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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Annomination; Annōna; Annonay; Annonce; Annoncenbüreau; Annotieren; Annuāl; Annuarĭum; Annuieren; Annuität

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Annomination - Annuität.

mit allgemein politischer Beziehung auf die damalige Weltlage enthält. Der Dichter, wohl ein niederrheinischer Geistlicher, läßt eine Einleitung von Erschaffung der Welt, Sündenfall, Erlösung, Verbreitung der christlichen Lehre vorausgehen und schildert dann des Heiligen weltliche und geistliche Regierung und seinen Kummer über die Deutschen, die sich durch innere Zwietracht selbst zu Grunde richteten. Da er dies nicht abzuändern vermag, will der deutsche Mann nicht länger leben und stirbt aus Gram über die Undankbarkeit seiner Zeitgenossen. Das A., welches teilweise mit der "Kaiserchronik" auf die gleiche Quelle zurückgeht, ist in seiner Darstellung äußerst lebendig, oft großartig. Zu Breslau entdeckt, wurde das Gedicht, dessen Handschrift verloren ist, zuerst herausgegeben von M. Opitz (Danz. 1639), dann von Goldmann (mit Übersetzung, Leipz. 1816), kritischer von K. Roth (Münch. 1847, mit Übersetzung und Erläuterung) und Bezzenberger (Quedlinb. 1848). Die jüngste Ausgabe von Kehrein (Frankf. a. M. 1865) ist ein Abdruck des Opitzschen Textes.

Annomination (lat.), s. Paronomasie.

Annōna (lat.), Jahresertrag an Getreide, Getreidevorrat; als Personifikation bei den Römern Göttin des Getreidesegens.

Annonay (spr. -näh), alte Stadt im franz. Departement Ardèche, Arrondissement Tournon, am Zusammenfluß der Cance und Deume, auf einem Hügel anmutig gelegen, mit der Bahn von Lyon nach Marseille durch eine Zweiglinie verbunden, hat eine gotische Kirche, ein Collège, Museum, Bibliothek und (1881) 14,891 Einw., welche bedeutende Weißgerberei (80 Fabriken mit 2000 Arbeitern), altberühmte Papierfabrikation (1500 Arbeiter), auch Tuch-, Seiden-, Baumwoll- und Handschuhfabrikation betreiben. A. ist Geburtsort des Luftschiffers Montgolfier.

Annonce (franz., spr. -nóngß), öffentliche Benachrichtigung, namentlich durch Insertion in eine Zeitung, durch Anschläge an den Straßenecken, Plakatsäulen, Gasthäusern etc. Von besonderer Wichtigkeit ist die Geschäftsannonce, welche Angebot und Nachfrage in Bezug auf Waren und Dienstleistungen vermittelt und in neuerer Zeit überall, wo Zeitungen erscheinen, zu einer großen Bedeutung gelangt ist. Die volkswirtschaftliche Wichtigkeit dieser Art von Anzeigen ist allerdings nicht zu leugnen: sie vermittelt den raschern Absatz, sie ist ein Haupthebel der Konkurrenz, sie läßt den Abschluß der Geschäfte wie auf einem öffentlichen, von allen beaufsichtigten Markt geschehen und dient daher zur Herstellung einer wohlthätigen Gleichförmigkeit der Preise. Anderseits ist nicht in Abrede zu stellen, daß die A. nicht selten in raffinierter, auf Überraschung und Täuschung des Publikums berechneter Form angewendet und zu schwindlerischen und unmoralischen Zwecken mißbraucht wird (s. Reklame). Im politischen Leben dient die A. häufig dazu, zur Ausübung politischer Rechte und Pflichten anzuhalten; die Rechtspflege bedient sich ihrer zur Ordnung der Rechtsverhältnisse abwesender Personen und Sachen (Ediktalladungen, Amortisation); dem öffentlichen Vergnügen ist sie unentbehrlich; im Familienleben dient sie dazu, Familienereignisse rasch mitzuteilen, ja selbst Familien zu begründen (Heiratsgesuche); eine wichtige Rolle spielt sie endlich in Bezug auf Vermietungen und die Ordnung der städtischen Wohnungsverhältnisse. Für die Zeitungen selbst ist die A. ein unentbehrliches Lebensbedürfnis, da die stetig wachsenden Betriebskosten derselben durch die billigen Abonnementspreise allein bei weitem nicht gedeckt werden können.

Annoncenbüreau, ein kaufmännisches Institut, welches den Verkehr zwischen den Zeitungen und dem inserierenden Publikum vermittelt. Für das letztere bietet das A. den Vorteil, daß derjenige, welcher eine Annonce in verschiedene Zeitungen einrücken lassen will, der Korrespondenz mit den Zeitungen selbst überhoben ist. Die Zeitungen gewähren zwar dem Besitzer eines Annoncenbüreaus einen gewissen Rabatt, haben aber auch den Vorteil der Erleichterung der Abrechnung, zumal das A. für seine Aufträge die Bürgschaft der Zahlung übernimmt, und die Aussicht, durch die im eignen Interesse der Agenten eines Annoncenbüreaus bedingte Rührigkeit eine größere Anzahl der zu ihrer Existenz nötigen Inserate zu gewinnen. Wenn auch die Zeitungsbesitzer im allgemeinen eine Abneigung gegen die ihren Gewinn schmälernden Annoncenbüreaus haben, so ist der Thätigkeit der letztern doch der Aufschwung des Inseratenwesens in Deutschland zu danken, welches sich freilich noch nicht mit dem englischen, amerikanischen und französischen messen kann. Auch in Deutschland hat sich jedoch schon die Pachtung des Inseratenteils größerer Zeitungen durch ein A. ausgebildet, ohne daß dasselbe einen Einfluß auf die politische Haltung der Zeitung gewinnt, wie es mit einem der ältesten Institute dieser Art, dem A. von Havas, Laffitte, Bullier u. Komp. in Paris, der Fall war und noch ist. Die Annoncenbüreaus suchen freilich auch in Deutschland einen Druck auf die Zeitungen auszuüben, indem sie die gleichzeitige Aufnahme von Reklameartikeln zur Bedingung für die Aufgabe ihrer Inserate machen, nachdem sie ihrerseits ihre Auftraggeber durch das Versprechen einer Empfehlung im redaktionellen Teil gewonnen haben. Indessen wissen sich die größern Zeitungen diesem Druck zu entziehen. Auch weist die Mehrzahl derselben jede moralische Verantwortlichkeit für den Inseratenteil ab. Die bekanntesten Annoncenbüreaus in Deutschland sind: Haasenstein u. Vogler in Hamburg (gegründet 1855), R. Mosse in Berlin, der Invalidendank daselbst und L. Daube u. Komp. in Frankfurt a. M. In Paris ist noch Lagrange, Cerf u. Komp. zu nennen. Das Institut der Annoncenbüreaus hat seinen Ausgang von England genommen, wo Fred. Algar (auch für die Kolonien) Hauptvertreter ist, für Italien E. Oblieght in Florenz und Repetti u. Bellini in Mailand. S. Annonce.

Annotieren, s. Adnotieren.

Annuāl (lat.), jährlich; Annuale, eine ein Jahr hindurch zu lesende Seelenmesse.

Annuarĭum (lat.), Kalender.

Annuieren (adnuieren, lat.), zunicken, (zunickend) seine Bestimmung geben, etwas bewilligen (Gegensatz: abnuieren).

Annuität (lat.), eine zur Abtragung oder Verzinsung einer Schuld vereinbarte jährliche Zahlung für eine bestimmt bemessene Zeitdauer (Zeitrente, annuity of term, of years, A. im engern Sinn) oder auf Lebensdauer des Bezugsberechtigten (Lebensrente als Leibrente oder als Tontinenrente, annuity for life), auch als gleichbleibende Verzinsung eines unablöslichen (eisernen) Kapitals (immerwährende A., Rente). In England sind Annuitäten (annuities) eine besondere Art von Staatspapieren, durch welche der Staat die Verbindlichkeit übernimmt, dem Darleiher für sein geliehenes Kapital eine Jahresrente zu zahlen, entweder nur auf eine bestimmte Zeit, meist 49 (kurze A.) oder 99 Jahre (lange A.), so daß das Kapital nach Ablauf derselben nicht mehr zurückgezahlt zu werden braucht; oder als immerwährende Rente, wobei es dem Belieben des Staats überlassen