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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Antinous; Anti-Obesitas; Antiochenische Schule; Antiochia

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Antinous - Antiochia

er ebenfalls im "Bulletino" berichtete, wogegen er die zoolog. Ausbeute dieser Reise ital. Museen und dem zoolog. Garten zu Florenz überließ. 1875 ging er nach Tunis behufs Untersuchung der Ausführbarkeit des Roudaireschen Projekts, einen Teil der Sahara unter Wasser und durch die Schotts mit dem Mittelmeere in Verbindung zu setzen. Im März 1876 verließ er Neapel an der Spitze einer von der Italienischen Geographischen Gesellschaft ausgerüsteten Expedition nach Schoa, wo er die Station Let Maresià gründete, während seine Begleiter Cecchi und Chiarini die Reise nach Kassa fortsetzten. Die gründliche Erforschung Schoas in zoolog. Beziehung ist wesentlich ihm zu verdanken. Er starb 20. Aug. 1882 zu Let Maresià. - Vgl. Bulletino della Società geografica italiana (1876-82); Memorie derselben Gesellschaft, Bd. 1 u.2; G. Antinori, Il marchese O. A. (Perugia 1883).

Antinous, Sternbild in der Milchstraße, südlich von dem des Adlers, mit dem es in der Regel vereinigt wird. Es enthält den 1781 von Pigott entdeckten veränderlichen Stern η, bei dem die Periode des Lichtwechsels 7,176 Tage beträgt. Der Name rührt von Hadrians Liebling Antinous (s. d.) her.

Antinous, ein schöner Jüngling aus Claudiopolis in Bithynien, den sich Kaiser Hadrian zum Liebling und steten Begleiter auserwählt hatte, stürzte sich in einem Anfalle von Schwermut, oder in religiösem Wahne für den Gebieter sich opfernd, unweit Besa in Ägypten in den Nilstrom. Hadrian versetzte das Bild des A. unter die Sterne (s. Antinous, Sternbild). Auch errichtete er ihm mehrere Statuen und Altäre und insbesondere zu Mantinea in Arkadien einen Tempel, ließ bei Besa die Stadt Antinoupolis erbauen und ihm zu Ehren in ersterer Stadt ein Fest feiern, das auch anderswo, namentlich zu Athen, unter dem Namen Antinoeia längere Zeit regelmäßig begangen wurde. Die Verehrung des A. fand selbst noch im 3. Jahrh. vielfach statt. Da es, solange Hadrian lebte, zum guten Tone gehörte, das Bild des A. aufzustellen, so ward er durch die Künstler unter den Gestalten der verschiedensten Götter und Heroen, bald als Statue, bald als Relief und selbst auf Münzen dargestellt. Mehrere dieser Antinousbilder gehören zu den schönsten Werken der Kunst zur Zeit Hadrians. Berühmt ist die Antinousstatue im Vatikan (den A. als Dionysos darstellend), aufgefunden in Palestrina, wo Hadrian eine Villa hatte; sowie die im Museo Capitolino, aufgefunden in der Villa Hadrians zu Tivoli; ferner das ebendorther stammende marmorne Reliefbrustbild in der Villa Albani. Die charakteristischen Merkmale derselben sind kurzes, gelocktes, in die Stirn fallendes Haar, starke, düstere Brauen, voller Mund, sehr hochgewölbte Brust, vor allem ein schwermütiger Gesichtsausdruck. - Vgl. Levezow, Über den A., dargestellt in Kunstdenkmälern des Altertums (Berl. 1808); Dietrichson, Antinous (Krist. 1884); Laban, Der Gemütsausdruck des A. (Berl. 1891); Gregorovius, Der Kaiser Hadrian (3. Aufl., Stuttg. 1884). In Romanen behandelten ihn: G. Ebers, Der Kaiser (Stuttg. 1881); G. Taylor (Hausrath), Antinous (Lpz. 1880).

Anti-Obesitas, s. Geheimmittel.

Antiochenische Schule, eine theol. Richtung, die vorzugsweise in der zu Antiochia in Syrien Anfang des 4. Jahrh. gestifteten theol. Schule gepflegt, aber auch von andern namhaften Kirchenlehrern geteilt wurde. Im Gegensatze zu der tiefsinnigen und spekulativen, aber oft phantastischen Alexandrinischen Schule (s. d.) bewahrten die Antiochener den an nüchterner Schriftforschung genährten Geist praktischer Verständigkeit, hielten in der Schriftauslegung an dem einfachen Wortsinne fest und verwarfen die willkürliche allegorische Deutung. Aus ihren Reihen sind die sorgfältigsten Geschichtsforscher und die gelehrtesten Exegeten des 5. Jahrh. hervorgegangen. In der Philosophie schlossen sie sich mehr dem Aristoteles als dem Plato an; in der Theologie machten sie vor allem die Forderung einer ernsten sittlichen Weltanschauung geltend. In der großen Streitfrage der Zeit über das Verhältnis des Göttlichen und Menschlichen in der Person des Erlösers hielten die Antiochener an der strengen Scheidung der göttlichen und menschlichen Natur fest, während die konsequente alexandrinische Lehre zum Monophysitismus führte. Als Stifter der Schule werden die Presbyter Dorotheus und Lucianus (gest. 311) genannt. Ihre Häupter im 4. und 5. Jahrh. waren Theodorus, Bischof von Heraklea (gest. um 358), Eusebius von Emesa, Cyrillus von Jerusalem, Ephraem der Syrer, Diodorus von Tarsus, Theodorus von Mopsuestia und Johannes Chrysostomus. Die letzten namhaften Vertreter der Schule waren im 5. Jahrh. Ibas von Edessa (gest. 457) und der Bischof Theodoret von Cyrus. - Vgl. Hergenröther, Die A. S. (Würzb. 1866); Kihn, Die Bedeutung der A. S. (Weißenb. 1867).

Antiochia. 1) Die Residenz der Seleuciden (s. d.) in Syrien, die berühmteste der 16 von Konig Seleucus I. Nikator zu Ehren seines Vaters gegründeten Städte dieses Namens, nach dem etwa 8 km entfernten Daphne mit seinem berühmten Tempel des Apollon, auch A. Epidaphnes genannt, lag 22 km vom Mittelländischen Meere am Flusse Orontes in einer fruchtbaren Landschaft, die im S. vom Berge Casius (jetzt Dschebel Akrah), im N. vom Gebirge Picria (jetzt Dschebel Musa) begrenzt war. Bei ihrer Gründung (300 v. Chr.) wurde die Stadt mit den Einwohnern des benachbarten Antigonia bevölkert. Infolge von drei bedeutenden Erweiterungen bestand es seit Antiochus (s. d.) Epiphanes, eigentlich aus vier Städten (Tetrapolis), jede mit einer eigenen Mauer umgeben, zugleich aber in die gemeinsamen Befestigungen der Gesamtstadt eingeschlossen. Die Römer gewährten ihr die Autonomie, die sie bis ins 2. Jahrh. n. Chr. behielt. Eine noch größere Bedeutung erlangte die Stadt als Sitz der röm. Statthalter von Syrien, als Mittelpunkt des westasiat. Handels und als ein Sitz spätgriech. Kunst und Wissenschaft; sie war bis zur Verlegung der kaiserl. Residenz nach Konstantinopel nächst Rom und Alexandria die dritte Metropole des Römischen Reichs. Schon die Seleuciden hatten sie mit prächtigen Bauten geschmückt und immer von neuem erhob sich die Stadt prachtvoll aus den Zerstörungen, welche 148 v. Chr., 37, zwischen 41 und 54, 115, 341 n. Chr. furchtbare Erdbeben und 260 n. Chr. die Perser unter König Schapur in ihr anrichteten. Zu A. bildete sich die erste heidenchristl. Gemeinde, schon sehr früh übte sie großen Einfluß auf die Gemeinden des Orients aus, und bald führten ihre Bischöfe eine förmliche Oberaufsicht über diese. Schon das Konzil von Nicäa 325 erkannte ihnen neben den Bischöfen von Rom und Alexandria eine erhöhte kirchliche Gewalt zu, und seit Anfang des 5. Jahrh. galt der Bischof von A. unter den fünf Patriarchen (s. d.) der Kirche als der vierte dem Range nach.