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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Alabama

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Alabama.

Alabama (Alabama River), Fluß im gleichnamigen nordamerikan. Staat, wird durch Vereinigung der in Georgia entspringenden Flüsse Coosa und Tallapoosa gebildet, fließt nach SSW., nimmt von W. her den Cahawba auf und vereinigt sich mit dem Tombigbee zum Mobile River (s. d.), Der A. ist fischreich und bis Montgomery, 590 km über der Mobilebai, für kleinere Schiffe fahrbar. Seine Ufer sind als Fundort vieler antediluvianischer Tierskelette berühmt, unter denen namentlich der von Koch, dem Entdecker des Missouritiers, aufgefundene Hydrarchus zu nennen ist.

Alabama (abgekürzt Ala.), einer der südlichen Staaten der nordamerikan. Union, wird im N. vom Staate Tennessee, im O. von Georgia und Florida, im S. von Florida und dem Golf von Mexiko und im W. von dem Staat Mississippi begrenzt und liegt zwischen 30° 10' und 35° nördl. Br. und zwischen 84° 53' und 88° 35' westl. L. v. Gr. (s. Karte "Vereinigte Staaten"). Den nordöstlichen Teil von A. durchziehen Zweige des Alleghanygebirges, wie Racoon und Lookout Mountains, die bis 445 m ansteigen. Hier ist der Bau von Cerealien vorherrschend, wie überhaupt die Boden- und Kulturverhältnisse hier mehr die der nördlichen Staaten der Union sind. Der wellige, etwa 100 m hohe mittlere Teil des Staats hat den fruchtbarsten Boden und großen Reichtum an Produkten. Die Waldungen bestehen hier wie im N. aus Eichen, roten Zedern, Tannen, Pappeln, Ulmen, langnadeligen Fichten (Pinus australis), Cypressen, Kastanien-, Maulbeer- und Walnußbäumen, Magnolien etc. und liefern treffliches Schiffbauholz. Der südliche Teil bildet eine Ebene, welche sich wenig über das Niveau des Meers erhebt und teils sandig mit Föhrenwaldungen, teils sumpfig und mit Rohrdickicht bedeckt, längs der Flüsse aber sehr fruchtbar ist. Im allgemeinen dacht sich das Land gegen den Golf von Mexiko hin ab, und dieser Neigung entspricht der Lauf der Flüsse, welche, mit Ausnahme des Tennessee, dem genannten Golf zufließen. Die bedeutendsten derselben sind der Alabama River, der nach seiner Vereinigung mit dem Tombigbee den Mobile River bildet; östlich davon der Esambia ^[richtig: Escambia] und der die Grenze gegen Georgia bildende Chattahoochee und im N. der westlich fließende Tennessee. Die 56 km ins Land einschneidende Mobilebai ist ein seichtes Haff des Golfs von Mexiko, dessen Fahrweg nur Schiffen von 3 m Tiefgang zugänglich ist. Das Klima ist im nördlichen und mittlern Teil des Staats gemäßigt und gesund; im südlichen Teil und in den Flußniederungen kommen leicht Fieber vor, die besonders dem Europäer gefährlich werden. Die Jahrestemperatur schwankt zwischen 15° und 21° C. In Mobile fallen jährlich 1948 mm Regen, in Montgomery nur 1665 mm. A. hat ein Areal von 134,182 qkm (2437 QM.) mit (1870) 996,992, (1880) 1,262,505 Einw. (wovon 600,103 Farbige und 213 Indianer). Von den über zehn Jahre alten Bewohnern konnten 1880: 25,7 Proz. der Weißen und 81 Proz. der Neger nicht schreiben. Die öffentlichen Volksschulen wurden von nur 111,889 weißen und 75,661 farbigen Kindern besucht, während die Universität des Staats, die landwirtschaftliche Akademie in Auburn und ein College 314 Schüler zählten. Es erscheinen 125 Zeitungen (nur 6 täglich). - Von der Bevölkerung leben 77,3 Proz. von der Landwirtschaft, 3,3 Proz. von Handel und Verkehr und nur 4,7 von Gewerben. Von der gesamten Oberfläche sind erst 20 Proz. angebaut, 63 Proz. bestehen aus Wald. Den Wert sämtlicher landwirtschaftlicher Produkte schätzte man 1880 auf 57 Mill. Doll. Der reichste und produktivste Teil des Staats ist die 120 km breite Baumwollregion, die sich durch die Mitte desselben von O. nach W. erstreckt. Von Cerealien (Ertrag 1882: 13,4 Mill. hl) wird vorzugsweise Mais, besonders an den Flußniederungen, gebaut. Ferner baute man namentlich Reis, Bataten, Baumwolle (810,000 Ballen), Zucker (231 hl und 28,965 hl Melasse) und 4756 Ztr. Tabak. An Vieh zählte man 1883: 116,240 Pferde, 125,961 Maultiere und Esel, 761,849 Rinder, 350,944 Schafe und 1,225,534 Schweine. Im Vergleich mit 1870 ist die Produktion ungemein gestiegen, wenn auch die Baumwollernte noch nicht so groß ist, als sie es bei 997,978 Ballen im Jahr 1860 war. Fisch- und Austernfang sind von geringer Bedeutung (Ertrag 1880: 119,275 Doll.), dahingegen verspricht der Bergbau viel für die Zukunft. Die Kohlenfelder am Black-Warrior River, am Cahawba (Nebenfluß des Alabama) und Tennessee bedecken ein Areal von 10,500 qkm und lieferten 1882: 800,000 Ton. Steinkohlen und 98,081 T. Roheisen. Auch etwas Gold und Kupfer werden gewonnen. In 2070 gewerblichen Anstalten mit 10,019 Arbeitern war 1880 ein Kapital von 9,668,000 Doll. angelegt. Sie verarbeiteten Rohmaterial im Wert von 8,545,520 Doll. und lieferten Erzeugnisse zum Betrag von 13,565,404 Doll. Am wichtigsten sind die Kornmühlen (1366 Arbeiter), die Sägemühlen (1647 Arbeiter), die Eisenwerke (1626 Arbeiter) und die Baumwollspinnereien und -Webereien (1060 Stühle, 55,072 Spindeln und 1600 Arbeiter). A. hat (1883) 3315 km Eisenbahnen und 3200 km fahrbare Flüsse. Mobile ist Hauptsitz des Handels. Zur Ausfuhr kommen namentlich Baumwolle, Sägeholz, Harz, Terpentin und Mehl.

Nach der Verfassung von 1868 ruht die gesetzgebende Gewalt in den Händen eines Senats von 33 und eines Abgeordnetenhauses von 100 Mitgliedern, von denen erstere auf vier, letztere auf zwei Jahre gewählt werden. Der Gouverneur, die obern Staatsbeamten und sämtliche Richter werden vom Volk gewählt. Hauptstadt ist Montgomery. Staats- und Gemeindesteuern beliefen sich 1880 auf 2,061,978 Doll. (bei einem Real- und beweglichen Eigentum von 123 Mill. Doll.). Der Staat hatte eine Schuld von nur 1,134,880 Doll., die Gemeinden von 1,491,629 Doll.; im Oktober 1882 aber belief sich die "regulierte" Schuld auf 12,153,723 Doll. Im Kongreß ist A. durch sechs Repräsentanten vertreten.

Geschichtliches. Bereits 1540 kam der Spanier Fernando de Soto nach A., verließ es jedoch schon nach wenigen Monaten wieder, da er sich in seiner Erwartung, Schätze Goldes zu finden, getäuscht sah. Erst 1698 landete wieder der Franzose Yberville in der Absicht, zwischen Frankreich und dem Mississippiland eine nähere Verbindung herzustellen, nicht weit von der Stelle, wo jetzt Mobile liegt, was 1702 die Errichtung eines Forts daselbst im Namen des Königs von Frankreich zur Folge hatte. Bis 1800 geschah jedoch wenig zur Kolonisierung des Landes. Früher gehörte der größte Teil von A. zu Georgia. Dies überließ aber 1802 alles Land westlich vom Chatahoochee ^[richtig: Chattahoochee] der Union, welche daraus und aus dem zwischen dem Perdido und Mississippi gelegenen Teil von Westflorida ein Gebiet bildete. Hieraus wurden 1817 zwei besondere Territorien geschieden, wovon das östliche nach seinem Hauptfluß Alabamaterritorium genannt, das westliche zum Staat Mississippi geschlagen wurde. Im J. 1819 nahm das Territorium eine Konstitution an und trat 1820 als selbständiger