Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Aistulf; Ait; Aitel; Aither; Aithra; Aitōlos; Aiton; Aitzĕma; Aïwalȳk; Aiwās; Aiwasowski; Aix

272

Aistulf – Aix

gekauft, der sie in Frankreich erziehen ließ und wahrscheinlich zu seiner Maitresse machte. Eine bedeutende Summe, die ihr der Graf vermacht hatte, trat sie an dessen Schwester ab. Sie starb 1733. Ihre Briefe (hg. von Voltaire, Par. 1787; Ravenel 1846; Asse 1873) sind durch ihre Beziehungen zu den berühmtesten Persönlichkeiten ihrer Zeit interessant. – Vgl. Sainte-Beuve in der «Revue des Deux mondes» (1846).

Aistulf (Ahistulfus, Haistulfus), König der Langobarden, folgte 749 seinem Bruder Ratchis, der Mönch wurde. A. erneuerte den Versuch, ganz Italien unter der langobard. Krone zu vereinigen, eroberte Ravenna, nötigte die Herzöge von Benevent und Spoleto zur Heerfolge und bedrängte Rom. Da zog auf Bitten des Papstes Stephan Ⅱ. der Frankenkönig Pippin 754 nach Italien und zwang A. zu dem Versprechen, die Eroberungen herauszugeben. Als A. seine Zusage nicht erfüllte, drang Pippin 756 wieder in Italien ein, zwang A. seine Oberherrschaft anzuerkennen und ihm die streitigen Lande zu übergeben, die Pippin dann dem Papste überwies. A. starb Ende 756. – Vgl. Abel, Der Untergang des Langobardenreichs (Gött. 1859).

Ait., naturwissenschaftliche Abkürzung für Will. Aiton (s. d.)

Aitel, Fischart, s. Döbel.

Aither (Äther), die in den mythischen Kosmogonien und Theogonien der Griechen vorkommende göttliche Personifikation des Äthers, d. h. der obern, reinern Himmelsluft, die, wie bei den Indern, als Sitz des Lichts und der obern Götter, namentlich des Himmelsgottes Zeus gedacht wurde. In Hesiods Theogonie erscheint A. als Sohn des Erebos und der Nyx (Nacht) und Bruder der Hemera (des Tages), die orphischen Hymnen fassen dagegen A. als Weltseele, d. h. als feuriges Lebenselement aller organischen Wesen auf. Hie und da wird er auch mit Zeus oder Uranos identifiziert und als Gatte der Erde gedacht.

Aithra (Äthra), Tochter des Pittheus (s. d.) von Trözen, durch Poseidon oder Aigeus Mutter des Theseus. Ihr vertraute dieser die geraubte Helena an, als er mit Peirithoos in die Unterwelt hinabstieg. Während seiner Gefangenschaft daselbst befreiten die Dioskuren ihre Schwester und führten A. als Gefangene mit nach Sparta. Als Sklavin der Helena gelangte sie mit nach Troja, wurde aber bei der Eroberung der Stadt von ihren Enkeln Demophon und Akamas erkannt und wieder befreit. Als Sklavin der Helena war A. auf dem Kasten des Kypselos dargestellt. Auf Reliefs findet sie sich, wie sie dem Theseus das von seinem Vater unter einem Felsen verborgene Schwert und die Schuhe zeigt, auf Vasen erscheint ihre Befreiung aus der Knechtschaft.

Aitōlos (Ätolus), Sohn des Endymion von Elis, mythischer Stammvater der Ätoler; wanderte infolge einer Blutschuld nach dem Lande der Kureten aus, das nach ihm fortan Ätolien hieß.

Aiton (spr. eht’n), William, Botaniker, geb. 1731 bei Hamilton in Schottland, war seit 1759 Vorstand des königl. Botanischen Gartens zu Kew, der unter ihm der reichste der Welt wurde, und starb 1. Febr. 1793 zu Kew. Sein «Hortus Kewensis» (3 Bde., Lond. 1789) enthält die Beschreibung von 5600 zum Teil bis dahin noch unbekannten Pflanzenarten. – Sein Sohn und Nachfolger, William Townsend A., geb. 2. Febr. 1766 in Kew, gest. daselbst 9. Okt. 1849, lieferte eine neue Ausgabe des «Hortus Kewensis» (5 Bde., Lond. 1810‒13).

Aitzĕma, Lieuwe van, niederländ. Geschichtschreiber, geb. 19. Nov. 1600 zu Dokkum, widmete sich dem Studium der Politik und der Staatswissenschaften und wurde 1645 Resident der Hansestädte im Haag, wo er 23. Febr. 1669 starb. A. sammelte mit Umsicht alle wichtigen Urkunden und Aktenstücke zur Geschichte seiner Zeit, reihte sie in Urtext und holl. Übersetzung aneinander und schuf so, jene Aktenstücke erläuternd, ein höchst wertvolles Werk, das die glänzendste Periode der niederländ. Geschichte (1621‒69) darstellt: «Historie of Verhael van Saken van staet en oorlogh, in ende omtrent de vereenighde Nederlanden» (15 Bde., Haag 1657‒71; 2. unvollständige Ausg., 7 Bde., 1669‒72).

Aïwalȳk (im Türkischen; grch. Kydoniä oder Kidonia; beides heißt Quittenstadt), Seestadt im Sandschak Karassi des türk. Wilajets Khodawendikjar, im nordwestl. Kleinasien, 40 km südwestlich von der Stadt Adramytti, am Golf von Adramytti, mit einem 16‒30 m tiefen Hafen, dessen Eingang verschlammt ist und nur 1‒1½ m Tiefe hat, ist durch wiederholte Einwanderungen aus Griechenland erst im 18. Jahrh. entstanden. A., bis 1821 eine rein griech. Stadt von mehr als 34000 E., wurde in diesem Jahre wegen Teilnahme an der griech. Erhebung von den Türken mit Feuer und Schwert verwüstet. Später erwarb der Rest der zerstreuten Bevölkerung (18000) vom Sultan Mahmud die Erlaubnis zur Rückkehr. Gegenwärtig hat A. 30000 E., nur Griechen, die sich mit Landbau, namentlich mit der Kultur des Ölbaums, mit Schiffbau, Seeschiffahrt und Handel, besonders mit Ölhandel beschäftigen. Sie stehen unter eigenen Lokalbehörden, haben ein Gymnasium, drei Elementarschulen und ein Krankenhaus. Am südl. Eingange in den Golf von Adramytti liegt die Gruppe der Moskonisia-Inseln, von denen Moskonisos, mit der Stadt Moskonisia, mit A. durch eine Brücke verbunden ist.

Aiwās oder Aiwaz, in der Türkei ein mit gröberer, jedoch nicht anstrengender Arbeit beschäftigter Hausdiener, der namentlich den Küchenbedarf herbeizuschaffen hat und sich an geringer Kost und dürftigem Lohn genügen läßt. In frühern Jahrhunderten kam es wohl vor, daß A. zu Reichtümern gelangten und zu hohen Würden aufstiegen; wo dann das Wort A. ihrem Namen und Titel vorangestellt wurde; z. B. Aiwas Mehemed Pascha.

Aiwasowski, s. Ajwasowskij.

Aix, Ile d’Aix (spr. ihl dähß oder däh), eine 2300 m lange und 1800 m breite, 129 ha große, von Fischern bewohnte Insel (367 E.) an der atlantischen Küste Frankreichs, zwischen der Mündung der Charente und der Insel Oléron, zur ehemaligen Landschaft Aunis und dem jetzigen Depart. Charente-Inférieure gehörig, 31 km südlich von La Rochelle. Die Insel hat einen Leuchtturm von 17 m Höhe und ein Fort, das dem 20 km südöstlich liegenden Hafenplatze Rochefort zum Schutze dient. Ihre Reede ist wegen der beträchtlichen Tiefe eine der besten Frankreichs. Die von Rochefort ausgelaufenen Schiffe erwarten daselbst den günstigen Wind. Vor 1707 war die Insel durch einen Landstreifen mit dem Festlande verbunden. Im Siebenjährigen Kriege wurde das Fort 1757 und 1761 von den Engländern zerstört. Am 11. April 1809 fand hier ein Seetreffen zwischen den Engländern und Franzosen statt, in dem die erstern vier franz. Linienschiffe zerstörten; 1815 überlieferte sich hier Napoleon Ⅰ. den Engländern.

Aix (spr. ähks oder ähß). 1) Arrondissement im franz. Depart. Bouches-du-Rhône, hat 2141,79 qkm, (1891) 103425 E., 59 Gemeinden und zerfällt in die