Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

631

Angolaholz - Angosturarinde

subterranea L. Diese Samen sind reich an Fett und werden als Nahrungsmittel benutzt. Die andere Sorte sind die Samen des ind. Bohnenbaums, Cajanus indicus Spr. (malaiisch Katjang); sie werden auch als Nahrungsmittel benutzt, sind aber weniger schmackhaft als unsere Erbsen. Der in Ostindien heimische Strauch wird in Südamerika angebaut.

Angolaholz oder afrikanisches Sandelholz, soviel wie Camholz (s. Camwood).

Angolala, ehemalige Residenzstadt in dem zu Abessinien gehörigen Königreich Schoa, 35 km westlich von Ankober, in 2800 m Höhe auf zwei bewaldeten Bergen,hat etwa 1000 E.; 1830 gegründet.

Angophrasie (grch.), Garen oder Staxen, die aus Verlegenheit oder Schüchternheit hervorgehende häufige Unterbrechung der Rede durch gedehnte Vokale, Diphthonge, Nasallaute; kommt auch bei geistigen Schwächezuständen und Hirnkrankheiten vor.

Angora, türk. Engürijeh, das Ancyra (s. d.) der Alten, Hauptstadt des gleichnamigen türk. Wilajets (83 780 qkm mit [1888] 893 000 E.), auf den innern gebirgigen Hochflächen Kleinasiens, in 1080 m Höhe am Tschibuk-tschaï, wird von einer alten und verfallenen Citadelle überragt, die auf einem sich steil aus der Ebene erhebenden Felskegel erbaut ist und deren Mauern aus Marmorbruchstücken mit Inschriften, Säulenstücken, Statuen, Architraven, am häufigsten von Resten byzant. Architektur, bestehen, hat 30 000 E., darunter 12 000 Türken, 15 000 kath. Armenier, die hier einen Bischof haben, 3000 Griechen und 1000 Israeliten, und ist noch immer eine bedeutende Handelsstadt. Jedes der 84 Mahallen (Bezirke) der Stadt hatte ehedem seine Dschamieh oder große Moschee; sonst sind von größern Bauwerken 17 oder 18 Chans, aber nur drei Bäder vorhanden. Außer Wachs und Gelbbeeren sind vorzüglich die Felle und Wolle der langhaarigen, auf den umliegenden Höhen gezüchteten Angoraziege (s. d.) ein gesuchter und kostbarer Artikel. Bei A. besiegte 1402 Timur den osman. Sultan Bajazet. - Seit 1893 geht die (mit deutschem Kapital gebaute) Bahn von Skutari über Ismid bis A.

Angoradecken, s. Angorafelle.

Angorafelle, im Rauchwarenhandel sowohl die Felle oder Vließe der Kämelziege (s. Angoraziege) als auch die der persischen Ziege. Man benutzt die A. teils weiß (naturell) zu Besätzen, teils verschieden gefärbt als kleine Teppiche, Bettvorlagen u. dgl. Die Angoradecken des Handels stammen aber meist von dem engl. Southdownschafe.

Angoragarn, Kämelgärn, Mohairgarn, das aus der Angorawolle (s. d.) gesponnene Garn; es wird seit alter Zeit in der Stadt Angora und Umgegend durch Handarbeit in verschiedenen Feinheitsgraden gewonnen und wurde früher in großen Mengen, nebst daraus gewebten Zeugen (Kamelott, Serge, Shawls) nach Europa gebracht. Jetzt ist die Einfuhr schon längst in Abnahme begriffen, auch wird ein Teil der eingeführten Rohwolle in Europa selbst versponnen. Außer zu den oben angegebenen Geweben verwendet man das A. noch zu Plüschen und Posamenten. Der Name ist vielfach auf Gespinste übertragen worden, die aus der langen (nur schwach gekräuselten) Wolle des Landschafs nach Art des Kammgarns hergestellt wurden.

Angorahaar, s. Angorawolle.

Angorakatze, s. Katze.

Angorawolle, Angorahaar, Kämelhaar (frz. poil de chèvre; engl. mohair), das Haar der Angoraziege (s. d.); es wird aber häufig mit dem Haar anderer orient. Ziegen, das jedoch viel weniger wertvoll ist, verwechselt. Die Haare der echten A. sind fein, sehr weich, seidenartig glänzend und krauslockig; meistens ganz weiß, zuweilen grau und am seltensten schwarz. Letztere Sorte sowie die weiße sind am meisten geschätzt. Eine geringere Sorte ist die sog. Wickelwolle (frz. pelotage). Unter dem Mikroskop sieht man die Cuticulaplättchen bei der echten A. fast immer deutlich, sie besitzen im allgemeinen die Breite des Haars und haben eine zackige Kontur. Die Markschicht ist in manchen Haaren fast zusammenhängend sichtbar, in andern findet sie sich nur inselartig angedeutet. Die Breite der A. schwankt zwischen 0,027 und 0,054 mm, sie beträgt meist 0,044 mm. Die Länge beträgt 15-20 cm, zuweilen auch 30 cm und mehr. Das Gewicht eines Vließes schwankt zwischen 1250-2500 g. Früher glaubte man, daß dieses lange Seidenhaar die Grannen wären, jetzt weiß man, daß es das eigentliche Wollhaar ist, welches das Übergewicht über die Grannenhaare erlangt und letztere fast gänzlich verdeckt; bei andern langhaarigen Ziegen ist gerade das Umgekehrte der Fall. Die Gesamtausfuhr von A. erhebt sich nicht über 2500 Ballen jährlich.

Angoraziege, auch Kämelziege (vom arab. chamal, fein), eine Abart der gemeinen Ziege (Capra hircus L.), die man auch als eigene Art (Hircus angorensis) betrachtet, mit großen hängenden Ohren und langem Haar, welches ein seidenweiches Vließ bildet. Die Farbe ist meistens weiß, ins Gelbliche spielend, doch kommen auch schwarze, braune und gefleckte Tiere vor. Die A. ist größer und stärker als die europ. Ziege; der Bock zeichnet sich namentlich durch seine scharf gekanteten, wagerecht doppelt gewundenen, starken Hörner aus. Ihren Namen hat sie von der Stadt Angora. Nur die längere Wolle des Vließes, von welchem das Stück bei der zweimaligen Schur jährlich kaum 3 Pfd. liefert, kann zur Herstellnug des Angoragarns benutzt werden, aus welchem man den Kamelott (s. d.) webt. Die kürzern, steifen Grannenhaare werden zu groben Filzen verwendet; das Fell wird zu Korduan und Saffian verarbeitet. Die A. weiden gewöhnlich mit den Schafen zusammen und bilden deren Schützer und Führer, wie dies im ganzen Orient, die Krim und Südrußland eingerechnet, überall üblich ist. Schon häufig wurde der Versuch gemacht, die A. in Europa einheimisch zu machen, nicht ohne Erfolg; es wird behauptet, die Wolle sei in Frankreich feiner geworden. Die franz. Regierung hatte 1818 und 1820 von Jaubert und Polonceau A. ankaufen und in das Ziegengebirge des Mont-Dore verpflanzen lassen; die dortigen Kolonien sowie die im Gebirge des Escurial in Spanien liefern bedeutenden Ertrag.

Angornu, Stadt im Negerreich Bornu (s. d.).

Angoscha, s. Angotsche.

Angostura, s. Ciudad Bolivar.

Angosturabitter, s. Angosturarinde.

Angosturarinde, die Rinde von Galipea officiinalis Hancock, einem in Südamerika wachsenden Baume aus der Familie der Diosmeen, nach der Stadt Angostura benannt, wurde früher vielfach gegen Verdauungsstörungen, Ruhr und Wechselfieber angewandt, neuerdings aber nicht mehr, weil sie öfters mit der giftigen Rinde von Strychnus nux vomica L. verfälscht im Handel vorkam. Die A. schmeckt gewürzhaft bitter und gehört in die Klasse