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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Alfons; Alfonsinische Tafeln; Alfonsino; Alfort; Alfrank; Alfred

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Alfons XIII. (König von Spanien) - Alfred

des in Straßburg garnisonierenden schleswig-holstein. Ulanenregiments Nr. 15 ernannt. Als dann der König auf der Rückreise nach Spanien 29. Sept. in Paris eintraf, wurde er von der Menge mit dem Rufe "Nieder mit dem Ulanenkönig" empfangen und unter beleidigendem Geschrei nach der span. Botschaft begleitet. Der Präsident der Republik Grévy machte dem König sofort einen Entschuldigungsbesuch und gab ihm zu Ehren ein Festbankett, an welchem A. auch teilnahm. Aber das peinliche Aufsehen der Beschimpfung konnte dadurch nicht verringert werden. A. verließ 1. Okt. Paris und wurde 2. Okt. von der Bevölkerung Madrids auf das glänzendste empfangen. Als 1885 die Provinzen Granada und Malaga von der Cholera schwer heimgesucht wurden, reiste A. im Januar selbst dahin, besuchte die Kranken und suchte überall zu helfen und zu trösten. Die Bevölkerung von Madrid bereitete ihm bei seiner Rückkehr für diese mutvolle und großherzige That einen begeisterten Empfang. Bei dem Streit, der sich 1885 zwischen Spanien und Deutschland wegen des Besitzes der Carolineninseln erhob, zeigte sich A. als ein verständiger Beurteiler und als treuester Freund des Deutschen Reichs, der, im Vertrauen auf die friedliebende Politik des Kaisers Wilhelm, dem allgemeinen Kriegsgeschrei die Einsicht des Staatsmannes entgegenstellte. A. starb 25. Nov. 1885 in dem Schloß Pardo. Die Leiche wurde erst nach Madrid und von dort nach dem Escorial übergeführt, um daselbst in der Königsgruft beigesetzt zu werden. A. hinterließ aus seiner zweiten Ehe zwei Töchter, die 11. Sept. 1880 geborene Prinzessin Mercedes und die 12. Nov. 1882 geborene Prinzessin Maria Theresia. Die Königin-Witwe, die dem Gesetze gemäß die Regentschaft übernahm, wurde 17. Mai 1886 von einem Sohne entbunden, der als König Alfons XIII. proklamiert wurde.

Alfons XIII., König von Spanien, s. Alfons XII. und Spanien.

Alfons von Bourbon, Infant von Spanien, Bruder des Kronprätendenten "Karl VII.", Enkel des ehemaligen Kronprätendenten Don Carlos (s. Carlos, Don Maria José Isidoro), geb. 12. Sept. 1849, beteiligte sich an den Kämpfen der Karlisten und lebt, nachdem die von ihm und seiner Gemahlin, Maria de las Nieves, bei der Besetzung von Cuenca begangenen Blutthaten den Abscheu ganz Europas erweckt hatten, in der Zurückgezogenheit zu Graz.

Alfonsinische Tafeln, s. Alfons X.

Alfonsino (Alfonso de oro) oder Alphonsdor, span. Goldstück von 25 Pesetas oder Franken, nach gesetzlicher Ausprägung = 20,25 M. Von der Deutschen Reichsbank wird die Feinheit des A. (statt wie gesetzlich zu 900) nur zu 897½ Tausendteilen angenommen, so daß der Goldinhalt sich nur auf 20,19375 M. beläuft.

Alfort (spr. alfohr), s. Maisons-Alfort.

Alfrank, Pflanze, s. Solanum.

Alfred (angelsächs. Alfred), angelsächs. König (871-901), jüngerer Sohn des Königs Ethelwulf, geb. 849 zu Wantage in Berk, folgte seinem ältern Bruder Ethelred auf dem engl. Thron zu einer Zeit, als die Schöpfung seines Großvaters Egbert, die Einigung der angelsächs. Reiche in Britannien unter Führung von Wessex, durch die Angriffe der Dänen vernichtet wurde. Nach kleinern Kämpfen in den ersten Jahren seiner Regierung erlag A. 878 in seinem eigenen Stammreich Wessex einem umfassenden dän. Einfall; er mußte fliehen und sich verbergen, sammelte aber heimlich ein kleines Heer und eroberte noch in demselben Jahre das Verlorene zurück, dazu den südwestl. Teil des nördlich angrenzenden Mercia. Er begnügte sich, in diesem gesicherten Besitz dem Eroberer einen festen Damm entgegenzustellen, ein Kernland für die künftige Wiedervereinigung der Angelsachsen zu schaffen. Nur im Verteidigungskrieg noch zu den Waffen greifend, widmete er nun seine ganze Kraft dem Ausbau des Landes im Innern. Über Mercia setzte er ein Glied des frühern Herrscherhauses, Ethelstan, dem er seine Tochter zur Ehe gab; er sicherte die Grenzen, organisierte den Heeresdienst und schuf eine Flotte zum Schutz der Küste, weshalb er als Vater der engl. Marine gilt. Er sichtete die alten Gesetze von Kent, Wessex und Mercia und vereinigte sie mit neuen zu einer Sammlung, aus der das "common law" erwuchs (Vgl. Turk, The legal code of A. the Great. Mit Einleitung. Lpz. 1889); durch Kräftigung der Gerichtspflege und Trennung des Richteramtes vom Heerbefehl gab er ihnen neues Ansehen und stärkte so Königsgewalt und staatliche Ordnung. Ein Förderer religiösen Zinnes und geistiger Interessen, sorgte er für die Bildung seiner Unterthanen; er selbst übersetzte und bearbeitete für sie theol. und geschichtliche Werke aus dem Lateinischen (das er noch im 36. Jahre lernte), wie des Gregorius "Cura pastoralis" und der Boëthius "De consolatione philosophiae", die Kirchengeschichte Bedas und die Geschichte des Orosius, der er Berichte über Reisen an der Nord- und Ostseeküste und eine Beschreibung der slaw. Länder hinzufügte (s. Angelsächsische Litteratur). Auch suchte er mit fremden Nationen fruchtbringende Verbindung zu schaffen; in seinem Auftrag fuhr der Normanne Ohther von Norwegen bis ins Weiße Meer, Wulfstan von Schleswig bis in den Finnischen Meerbusen. A. starb Ende Okt. 901. Er war ein Monarch, der mit weitschauendem Blick die pünktliche Sorgfalt im einzelnen, mit rastlosem Thatendrang dre weise Beschränkung auf das Erreichbare, mit dem praktischen Verstand des Verwalters die Anmut einer für seine Zeit hohen Geistesbildung verband. Sage und Dichtung haben ihn deshalb zu ihrem Helden erhoben und seine nur einen Teil Englands berührende Wirksamkeit für das ganze Land in Anspruch genommen. Sein Beiname "der Große" geht nicht vor das 16. Jahrh. zurück. A.s Werke gab Giles (mit Bosworth u. a.) heraus: "The whole works of King A." (2 Bde., Lond. 1858).

Hauptquelle sind die zeitgenössischen "Annales rerum gestarum Aelfredi" von seinem Freunde Asser, Bischof von Sherham (hg. von Wise, Oxf. 1722, und in den "Monumenta historica Britannica", Bd. 1, Lond. 1848). - Vgl. Lappenberg, Geschichte von England, Bd. 1 (Hamb. 1834); Stubbs, Constitutional history of England, Bd. 1 (Lond. 1874): Winkelmann, Geschichte der Angelsachsen bis zum Tode König A.s (Berl. 1883); Pauli, König A. und seine Stellung in der Geschichte Englands (ebd. 1851); ferner: I. V. Weiß, Geschichte A.s d. Gr. (Schaffh. 1852); Hughes, A. the Great (Lond. 1878).

Alfred, Ernst Albert, Herzog von Sachsen-Coburg-Gotha, geb. 6. Aug. 1844 in Windsor-Castle als zweiter Sohn der Königin Victoria von England, wurde 1866 Herzog von Edinburgh und Graf von Ulster und Kent, machte als Kadett mehrere Seereisen auf Kriegsschiffen und fuhr 1867 als Kommandant der "Galatea" nach Australien, wo er