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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Anlage (Befestigung) - Anliegen

den bestimmen, nach welchen zu verfahren wäre. Schon die A. zur Erwerbung bestimmter Erfahrung und Kenntnisse ist bei den einzelnen Individuen sehr verschieden; die einen lernen durch das Ohr, die andern durch das Auge am meisten u. s. w. Im allgemeinen besitzt die große Masse der Individuen auch keine besondern A., sondern ist zu allen etwa gleich mittelmäßig befähigt. Bei einzelnen Individuen dagegen stechen besondere A. stark hervor und brechen auch, trotz aller Hindernisse in der Wahl des Berufs, in den spätern Handlungen u. s. w. durch. Daß die Erziehung vieles thun kann, um geringe A. auszubilden, schlummernde A. zu wecken und schlimme A. zum Bessern zu wenden, ist unzweifelhaft; aber gegen ausgesprochene, ererbte A., mögen diese sein welcher Art sie wollen, ist sie durchaus machtlos.

Anlage, in der Befestigungskunst, s. Böschung.

Anlagekapital, im weitern, wesentlich privatwirtschaftlichen Sinne die gesamte Summe von Vermögensteilen, die ein Unternehmer in seinem Geschäft anlegt oder, wie man zu sagen pflegt, "in das Geschäft steckt", und von denen er einen entsprechenden Ertrag erwartet (s. Unternehmer). Eine scharfe Abgrenzung dieses privatwirtschaftlichen A. von dem sonstigen Vermögen des Unternehmers ist übrigens oft nicht möglich, da manche Anschaffungen, wie Wagen, Pferde, Gebäude nicht ausschließlich für geschäftliche Zwecke, sondern auch für den privaten Gebrauch bestimmt sind. Im engern Sinne ist A. gleichbedeutend mit stehendem Kapital. Man versteht darunter eine Summe von solchen Hilfsmitteln der Produktion, die im Gegensatz zu dem umlaufenden Kapital (s. Betriebskapital) nicht bei der Produktion unmittelbar verbraucht werden oder in das Produkt eingehen, sondern längere Zeit hindurch ihrem Zwecke gemäß gebraucht werden können und nur einer allmählichen Abnutzung unterworfen sind. Auch der Grund und Boden ist dem stehenden Kapital zuzurechnen, wenn man ihn auch zuweilen von dem aus menschlichen Produkten bestehenden Kapital zu unterscheiden Pflegt. Das stehende Kapital ist nicht etwa dem unbeweglichen gleichzusetzen, denn zu dem erstern gehören z. B. auch die beweglichen Maschinen und Werkzeuge des Fabrikanten sowie das Zug- und Zuchtvieh des Landwirts. Übrigens kann ein und derselbe Gegenstand unter verschiedenen Umständen einmal dem stehenden und das andere Mal dem umlaufenden Kapital angehören. Zu der letztern Gruppe gehört z. B. eine Maschine, die noch auf dem Lager des Fabrikanten oder Händlers zum Verkaufe aussteht; wird sie aber in einer Werkstatt wirklich in Betrieb gesetzt, so gehört sie zum stehenden Kapital. Das letztere kann sowohl aus dem volkswirtschaftlichen wie aus dem privatwirtschaftlichen Gesichtspunkte betrachtet werden; im erstern Falle gehört die Gesamtheit der im Lande vorhandenen für dauernden Gebrauch bestimmten Produktionsmittel hierher, privatwirtschaftlich aufgefaßt aber schließt das stehende Kapital nur diejenigen Hilfsmittel dieser Gattung ein, die der wirtschaftende Einzelne bei seiner Produktionsthätigkeit und im Hinblick auf den Erwerb verwendet. Die allmähliche Abnutzung des stehenden A. ist in dem Inventar der Privatwirtschaft durch Abschreibung (s. d.) zu berücksichtigen, und zugleich muß für eine angemessene Erneuerung desselben gesorgt werden. Der Preis der hergestellten Waren muß auch diesen Ersatz als Teil der Herstellungskosten eindringen.

Anlandung, s. Alluvion.

Anlassen, Nachlassen, s. Adoucieren.

Anlauf, architektonisches Glied (s. beistehende Figur), das Umgekehrte von Ablauf. Auch ist A. soviel wie Böschung oder Abschrägung. - A., bei Motoren die Periode, während deren, vom Anlassen der Maschine an, die Geschwindigkeit bis zu der dem normalen Gange entsprechenden sich steigert. - Bei Zapfen bezeichnet man mit A. oder Bund die an einer oder gewöhnlich beiden Seiten anzubringenden, meist ringförmigen Verstärkungen, die dazu dienen, die in der Achsenrichtung wirkenden Kräfte aufzunehmen.

^[Abb.]

Anlaufen, die Erscheinung, daß eine metallische oder glänzende Oberfläche ihren Glanz durch Bildung eines dünnen Überzugs verliert. Die meisten Metalle laufen an der Luft an infolge der Bildung von Oxyden, Sulfiden, Carbonaten u. s. w. Über A. der Mineralien s. Anflug. Die Anlauffarben auf Stahl, die einen Maßstab für den Grad der Erhitzung und Härte des Stahls geben (s. Adoucieren), verdanken ihre Bildung einem äußerst dünnen Oxydhäutchen. Galvanisch werden metallochromatische Anlauffarben erzeugt, die als Dekoration von Messing- und Bronzegegenständen Verwendung finden.

In der Jägersprache wird A. vom Wilde gebraucht, wenn es bis auf Schußnähe an den Jäger herankommt; auch von dem durch Zuruf gereizten Schwarzwild, das in den Hirschfänger oder die Schweinsfeder läuft.

Über A. im Seewesen s. Laufen.

Anlauffarben, s. Anlaufen.

Anlauffrischen, s. Judenfrischen.

Anlaut, in der Grammatik der Anfangslaut eines Wortes; s. auch Inlaut und Auslaut.

Anlegemaschine (frz. étaleur; engl. spreader), in der Spinnerei ein Streckwerk, auf dem durch einfaches Aneinanderfügen gehechelter Faserbüschel ein gleichmäßiges Faserband gebildet wird; in demselben hat man gewissermaßen die Anfangsform des künftigen Feingespinstes zu erblicken, zu dem man aus dem Faserband der A. durch eine Reihe von Vergleichmäßigungs- und Verfeinerungsprozessen, endlich durch das Zusammendrehen oder Feinspinnen gelangt. (S. Flachsspinnerei und Tafel: Flachsspinnerei I, Fig. 3.)

Anlegen, in der Jägersprache das Anstellen der Treiber oder das Anbinden eines Hundes oder das Bringen der Hunde auf eine Wildfährte (Wildtritte).

Anlegetreiben, eine Art des Feldtreibens auf Hasen. Die Schützen werden an einer passenden Linie (Allee, Gehölzrand) aufgestellt und ihnen die auf dem vorliegenden Felde sitzenden Hasen von Treibern angestoßen und zugetrieben.

Anleihen, die großen Geldaufnahmen besonders von seiten des Staates und anderer öffentlicher Körperschaften, der Aktiengesellschaften und großen Grundbesitzer, z. B. Standesherren. Von besonderer Wichtigkeit sind die Staatsanleihen, die einen Hauptteil der Staatsschuld bilden, über diese wie über Begebung, Form und Tilgung solcher Anleihen s. Staatsschulden, Kommunalanleihen, Staatsschuldenverwaltung, Konversion. Fast alles, was dort über die technische Seite der amortisierbaren A. gesagt ist, gilt auch für die A. von Aktiengesellschaften u. s. w.

Anliegen einen Kurs oder einen Kompaßstrich sagt man von einem Schiffe, dessen Vorderteil auf den betreffenden Kompaßstrich gerichtet ist.