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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Anomöusie - Anordnung

scheinlich triasischen Schichten von Südafrika. Die Schädel sind teils krokodilartig, wie bei Galeosaurus und Cynodraco, teils schildkrötenähnlich und dann mit einem gewaltigen obern Hauerpaar versehen (Dicynodon, s. d.), oder auch ganz zahnlos (Udenodon); eine vierte Gruppe, die Theriodonten, hat in Stellung und Größenverhältnis der Zähne Ähnlichkeit mit den karnivoren Säugetieren (Lycosaurus, Leontodon). Neben diesen Fossilien lagen Schädelreste des Tritylodon aus der Klasse der Beutler.

Anomöusie, Anomöer, s. Arianer und Arianiischer Streit.

Anomura, s. Einsiedlerkrebse.

Anona Adans., Baumgattung aus der Familie der Anonaceen (s. d.) mit zahlreichen Arten in den Tropen, meist in Westindien und Südamerika; niedrere werden in jenen Ländern als Fruchtbäume kultiviert; alle, durch große, schöne Blätter ausgezeichnet, besitzen in ihren ziemlich großen, einzeln stehenden Blüten eine große Anzahl, unter sich verwachsener, einsamer Fruchtknoten, woraus sich eine große, äußerlich beschuppte oder facettierte Frucht von innerlich sehr saftiger Beschaffenheit und zum Teil ausgezeichnetem Geschmack entwickelt. Am berühmtesten ist die Frucht der peruanischen A. Cherimolia Mill., Chirimoya genannt. Diese wird auch in Südspanien, namentlich um Malaga, angebaut. Ähnliche Früchte trägt die gleichfalls peruanische A. squamosa L., dieselben heißen Athe oder Zimmetäpfel. Die größten, 2-3 Pfd. schweren, kürbisähnlich geformten Früchte bringt A. muricata L., ebenfalls in Amerika heimisch, hervor; dieselben sind wegen ihres saftigen, angenehm süßsäuerlichen Geschmacks in allen Tropenländern ein beliebtes Obst geworden, werden aber auch als kühlendes Mittel bei Fieber und zur Bereitung eines weinartigen Getränks verwendet. In Deutschland können die Anonaarten, Flaschenbäume genannt, nur in Warmhäusern gezogen werden und bringen auch da keine genießbaren Früchte hervor. Sie verlangen milden, aus Laub- und Heideerde gemischten Boden und reichliche Bewässerung.

Anonaceen, Pflanzenfamilie aus der Ordnung der Polycarpen (s. d.) mit gegen 400 meist tropischen Arten, Bäume oder Sträucher, zum Teil mit kletternden Stengeln, wechselständigen großrandigen Blättern und meist zwitterigen regelmäßigen Blüten, bestehend aus 3 Kelchblättern, 6 Blumenblättern, zahlreichen Staubgefäßen und meist zahlreichen Fruchtblättern, die entweder zu Einzelfrüchten sich entwickeln, oder zu einer vielfächerigen, oft fleischigen Gesamtfrucht verwachsen. Zu den A. gehören manche in den Tropen als Obstbäume kultivierte Arten.

Anonym (grch.), d. i. namenlos, heißt jedes Schriftstück (Brief) oder litterar. Erzeugnis, dessen Verfasser sich nicht nennt. Nicht zu verwechseln ist anonym mit Pseudonym (s. d.). Für die deutsche Litteratur fehlt noch ein Werk, das die anonymen Schriften und ihre Verfasser, soweit sie bekannt sind, verzeichnet, wie Frankreich in Barbiers vortrefflichem, an 24 000 Artikel enthaltenden "Dictionnaire des ouvrages anonymes" (3. Aufl., 4 Bde., Par. 1872-79; Supplement von Brunet, ebd. 1889) besitzt. Vgl. ferner De Manne, Nouveau recueil des ouvrages anonymes et pseudonymes (3. Aufl., Par. 1868); Quérard, Les supercheries littéraires dévoilées (3 Bde., 1869); van Doorninck, Vermonde en naamlose schrijvers op het gebied der nederlandsche et vlaamsche letteren (2. Aufl., 2 Bde., Leid. 1883-85); Delecourt, Essai d'un dictionnaire des ouvrages anonymes et pseudonymes publiés en Belgique au XIXe siècle (Brüss. 1864-66); für Skandinavien: Collins, Anonymer og pseudonymer (Kopenh. 1869); Petersen, Anonymer og pseudonymer i den norske litteratur 1678-1890 (Krist. 1891); Halkett und Laing, Dictionary of the anonymous and pseudonymous literature of Great Britain (4 Bde., Edinb. 1882-88); Melzi, Dizionario di opere anonime e pseudonime di scrittori ilatiani (anonym, 3 Bde., Mail. 1848-59; Supplement von Passano, Ancona 1887); für Nordamerika: Cushing, Anonyms, a dictionary of revealed authorship (2 Bde., Cambridge, U. St. A., 1889); Franklin, Dictionnaire des noms, surnoms et pseudonymes latins de l'historie littéraire du moyen âge (1875); Sommervogel, Dictionnaire des ouvrages anonymes et pseudonymes des religieux de la compagnie de Jésus (2 Bde., Par. 1884). Ältere Werke dieser Art sind: Placcius, De scriptis et scriptoribus anonymis et pseudonymis syntagma (Hamb. 1672); spätere Bearbeitung u. d. T.: Theatrum anonymorum et pseudonymorum (hg. von Fabricius, ebd. 1674; Dresd. 1708) und die Supplemente von Mylius: Bibliotheca anonymorum et pseudonymorum, ad supplendum Placcii Theatrum (Hamb. 1740).

Anonyma (Arteria anonyma, die "unbenannte Schlagader"), die am weitesten nach rechts aus dem Aortenbogen entspringende Schlagader. Sie teilt sich in die rechte Schlüsselbein- und rechte gemeinschaftliche Kopfschlagader. Vena anonyma, die "unbenannte Blutader", entsteht aus der gemeinschaftlichen Drossel- und der Schlüsselbeinblutader; beide Venae anonymae vereinigen sich zu der obern Hohlader.

Anonyme Gesellschaft, nach franz., ital. und span. Handelsrechte die Bezeichnung für Aktiengesellschaft, weil hier die Teilnehmer unbekannt sein können, da sie nicht für ihre Person, sondern nur mit den eingezahlten Beiträgen haften. Früher hieß in Frankreich Société anonyme die gewöhnliche civilrechtliche Erwerbsgesellschaft.

Anophthalmus (grch.), das Fehlen beider Augäpfel.

Anoplotherium Cuv. ("waffenloses Tier"), vorweltliche Säugetiergattung aus der Gruppe der Dickhäuter, welche in Gebiß und Gesamtform Eigentümlichkeiten der Schweine und der Wiederkäuer vereinigte und weder stark entwickelte Eckzähne und Schneidezähne, noch sonstige Schutzwaffen hatte. Die sehr vollständigen Skelette aus dem untern Tertiär von Paris haben höchstens die Dimensionen eines kleinen Hirschskelettes, sind doppelzehig und haben Backzähne, deren Form übergangbildend ist zwischen derjenigen des halbmondzähnigen (selenodonten) Wiederkäuerbackzahns und des höckerzähnigen (bunodonten) Dickhäuterzahnes.

Anopsie (grch.), das Unvermögen zu sehen, Blindheit oder Nichtgebrauch eines Auges.

Anorchidie (grch.), das vollständige Fehlen des Hodens und Nebenhodens.

Anordnung, die bei jedem Werke der Natur oder des Menschen zur Übersicht und Faßlichkeit notwendige Bestimmung der Stellung, Beziehung und Reihenfolge der einzelnen Teile. In der A. zeigt sich die Herrschaft des Grundgedankens über die einzelnen Teile. Die A. der Darstellung in künstlerischen und wissenschaftlichen Werken als ein Nacheinander heißt Disposition (s. d.), als ein Nebeneinander Komposition (s. d.).