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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Aktienpromessen - Aktinomykose.

Litteratur. Die deutschen handelsrechtlichen Bestimmungen über die Aktiengesellschaften sind enthalten in Bd. 2, Teil 3 des allgemeinen deutschen Handelsgesetzbuchs und in dem Reichsgesetz vom 18. Juli 1884; Kommentar zu letzterm von v. Völderndorff (Erlang. 1884). Vgl. Endemann, Die Entwickelung der Handelsgesellschaften (2. Aufl., Berl. 1872); Derselbe, Das Recht der Aktiengesellschaften (Heidelb. 1873); Renaud, Das Recht der Aktiengesellschaften (2. Aufl., Leipz. 1875); Auerbach, Das Aktienwesen (Frankf. 1873); Keyßner, Die Aktiengesellschaften etc. unter dem Reichsgesetz vom 11. Juni 1870 (Berl. 1873); Hecht, Die Kreditinstitute auf Aktien und Gegenseitigkeit, Bd. 1 (Mannh. 1874); Siegfried, Die Rechte der Aktionäre etc. nach dem neuen Gesetz von 1884 (Berl. 1884). Über Kritik u. Reformvorschläge vgl. Gareis, Die Börse etc. (Berl. 1874); "Schriften des Vereins für Sozialpolitik", Bd. 1 u. 4 (Leipz. 1873 u. 1874); Löwenfeld, Das Recht der Aktiengesellschaften (Berl. 1879); Öchelhäuser, Die Nachteile des Aktienwesens etc. (das. 1878). Statistische Mitteilungen bringen: Christians "Deutsche Börsenpapiere", Teil 2 (Berl. 1880); Salings "Börsenjahrbuch" (das.); das "Jahrbuch der Berliner Börse"; für Österreich: "Der Kompaß. Finanzielles Jahrbuch" (Wien 1867 ff.); ferner Courtois, Manuel des fonds publics et des sociétés par actions (8. Aufl., Par. 1883); Skinner, The stock exchange yearbook and diary (Lond., jährlich). Über Kommanditaktien vgl. Kommanditgesellschaften, über Aktienhandel s. Börse.

Aktienpromessen, s. Aktien, S. 263.

Aktiniabai, von Nordenskjöld 1878 entdeckte Bai an der Südwestseite der Taimyrhalbinsel, 76° 15' nördl. Br. und 95° 38' östl. L. v. Gr.

Aktinien (Seeanemonen, Seerosen, Seenelken, hierzu die Tafel "Aktinien"), Unterordnung der Korallpolypen (s. d.), Tiere mit weichem Körper, der sich durch Wasseraufnahme enorm ausdehnen kann, bei Reizung sich jedoch rasch bis fast zur Unkenntlichkeit zusammenzieht. Gewöhnlich sind sie mit ihrer breiten Sohle auf dem Meeresgrund angewachsen, vermögen sich jedoch langsam fortzubewegen oder schwimmen wohl gar frei umher. Meist leben sie einzeln, nur sehr wenige bilden Kolonien. Alle sind Zwitter; die Eier entwickeln sich im Körper des Muttertiers, aus dessen Mund auch die Larven ins Meer gelangen und sich nach kurzem Umherschwärmen festsetzen. Die meisten A. sind äußerst gefräßig und saugen vornehmlich Muscheln sowie kleinere Fische und Krebse aus. In England werden sie häufig wegen ihrer Farbenpracht in besondern Zimmeraquarien gehalten; ihr zähes Leben, das selbst bei mangelnder Zirkulation des Wassers nicht leicht erlischt, erleichtert dies ungemein. Es ist ein Fall bekannt, daß eine Aktinie über 60 Jahre alt geworden ist. Von den zahlreichen Arten sind bemerkenswert: Sagartia parasitica und Adamsia palliata, welche sich beide in nahe Beziehung zu gewissen Einsiedlerkrebsen (s. d.) stellen. Sie lassen sich nämlich von diesen auf die leeren Schneckenschalen, welche von den Krebsen als Wohnungen benutzt werden, verpflanzen und bleiben dort, solange der Krebs bleibt. So gewinnen sie selbst den Vorteil leichterer Ernährung, da sie von den Krebsen umhergetragen werden, und dienen ihrerseits durch ihre Nesselorgane jenen zum Schutz. Dies ist einer der seltsamsten Fälle von Kommensalismus (s. d.). Beifolgende Tafel enthält die Abbildungen von Sagartia, Tealia, Actinoloba, Bunodes und Anthea. Vgl. Lewes, Naturstudien am Seestrand (deutsch, Leipz. 1859); Gosse, British sea anemones (Lond. 1860); Hertwig, Die A. (Jena 1879); Andres, Le Attinie del golfo di Napoli (Leipz. 1884).

Aktinisch (griech.), Benennung der chemisch wirksamen Strahlen des Sonnenspektrums; s. Chemische Wirkung des Lichts.

Aktinograph (griech., "Strahlenschreiber"), von Pouillet erfundenes Instrument zur Bestimmung der Dauer des Sonnenscheins oder der Zeitpunkte des Erscheinens oder Verschwindens der Sonne, besteht aus einem flachen, quadratischen, inwendig schwarz angestrichenen Kasten, dessen innere Wände mit photographischem Papier bekleidet sind. Bei zweckentsprechender Aufstellung des Kastens fallen durch Öffnungen, welche in den drei nach Osten, Süden und Westen gerichteten Seitenflächen des Kastens angebracht sind, Lichtstrahlen in denselben und hinterlassen auf dem photographischen Papier die Bezeichnung des von ihnen zurückgelegten Wegs. Auch heißt A. ein Instrument zur Bestimmung der chemisch wirkenden Kraft der Sonnenstrahlen.

Aktinolith, s. Hornblende.

Aktinolithschiefer, s. Hornblendefels.

Aktinometer (griech., "Strahlenmesser"), von Pouillet konstruierter Apparat zur Ermittelung der Gesetze der nächtlichen Wärmestrahlung, besteht aus einem Thermometer, welches in einem Metallcylinder in horizontaler Lage auf die Weise angebracht ist, daß mittels Schwanenfedern jede Wärmezuleitung von unten und von der Seite her gehindert wird. Wird der Apparat in einer heitern Nacht im Freien aufgestellt, so muß das Thermometer, weil es durch Ausstrahlung fortwährend Wärme verliert, ohne Ersatz dafür zu erhalten, bedeutend unter den Temperaturgrad der umgebenden Luft sinken, und aus den damit angestellten Versuchen ergibt sich, daß die Temperatur des Aktinometers fast in derselben Weise abnimmt wie die Temperatur der Luft, daß also bei niedriger Lufttemperatur eine nicht weniger starke Strahlung gegen den Himmelsraum stattfindet als bei hoher. Die Beobachtungen mittels des Aktinometers beweisen, daß die Temperatur des Himmelsraums eine äußerst niedrige sein muß. Mit demselben Namen, A., bezeichnet man auch ein von Herschel konstruiertes Instrument, welches zur Intensitätsbestimmung der Sonnenstrahlung dient.

Aktinomorph (griech., "strahlig"), in der Botanik Bezeichnung einer Blüte, die sich durch mindestens zwei Ebenen in spiegelbildlich gleiche Hälften teilen läßt wie alle regelmäßigen Blüten.

Aktinomykose (griech.), Geschwulstbildung, welche bei Rindern und Schweinen, wahrscheinlich auch bei andern Tieren und beim Menschen vorkommt. Rinder erkranken nicht selten an einer Verdickung und Verhärtung der Zunge (chronische Zungenentzündung, Holzzunge), an Knochengeschwülsten im Unterkiefer (Winddorn) und an Geschwülsten in der Rachenschleimhaut. In diesen Geschwülsten fand Hahn 1872 Pilze, und Bollinger erkannte 1877, daß diese Geschwulstbildung eine echte Pilzkrankheit sei. Der Pilz wurde von Harz untersucht und Actinomyces (Strahlenpilz) benannt. Die Geschwulst in der Zunge oder am Kiefer der Rinder besteht aus einem Konglomerat verschieden großer Knötchen, welche auf der Schnittfläche meist trübe und gelblichweiß aussehen, und nimmt in der Regel einen chronischen Verlauf. Gewöhnlich behindert aber die Geschwulst des Kiefers nach 2-3 Monaten das Kaugeschäft des Rindes so sehr, daß das Tier sich kaum noch am Leben erhalten kann. Gün-^[folgende Seite]