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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Anervie; Anerythropsie; Änesidēmus; Anĕsie; Anethan; Anethōl; Anethou; Anēthum; Anētisch; Aneurie; Aneurysma

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Anervie - Aneurysma

entsprechenden Mechanismus auf einen Zeiger übertragen, der an einer Skala die Größe des jeweiligen Luftdrucks angiebt. Die A. haben äußerlich die Form von Wand- oder Taschenuhren. Die untenstehende Figur zeigt die Konstruktion eines Vidischen A. Dasselbe besteht aus der leeren Kammer oder Büchse A, die aus zwei zusammengelöteten Scheiben von gewelltem Neusilber gebildet ist. Vermittelst eines Bolzens ist sie an die Bodenplatte B befestigt und vermittelst eines andern Stifts an eine starke Feder S, die von den Trägern F gehalten wird. Der an der Feder festsitzende, aus Eisen und Messing bestehende Hebelarm C hat die Bestimmung, die Temperatur auszugleichen. Er ist durch einen Winkelhebel bei D an einer um die Zeigerwelle O gewundenen Kette E befestigt. Die Spiralfeder P hält diese gespannt, sobald der Luftdruck abnimmt und der Zeiger sich nach links bewegt. Wenn der Luftdruck zunimmt, so zieht der Hebel an der Kette und der Zeiger bewegt sich nach rechts. Die A. sind sehr empfindlich, doch ist wegen der Veränderlichkeit der Elasticität eine häufige Kontrolle durch Quecksilberbarometer nötig. (S. Barometer.)

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Anervie, s. Aneurie.

Anerythropsie (grch.), s. Farbenblindheit.

Änesidēmus, skeptischer Philosoph, in Knossus auf Kreta geboren, lehrte, wie es scheint, zu Ciceros Zeit in Alexandria. Er hatte anfänglich der akademischen Richtung angehört, kehrte aber später zur reinen Skepsis Pyrrhons zurück, die er in seinen acht Büchern «Pyrrhōníōn lógōn» (Pyrrhonische Gründe) verteidigte und, auch im Kampfe mit Stoikern und Epikureern, nicht unwesentlich verschärfte. Von ihm rühren meist die bessern Bestandteile des skeptischen Systems her, wie es durch Sextus Empiricus (s. d.) erhalten ist; auch scheint er eine verhältnismäßig gründliche Kenntnis der ältern Philosophen besessen zu haben, wovon manche wichtige Reste ebenfalls bei Sextus erhalten sind. Diese histor. Richtung führte ihn auch auf Heraklit, der ihn so fesselte, daß er, wie es scheint in einer spätern Periode, eine freilich widerspruchsvolle Verknüpfung des Skepticismus mit dem Heraklitismus unternahm, die von der reinen Skepsis bekämpft wird. Von Ä. rühren auch die sog. 10 Tropen der Skeptiker her (s. Pyrrho).

Anĕsie (grch.), das Nachlassen, Schwächerwerden.

Anethan (spr. antáng), Jul. Jos., Baron d’, belg. Staatsminister, geb. 24. April 1803 zu Brüssel, wurde 1826 Staatsanwalt-Substitut in Courtrai und 1836 Generaladvokat im Brüsseler Appellhof; 16. Aug. 1843 trat er in das von Nothomb geleitete Kabinett als Justizminister, welche Stellung er auch unter den folgenden zwei Verwaltungen behauptete. Als im Aug. 1847 die Liberalen ans Staatsruder gelangten, nahm A., der inzwischen 1844 zum Deputierten von Löwen und 1849 zum Senator von Thielt gewählt worden war, unter den Wortführern der klerikalen Opposition eine hervorragende Stellung ein. Nachdem 2. Juli 1870 das liberale Kabinett mit Frère-Orban und Rogier vom Schauplatz abgetreten war, wurde ihm die Bildung des neuen Ministeriums anvertraut, in dem er das Portefeuille des Auswärtigen Amtes übernahm. Seine Haltung während des Deutsch-Französischen Krieges von 1870 und 1871 erwarb ihm den Ruf eines klugen und besonnenen Staatsmannes. Infolge der durch eine unpopuläre Verwaltungsmaßregel hervorgerufenen Unordnungen (s. Belgien) mußte A. 7.Dez. 1871 die Regierung an Malou abtreten; später war er Vicepräsident und Präsident des Senats, bis er sich 1885 zurückzog. Er starb 8. Okt. 1888 zu Brüssel.

Anethōl, der wesentliche Bestandteil vom Anisöl, Sternanisöl, Estragon- und Fenchelöl, ist der Methyläther eines als Anol bezeichneten Phenols von der Zusammensetzung C6H4(OH)·C3H5. Die Formel des A. ist daher C6H4(OCH3)·C3H5 ^[C<sub>6</sub>H<sub>4</sub>(OCH<sub>3</sub>)·C<sub>3</sub>H<sub>5</sub>]. Beim Abkühlen der genannten Öle krystallisiert das A. in glänzendweißen Schuppen aus, die bei 21° schmelzen und bei 232° sieden. Durch Oxydation mit verdünnter Salpetersäure liefert das A. Anisaldehyd und Anissäure. A. wird fabrikmäßig dargestellt.

Anethou (spr. antúh), Pic d’, auch Pico de Nethou, höchster Gipfel der Pyrenäen, s. Maladetta.

Anēthum L., Dill, Pflanzengattung aus der Familie der Umbelliferen (s. d.) mit nur wenigen, hauptsächlich in den Mittelmeerländern vorkommenden Arten. Alle haben feinzerteilte Blätter mit fadenförmigen Zipfeln. Die bekannteste Art ist der gemeine Dill (A. graveolens L.), der unter den Saaten im südl. Europa, im Orient und in Ägypten einheimisch ist und in Deutschland häufig angebaut wird. Er ist einjährig und hat 0,3 bis 1,2 m hohe, weißlich und dunkelgrün gestreifte Stengel, linealfädliche, verlängerte Blattzipfel, flache, 10‒30strahlige Dolden und elliptische, mit einem breiten, flachen Rande eingefaßte Früchte. Kraut und Blüten haben einen starken Geruch und Geschmack und werden als Gewürz, namentlich beim Einlegen der Gurken, verwendet. Die Früchte waren früher offizinell.

Anētisch (grch.), schmerzstillend; Anetĭka, schmerzlindernde Mittel.

Aneurie oder Anervie (grch.), Sehnenlähmung; Mangel an Nerv oder an Spannkraft.

Aneurysma (grch.) oder Pulsadergeschwulst (Arteriectasia), Bezeichnung für die krankhafte Erweiterung einer Arterie. Man unterscheidet fünf Arten von Aneurysmen: 1) das echte oder wahre A. (Aneurysma verum), bei dem irgend eine Stelle einer Pulsader in allen ihren Häuten erweitert ist; hierbei kann die Erweiterung den ganzen Ringumfang der Arterie eine Strecke weit betreffen (cylindrisches und spindelförmiges A.) oder nur eine Seite (sackartiges A.); 2) das unechte, falsche oder traumatische A. (Aneurysma spurium), wenn sämtliche Arterienhäute zerrissen sind und ein Austritt von Blut das benachbarte Zellgewebe sackförmig ausdehnt (die häufigste Art); 3) das zusammengesetzte A. (Aneurysma mixtum), wenn einzelne Häute der Arterie verletzt sind und die unverletzte Haut derselben (z. B. die innere) durch die entstandene Öffnung sich herausdrängt und einen Sack bildet;