., unweit der Mündung der Grande Eau in den Rhône und an der Eisenbahn Villeneuve-St.-Maurice, mit einem Schloß und (1880) 3371 Einw. Wegen seiner geschützten Lage ist es zum Winteraufenthalt geeignet. In der Nähe liegen die berühmten Weinberge von Yvorne. Bei A. münden die Ormontthäler in das Rhônethal.