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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Antimonblei - Antimonlegierungen

legierungen) und als drastisches Heilmittel in Form mehrerer Verbindungen (s. Brechweinstein).

Explosives oder amorphes A. wird bei der elektrolytischen Zersetzung einer salzsauren Lösung von Antimonchlorür erhalten, wenn man in diese als positiven Pol eine Antimonstange und als negativen Pol mehrere Kupferdrähte eintaucht. Es lagert sich als silberglänzende Platte auf dem negativen Pol ab, die beim Ritzen mit einem harten Körper oder beim Schlagen unter Detonation und Wärmeentwicklung zerspringt. Es unterscheidet sich vom gewöhnlichen A. dadurch, daß es kein Amalgam mit Quecksilber bildet.

In den Antimonverbindungen fungiert das A. drei- oder fünfwertig. (S. Antimonchlorid, Antimonchlorür, Antimonoxyd, Antinmonsäure, Antimonsulfid, Antimonsulfür, Antimonwasserstoff.)

Antimonblei, s. Hartblei.

Antimonblende, s. Rotspießglanzerz.

Antimonblüte oder Weißspießglanzerz, Valentinit, ein dem rhombischen System angehöriges, prismatisch oder tafelartig ausgebildetes Mineral, das in einzeln aufgewachsenen Krystallen oder in fächerähnlichen, garbenförmigen und büschelförmigen Gruppen erscheint, von weißer, gelblicher und graulicher Farbe, der Härte 2,5 bis 3, dem spec. Gewicht 5,6. Die nach dem perlmutterglänzenden Brachypinakoid vollkommen spaltbaren Krystalle sind milde und leicht zersprengbar, halbdurchsichtig bis durchscheinend. Chemisch ist die A. im reinsten Zustande Antimonoxyd oder Antimonigsäure-Anhydrid, Sb2O3 ^[Sb<sub>2</sub>O<sub>3</sub>], mit 83,32 Proz. Antimon und 16,08 Sauerstoff, so daß diese Substanz, die in dem Senarmontit (s. d.) regulär krystallisiert, dimorph ist. Die A. wird in der Hitze gelb und schmilzt sehr leicht zu einer weißen Masse, kann im Kolben vollständig sublimiert werden; auf Kohle liefert sie einen starken Beschlag und im Reduktionsfeuer metallisches Antimon; in Salzsäure ist sie leicht löslich, wobei die Lösung mit Wasser ein weißes Präcipitat giebt. Das Mineral findet sich, namentlich in den obern Teufen der Gänge, zu Bräunsdorf bei Freiberg, Wolfsberg am Harz, Horhausen in Rheinpreußen, Pribram in Böhmen, Allemont im Dauphiné, Pernek bei Bösing und Felsö-Bánya in Ungarn, Sansa in Algier (hier faserig); man kennt es auch als Pseudomorphose nach Antimon, Antimonglanz und Antimonblende.

Antimonbutter, s. Antimonchlorür.

Antimonchlorid, Fünffach-Chlorantimon, SbCl5 ^[SbCl<sub>5</sub>], wird beim Einleiten von Chlor in Antimonchlorür als rauchende, flüchtige Flüssigkeit erhalten, die bei der Destillation in Antimonchlorür und freies Chlor zerfällt und beim Mischen mit Wasser Metantimonsäure giebt.

Antimonchlorür, Dreifach-Chlorantimon, Antimonbutter (Butyrum Antimonii), SbCl3 ^[SbCl<sub>3</sub>], wird am zweckmäßigsten dargestellt, indem man Antimon im Chlorstrome destilliert. Das als Nebenprodukt entstehende Antimonchlorid wird durch Behandeln mit Antimonpulver in A. übergeführt, welches schließlich durch Destillation gereinigt wird. Aus Schwefelantimon gewinnt man das A., indem man dasselbe in einer Retorte mit Salzsäure kocht, wobei es unter Entweichen von Schwefelwasserstoff gelöst wird; nach erfolgter Lösung destilliert man das Wasser und die überschüssige Salzsäure ab und wechselt die Vorlage, sobald ein Tropfen des Destillats beim Erkalten erstarrt. Der alsdann übergehende Teil bildet nach dem Erkalten eine weiche weiße krystallinische, bei 73° C. schmelzende und bei 223° siedende Masse. Eine Lösung dieser Verbindung in Salzsäure ist der Liquor Stibii chlorati der Deutschen Pharmakopöe, eine ölige Flüssigkeit von 1,34 bis 1,36 spec. Gewichte. A. zersetzt sich mit Wasser unter Ausscheidung eines weißen Niederschlags, der ein Oxychlorür von nicht konstanter Zusammensetzung ist. Dieses Präparat war früher als Algarothpulver offizinell, jetzt bildet es den Ausgangspunkt zur Darstellung des Antimonoxyds. (S. Bronziersalz.)

Antimongelb, eine in der Ölmalerei angewendete schön gelbe Farbe, die aus einer Mischung von Bleiantimoniat und den Oxychloriden von Blei und Wismut besteht. Die Farbe erhält man, indem man 240 Teile Schwefelantimon, 30 Teile Wismut und 640 Teile Kalisalpeter so lange schmilzt, als noch rote Dämpfe entweichen, und den mit Wasser ausgewaschenen Rückstand mit 8 Teilen Salmiak und 128 Teilen Bleiglätte verreibt.

Antimonglanz, s. Antimonit.

Antimoniate, die Salze der Antimonsäure (s. d.).

Antimonige Säure, s. Antimonoxyd.

Antimonit, Antimonglanz, Grauspießglanzerz, Stibnit, ein in rhombischen Prismen mit brachypinakoidaler Abstumpfung und meist pyramidal entwickelten Enden krystallisierendes Mineral, mit oft sehr reichhaltigen Kombinationen, chemisch das Antimontrisulfid, Sb2S3 ^[Sb<sub>2</sub>S<sub>3</sub>], darstellend, welches aus 71,38 Proz. Antimon und 28,62 Proz. Schwefel besteht. Das Mineral ist rein bleigrau, oft schwärzlich oder bunt angelaufen, stark glänzend auf den höchst vollkommenen brachypinakoidalen Spaltungsflächen, von der geringen Härte 2, dem spec. Gewicht 4,6 bis 4,7. Die Krystalle erscheinen vielfach büschelförmig gruppiert, auch in faserigen Aggregaten, die einzelnen oftmals deformiert, quer eingekerbt, gekrümmt, selbst zu einem vollständigen Ringe gebogen. Der A. schmilzt vor dem Lötrohr sehr leicht, tropft wie Siegellack ab, färbt die Flamme grünlich, verflüchtigt sich und giebt auf Kohle einen weißen Beschlag; erhitzte Salzsäure löst ihn vollkommen, Salpetersäure zersetzt ihn unter Abscheidung von Antimonoxyd. Er findet sich auf Gängen u. a. zu Mobendorf bei Freiberg, Neudorf am Harz, auf der Casparizeche bei Arnsberg, zu Pribram in Böhmen, Peretta in Toscana, Kremnitz, Schemnitz und namentlich Felsö-Bánya in Ungarn. Alle diese Fundorte werden aber übertroffen durch den 1883 gemachten Fund von Ichinokawa bei Saijo auf der Insel Sikoku in Südjapan, wo prachtvolle, über fußlange und reich am Ende ausgebildete Krystalle, frisch von dem Glänze eines blanken Rasiermessers, erscheinen. Der A. ist fast das einzige Mineral, aus welchem das Antimon im großen dargestellt wird.

Antimonite, die Salze der antimonigen Säure, s. Antimonoxyd.

Antimonium, s. Antimon.

Antimonlegierungen. Antimon vereinigt sich beim Zusammenschmelzen mit fast allen Metallen, selbst mit den Metallen der Alkalien. Im allgemeinen sind die A. härter als die dem Antimon zugesetzten Metalle, bei hohem Antimongehalt werden sie spröde, meist von weißer Farbe. Die bekanntesten A. sind: Hartblei und Letternmetall (Blei und Antimon), Britanniametall (Zinn und Antimon), Lagermetall (Kupfer, Zinn und Antimon) u. a. Eine Legierung von 5 Teilen Antimon, 5 Teilen Nickel, 2 Teilen Wismut und 87,5 Teilen Zinn wird als