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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Alaja; Alajuela; Alaknanda; Ala-kul; Alălie; Alaman; Alamannen; Alamanni

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Alaja – Alamanni

Bézénobres (156,86 qkm, 5671 E.). – 2) A. (lat. Alesium), Hauptstadt des Arrondissements A. und einer ehemaligen Grafschaft, am Fuße der Cevennen, links vom Gardon und an der Linie St. Germain des Fossés-Tarascon der Franz. Mittelmeerbahn und der Lokalbahn A.-Rhône (57 km), ist Sitz der Unterpräfektur, eines Civil- und Handelstribunals, einer Bergbaubehörde für die im Norden gelegenen Eisen- und Steinkohlenwerke von Grand’-Combe, und hat (1891) 18333, als Gemeinde 24356 E., eine Bibliothek (6000 Bände), naturwissenschaftliche Sammlung, Gesellschaft der Wissenschaften; Kaserne und Gefängnis im alten Schloß; Wasserleitung, bedeutende Seidenindustrie (20 Spinnereien mit jährlicher Produktion von 30 t Rohseide), Eisengießereien, Maschinenbauwerkstätten, Glasfabriken u. s. w., beträchtlichen Handel mit Seidenzeug und Bändern und Maulbeerbaumzucht. In der Nähe eisenhaltige Quellen. Das Becken von A. lieferte 1882: 1½ Mill. t Stein-, 6000 t Braunkohlen, 15000 t Schwefelkies, 400 t Asphalt, 18750 t Eisen, 3000 t Blei u. s. w. – Zur Niederhaltung der durch die Aufhebung des Edikts von Nantes und durch die Dragonaden empörten prot. Bevölkerung wurde unter Ludwig ⅩⅣ. 1689 zu A. ein Fort angelegt. Im Frieden zu A. vom 27. Juni 1629 unterwarf sich der Hugenottenführer Herzog von Rohan.

Alaja, Alagia oder Aladscha, dichte, bunte Baumwollstoffe, die in der Türkei in großer Menge, meist aus eingeführten gefärbten Garnen gewebt worden. Man fertigt sie auch halb aus Seide und halb aus Baumwolle. Nachahmungen dieser Gewebe werden auch aus Deutschland und der Schweiz dort eingeführt; das Hauptabsatzgebiet ist Kleinasien.

Alajuela (spr. -chuehla). 1) Provinz im mittelamerik. Staate Costa-Rica, hat 27000 E. – 2) A., Hauptstadt der Provinz A., südlich vom Vulkan Poas, mit der Ostküste durch Eisenbahn, mit der Westküste (Punta-Arenas) durch Landstraße verbunden, hat etwa 8000 E., die Handel treiben.

Alaknanda, Quellfluß des Ganges (s. d.).

Ala-kul (kirgis., «bunter See»), Name zweier Seen des russ. Gebietes Semirjetschensk an der chines. Grenze, 96 km östlich vom Balchaschsee in einer niedrigen Steppe zwischen dem Tarbagatai und dem Semirjetschenskischen Alatau. – Der östl. oder große A. (in 237 m Höhe), auch Aisch-kul genannt, ist 2045,6 qkm groß, 59 km lang, 43 km breit und etwas über 4 m tief. Seine Ufer sind größtenteils niedrig, sandig und mit Schilf bewachsen. Der westl. A. oder Ssassyk-kul, von dem östlichen durch eine sumpfige, 21 km breite Landenge getrennt, ist 523,5 qkm groß, 43 km lang und 16 km breit. In beiden Seen hat das Wasser einen salzigen Geschmack; Fische haben sie nur in geringer Menge. Unverkennbar haben beide Seen früher ein einziges Seebecken gebildet.

Alălie (grch.), «Sprachlosigkeit», die bei Gehirnkrankheiten auftretende Unfähigkeit, artikulierte Laute hervorzubringen (s. Sprachstörungen).

Alaman, Lucas, mexik. Staatsmann und Geschichtschreiber, geb. um 1775 in Mexiko, war Deputierter der Kolonien in den Cortes von Spanien, kehrte 1823, nach dem Sturze Iturbides, nach Mexiko zurück, wo er die span. Partei vertrat. Als Minister der innern und äußern Angelegenheiten wirkte er unter den Präsidenten Guadeloup Victoria und Bustamente für die Entwicklung des Ackerbaues, der Industrie und der Volkserziehung. Unter Santa Anna wurde A. 1834 Direktor der Industriekommission und errichtete unter anderm Baumwoll- und Wollspinnereien in Cocolapan und Celaya. Er gab einige Zeit «El Universal», eine Zeitung mit monarchischer Tendenz, heraus, unterstützte die Bestrebungen Santa Annas (s. d.) und nahm auch Anteil an den gewaltsamen Maßregeln, die dieser 1853 als Diktator ergriff. A. starb 2. Juni 1855. Er schrieb u. a.: «Disertaciones sobre la historia mejicana» (3 Bde., Mexiko 1844‒49) und «Historia de Mejico» (5 Bde., ebd. 1849‒52).

Alamannen, nicht Alemannen, Name eines der deutschen Stämme, die sich seit dem 2. und 3. Jahrh. aus verwandten Völkerschaften bildeten. Die Ableitung des Namens A. von alah, d. i. Tempel (obgleich sprachlich bedenklich), empfiehlt sich, weil die bedeutendste der in den A. aufgegangenen Völkerschaften jedenfalls die Semnonen (s. d.) waren, die Hüter des Heiligtums des Ziu (s. Tyr). Die A. selbst nannten sich Sueven (s. d.) und im Mittelalter hieß ihr Herzogtum Schwaben (s. d.), für das der bei den Römern einmal üblich gewordene Name Alamannia blieb. Die A. werden zuerst 213 genannt und zwar als am obern Main seßhaft. Sie drängten wiederholt gegen den Limes oder Pfahlgraben (s. d.), besetzten um 290 das dahinter liegende romanisierte Zehntland (s. Decumatische Äcker) und scheinen um 350 auch das Elsaß gewonnen zu haben. Kaiser Julianus entriß es ihnen wieder durch den Sieg bei Straßburg 357; aber seit Attilas Zug 451 und dem Tode des Aëtius 454 fand ihr Vordringen über den Rhein wenig Widerstand. Sie besetzten das Elsaß und drangen nördlich bis gegen Köln und Aachen vor. Um 500 wurden die A. von dem Frankenkönige Chlodwig unterworfen, doch zog sich ein Teil des Volks unter dem Schutze des Ostgotenkönigs Theodorich zurück, der ihm südlich von Donau und Rhein Sitze anwies. Beim Zusammenbruch des Ostgotischen Reichs kamen auch sie unter fränk. Herrschaft. Sie hatten besondere Herzöge, deren Stellung je nach der Kraft der fränk. Könige mehr oder weniger selbständig war. Unter Karl d. Gr. erlosch dies Stammesherzogtum, erhob sich jedoch als Provinz des neuen Deutschen Königreichs Anfang des 10. Jahrh. wieder, bis es sich mit dem Untergange der Staufer in eine große Zahl von Territorien auflöste. Die Mundart der A. zerfällt in zwei Hauptzweige, die man als schwäbisch und alamannisch unterscheidet (s. Deutsche Mundarten). Über das Gesetzbuch der A. s. Germanische Volksrechte. – Vgl. Haas, Urzustände Alemanniens (Erlangen 1865); Bacmeister, Alemann. Wanderungen (Stuttg. 1867); Stälin, Wirtemb. Geschichte (4 Bde., ebd. 1841‒73); Kaufmann, Deutsche Geschichte bis auf Karl d. Gr. (2 Bde., Lpz. 1880‒81); H. von Schubert, Die Unterwerfung der A. (Straßb. 1884); Birlinger, Rechtsrhein. Alemannien (Stuttg. 1890).

Alamanni, Luigi, ital. Dichter, geb. 28. Okt. 1495 zu Florenz, aus edler (1795 erloschener) Familie. Er nahm 1522 an einer Verschwörung gegen Kardinal Giulio de’ Medici teil, entkam nach deren Entdeckung nach Frankreich, wo er den Schutz Franz’ Ⅰ. fand. 1527, nach Vertreibung der Medici, erschien er in Florenz, suchte für die Republik durch den ihm befreundeten Andrea Doria den Schutz des Kaisers zu. gewinnen, wurde aber dadurch der herrschenden Partei verdächtig und mußte die Stadt verlassen. Die zurückkehrenden Medici erklärten ihn 1532 zum Rebellen. Er lebte nun