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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Allegheny - Allegro.

Fässer gestiegen ist. - Das Äußere des Gebirges trägt einen reichen Schmuck der nützlichsten Baumarten, unter denen weiße Fichten, Zucker- und andre Ahorne, Weißbirken, Eschen und Buchen, Hemlockstannen, Zedern, Kiefern und andre Nadelhölzer, im S. der große Kirschbaum (in Virginia ausgedehnte Waldungen bildend), verschiedene Eichenarten und Kastanien, Weißpappeln etc. die Hauptrolle spielen, während unter den Sträuchern besonders die Kalmien und Rhododendronarten, die fast in allen Flußthälern in üppiger Fülle prangen, sowie der Lorbeer charakteristisch hervortreten. Vgl. Credner, Die Geognosie und der Mineralreichtum des Alleghanysystems (in "Petermanns Mitteilungen" 1871).

Allegheny, Stadt, s. Pittsburg.

Allegiance (engl., spr. ällihdschens), Gehorsam, Unterthanentreue, daher Oath of A., der Unterthaneneid, den nach dem gemeinen Recht früher jeder Brite nach Vollendung des zwölften Lebensjahrs seinem Souverän als weltlichem Oberhaupt zu leisten hatte, und der noch jetzt von gewissen Beamten bei ihrer Ernennung gefordert wird, im Gegensatz zum Oath of Supremacy, Supremateid (s. Supremat), der ehemals gleichfalls obligatorisch war.

Allegieren (lat.), eine Stelle aus einem Buch anführen; Allegat, das Angeführte, Citat; Allegation, Anführung einer Stelle.

Allegorie (griech., eigentlich ein Kundthun auf andre als die gewöhnliche Weise), sinnbildliche Darstellung, d. h. Darstellung eines Unsinnlichen (Allgemeinen, Abstrakten) durch Sinnliches (Besonderes, Konkretes), im Gegensatz zur Metapher (s. d.), welche Sinnliches durch Sinnliches, und zum Symbol (s. d.), welches Besonderes durch Allgemeines darstellt. Die A. hat das Eigentümliche, daß das darstellende Bild als Konkretes mehr enthält als der darzustellende Sinn als Abstraktes und daher in Bezug auf diesen notwendig irre führen muß, wenn der ganze Inhalt des Bildes als Inhalt des Sinnes verstanden wird. Soll dieser Fehler vermieden, der Inhalt des Bildes auf den Inhalt des Sinnes (der des Konkreten auf den des Abstrakten) beschränkt werden, so wird dadurch das Besondere seiner Besonderheit (das Konkrete der Merkmale, die es vor dem Abstrakten voraus hat) entkleidet und selbst allgemein (das sinnliche Bild zum abstrakten Schema, zur hohlen Abstraktion) gemacht: die A. wird frostig. Dieselbe ist daher weniger störend in der redenden Kunst, wo das Bild bloß gedacht, als in der bildenden, wo dasselbe gesehen werden soll. Ist das darzustellende Unsinnliche ein Begriff, so geht die A. in die Personifikation (s. d.), ist es dagegen ein (theoretisches oder praktisches) Urteil, so geht die A. in das Gleichnis (s. d.) über, welches, wenn die versinnlichte Wahrheit eine theoretische (metaphysische) ist, Paramythie (s. d.), wenn sie dagegen eine praktische (moralische) Wahrheit ist, (äsopische) Fabel (s. d.) heißt.

Die bildende Kunst bedient sich der A. entweder bloß symbolisch (attributiv), indem sie den darzustellenden Begriff (das Abstrakte) durch das darstellende Bild (das Konkrete) mehr andeutet, als ausführt (Ölzweig für Friede), oder personifizierend (plastisch), indem sie denselben durch eine Persönlichkeit veranschaulicht (ernste Frauengestalt als A. der Tugend). Da aber die Darstellung auf beiden Wegen leicht undeutlich oder mehrdeutig ausfällt, so wendet die Kunst zur Kenntlichmachung des Begriffs solche sinnliche Zeichen und Beigaben an, die bereits eine allgemein bekannte, konventionelle Bedeutung erlangt haben (die sogen. Attribute), z. B. die Augenbinde, das Schwert und die Wage bei der A. der Gerechtigkeit, das Füllhorn, die Palme bei den Allegorien des Reichtums und des Ruhms, etc. Die allegorische Darstellungsweise stand das Mittelalter hindurch und weit darüber hinaus in großer Beliebtheit, sowohl in der Poesie wie in der bildenden Kunst. Auf poetischem Gebiet sind als die prägnantesten Beispiele der "Roman de la rose", der "Teuerdank", viele Dichtungen von H. Sachs, Spensers "Fairy queen" etc. zu nennen. In der Kunst trieb die A. zur Zeit der Spätrenaissance ihre üppigsten Blüten; wir erinnern z. B. an Berninis Papstgrabmäler, an Rubens' A. des Kriegs und Leben der Maria von Medici, an M. de Vos' Sieg der Weisheit u. a. Erst seit Lessings "Laokoon", der das Unkünstlerische dieser Richtung nachwies, tritt die A. zurück. Vgl. Winckelmann, Versuch einer A. (1766; hrsg. von Dressel, Leipz. 1866); Blümner, über den Gebrauch der A. in den bildenden Künsten ("Laokoon-Studien", Heft 1, Freiburg 1881); Frank, Darstellung und Deutung der Allegorien (für Kunsthandwerker etc., Hamb. 1880).

Allegorische Auslegung, diejenige Auslegungsmethode, welche den geheimen Sinn einer Schrift zu ermitteln sucht, im Grund nichts weiter als ein geistreiches, willkürliches Spielen mit Worten und Begriffen, welchem das Streben zu Grunde liegt, den Gehalt einer Schrift als bloße Form für einen andern, von ihr ganz unabhängigen Gehalt zu fassen. In diesem Sinn ist die a. A. schon von spätern griechischen Philosophen zur Erklärung Homers und andrer Dichter der Vorzeit, ganz besonders aber von den alexandrinischen Juden zur Erklärung der Heiligen Schrift angewandt worden. In der christlichen Theologie ist sie durch Origenes herrschend geworden, so daß sie selbst heutigestags noch nicht völlig überwunden ist, obgleich die Reformatoren grundsätzlich nur die grammatisch-historische Auslegung für zulässig erklärten, nachdem schon in der alten Kirche die antiochenische Schule an die Stelle der allegorischen Auslegung die Anwendung des grammatischen Schriftsinns für erbauliche Betrachtung gesetzt hatte.

Allegorisieren (griech.), etwas sinnbildlich darstellen.

Allegramente (ital.), s. v. w. Allegro.

Allegretto (abgekürzt All^{tto}, Diminutiv von allegro), gemäßigt lebhaft, Tempobezeichnung von sehr schwankender Bedeutung; es gibt Allegretti, die dem Allegro sehr nahestehen, während andre vollständig den Charakter eines Andante haben.

Allegri, 1) Antonio, Maler, s. Correggio.

2) Gregorio, ital. Kirchenkomponist der Palestrinaschen Schule, geb. 1590 zu Rom, war Schüler Naninis und seit 1628 Sänger in der päpstlichen Kapelle; er starb 1652 in Rom. Sein berühmtestes Werk ist das "Miserere", welches noch jetzt alljährlich in der Karwoche in der Sixtinischen Kapelle zu Rom aufgeführt wird. Es behandelt den 57. Psalm und ist für zwei Chöre (einen fünf- und einen vierstimmigen) gesetzt. Es ist dies jenes vor jeder Veröffentlichung und Vervielfältigung streng bewahrte Werk, welches der 14jährige Mozart 1770 in Rom nach zweimaligem Hören aus dem Gedächtnis niederschrieb und 1771 in London durch den Druck veröffentlichte. Infolgedessen machte Papst Clemens XIV. 1773 dem König von England eine Abschrift des Originals zum Geschenk.

Allegro (abgekürzt All^{o}, ital.), eine der ältesten musikalischen Tempobezeichnungen, bedeutet "heiter, lustig", hat aber im Lauf der Zeit die Bedeutung von