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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Alkaluretika; Alkamenes; Alkamil; Alkan; Alkanna; Alkannarot; Alkannawurzel; Alkannin; Alkäos; Alkarsin; Alkatifa; Alkazar; Alkazar Kebir

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Alkaluretika - Alkazar Kebir.

ist die Benutzung der A. als Arzneimittel sehr allgemein. Sie wirken schon in sehr geringen Mengen bedeutend auf den Organismus. Man gibt sie oder noch häufiger ihre Salze in fester und flüssiger Form, appliziert sie direkt auf Schleimhäute oder spritzt ihre Lösungen unter die Haut (subkutane Injektion). Die Wirkung macht sich teilweise schon im Blut geltend, ist jedoch hauptsächlich auf das Nervensystem gerichtet. Auffallend ist der Gegensatz in der Wirkung mancher A. (Antagonismus). So hebt Atropin die giftigen Wirkungen des Morphins auf und umgekehrt, aber das Atropin hindert nicht die schmerzstillende Wirkung des Morphins, und man kann daher in dieser Beziehung mit letzterm viel größere Resultate erzielen, wenn man gleichzeitig wie als Schutzmittel Atropin darreicht. Von manchen Alkaloiden vernichten schon sehr geringe Mengen das Leben, und Vergiftungen erfordern schleunigste ärztliche Hilfe, welche sich zunächst auf Überführung des Gifts in unlösliche Form mittels Tannins und Entfernung desselben aus dem Körper richtet. Die Nachweisung der A. bei Giftmorden gelingt in den meisten Fällen. Man extrahiert den Mageninhalt etc. mit angesäuertem Alkohol und erhält so eine Lösung des Alkaloids als Salz, welche man durch Verdampfen von Alkohol befreit, mit Äther (in welchem das Alkaloidsalz nicht oder nur wenig löslich ist) schüttelt, um Fette etc. zu entfernen, dann mit Alkali übersättigt, worauf man das nun frei gewordene Alkaloid (welches in Wasser schwer löslich ist) durch Schütteln mit Äther, Amylalkohol, Chloroform oder Benzin (in denen es sich leicht löst) in diese Flüssigkeiten überführt. Es kann dann leicht weiter gereinigt und an seinen Reaktionen und physiologischen Wirkungen auf Tiere erkannt werden. Vgl. A. und Th. Husemann, Die Pflanzenstoffe (2. Aufl., Berl. 1883).

Alkaluretika (griech.), Heilmittel, welche Absonderung eines alkalireichen Urins bewirken. Solche sind außer den Alkalien Speisen und Getränke, welche viel alkalische Salze enthalten, z. B. manche Obstarten, Mineralwässer von Bilin, Wildungen, Vichy u. a. Die Heilkunde wendet solche Mittel an, um die Bildung harnsaurer Steine im Nierenbecken und in der Harnblase zu verhüten.

Alkamenes, griech. Bildhauer, einer der bedeutendsten Schüler des Pheidias, fertigte für den Tempel des Zeus in Olympia die Entwürfe zur westlichen Giebelgruppe, Kämpfe der Centauren und Lapithen darstellend, schuf, wie Pheidias, zahlreiche Götterbilder, meist für seine Vaterstadt Athen, so die des Hephästos, des Ares und Dionysos, letzteres aus Gold und Elfenbein (Chryselephantin). Seine Aphrodite siegte über Agorakritos' Statue, die derselbe als Nemesis nach Rhamnus stiftete. Er wirkte bis um 402 v. Chr.

Alkamil, s. Kamel.

Alkan, Charles Valentin, franz. Klavierspieler und Komponist, geb. 1813 zu Paris, studierte am dortigen Konservatorium unter Dourlen Komposition sowie unter Zimmermann das Klavierspiel und wirkte nach absolvierter Lehrzeit mit großem Erfolg als Virtuose, Lehrer und Komponist. Unter seinen zahlreichen Arbeiten, die an Kühnheit, Tiefe und Originalität diejenigen seiner Landsleute fast ausnahmslos weit überragen, sind besonders "Zwölf Etüden in den Molltonarten" (Op. 39) bemerkenswert, eine wahre Epopöe für das Klavier, wie sie Fétis nennt, auf 276 Seiten eine ganze Reihe cyklischer Werke enthaltend, darunter eine viersätzige Symphonie, ein dreisätziges Konzert und am Schluß die gewaltigen Variationen "Le festin d'Esope".

Alkanna Tausch, Gattung aus der Familie der Boragineen, kleine, rauhhaarige, perennierende Kräuter, oft mit niedergestreckten Stengeln, rot färbender Wurzel, wechselständigen Blättern, in einfachen oder wenig verzweigten, beblätterten Wickeltrauben stehenden Blüten und stark gekrümmten, warzig rauhen oder stacheligen Nüßchen. Etwa 40 Arten in den Mittelmeerländern. A. tinctoria Tausch, mit schwarzvioletten Blumen, findet sich auf sandigem Boden in Südeuropa, Ungarn, Kleinasien und Nordafrika und liefert die Alkannawurzel, welche aus Spanien, Frankreich, Ungarn in walzigen, federkiel- bis daumenstarken, meist gekrümmten Stücken mit gelblichem Holzkörper und dunkelroter, runzeliger, blätteriger, locker aufsitzender Rinde in den Handel kommt; sie enthält das Alkannarot (s. d.) und wird zum Rotfärben von Ölen, Pomaden, Likören etc. benutzt. Früher verstand man unter Alkannawurzel die Wurzel der orientalischen Lawsonia inermis L. und nannte die europäische Drogue falsche Alkannawurzel.

Alkannarot (Alkannin, Anchusin, Anchusasäure) C35H40O8^[C<sub>35</sub>H<sub>40</sub>O<sub>8</sub>], Farbstoff in der Wurzel von Alkanna tinctoria, wird durch Extraktion derselben mit Schwefelkohlenstoff oder Petroleumäther gewonnen, ist amorph, löslich in Alkohol, Äther, Schwefelkohlenstoff, Petroleumäther, flüchtigen und fetten Ölen, nicht in Wasser, schmilzt bei 60°, kann zum Teil unzersetzt sublimiert werden, bildet mit Alkalien und Erdalkalien blaue, in Wasser lösliche, mit Metallsalzen unlösliche Verbindungen. A. dient zum Färben von Haarölen, Firnis, Zahntinkturen etc., seltener in der Zeugdruckerei. Es ist ein außerordentlich empfindliches Reagens auf Alkalien und Ammoniak, indem es von geringen Spuren derselben blau gefärbt und die blaue Verbindung umgekehrt von sehr geringer Menge Säure gerötet wird. Man benutzt daher ein mit A. getränktes Papier in der chemischen Analyse wie Lackmuspapier.

Alkannawurzel, s. Alkanna und Lawsonia.

Alkannin, s. Alkannarot.

Alkäos, berühmter griech. Lyriker, aus Mytilene auf Lesbos, blühte um 600 v. Chr. als älterer Zeitgenosse der Sappho. Einem der edelsten Geschlechter angehörig, war er einer der Vorkämpfer der Adelspartei gegen die Tyrannen seiner Vaterstadt (Myrsilos, Melanchros u. a.). Deshalb aus der Heimat verbannt, bekämpfte er nach dem Sturz der Tyrannenherrschaft den vom Volk zum Äsymneten oder Schiedsrichter berufenen weisen Pittakos, einen frühern Parteigenossen, geriet aber bei dem Versuch, die Rückkehr zu erzwingen, in die Gewalt seines Gegners, der ihm großmütig verzieh. Nach dem Urteil der Alten waren die in äolischer Mundart und kunstvollen Formen abgefaßten Gedichte des A., nach dem das bekannte alkäische Versmaß benannt ist, von hoher Schönheit, voll feuriger Leidenschaft und männlicher Kraft. Unter den Alten war der Römer Horaz sein glücklichster Nachahmer. Von den mindestens zehn Büchern seiner Dichtungen: Hymnen, politischen Liedern, dem Hauptbestandteil der Sammlung, Trink- und Liebesliedern, sind nur geringe Bruchstücke erhalten (gesammelt von Matthiä, Leipz. 1827, und in Bergks "Poetae lyrici graeci"). Vgl. Kock, A. und Sappho (Berl. 1852).

Alkarsin, s. Kakodyl.

Alkatifa (arab.-span.), Prachtteppich mit Gold- und Silberstickerei.

Alkazar (arab.-span.), Schloß, Palast.

Alkazar Kebir (Alkassar, arab. Kasr el Kebir, "das große Schloß"), Stadt im nördlichen Marokko,