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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Antipodeninsel - Antiquariatsbuchhandel

Antipodeninsel, eine britische, südöstlich von Neuseeland unter 49° 48' südl. Br. und 178° 20' östl. L. von Greenwich gelegene unbewohnte Felseninsel von 27 qkm, so genannt, weil sie dem Meridiananfangspunkt von Greenwich fast ganz antipodisch liegt; sie gehört zur Kolonie Neuseeland.

Antipolis, alter Name von Antibes (s. d.).

Antipsilothron, s. Geheimmittel.

Antipyrese (grch.), die Bekämpfung des Fiebers.

Antipyretische Mittel (Antipyretica), Fiebermittel (s. d.).

Antipyrin, eine von Knorr entdeckte und in den Farbwerken zu höchst a/M. fabrikmäßig dargestellte organische stickstoffhaltige Verbindung von der Zusammensetzung C11H12N2O und beistehender Konstitutionsformel, die zur Klasse der Pyrazolverbindungen gehört und als Mittel gegen fieberhafte Krankheiten vielfache Anwendung findet. Bei fieberhaften Affektionen tritt schon in 1/2 bis 1 Stunde nach Darreichung ein Temperaturabfall von 1 bis 4° C. ein. Dosis: 1-2 g stündlich. Das A. wird auch gegen Neuralgien, akuten Gelenkrheumatismus und Keuchhusten angewendet. Durch Erhitzen von Acetessigester mit Phenylhydrazin wird zunächst "(1*3) Phenylmethylpyrazolon" gebildet, das durch Einwirkung von Methyljodid in "(1*2*3) Phenyldimethylpyrazolon" oder A. übergeht. Das A. bildet tafelförmige, farblose Krystalle von mild bitterm Geschmack, löst sich leicht in Wasser und schmilzt bei 113°. Die wässerige Lösung wird durch Eisenchloridlösung tiefrot, durch salpetrige Säure grün gefärbt. Das A. ist seit 1890 offizinell.

Antipyrotische Mittel, Heilmittel gegen Verbrennung und gegen Wunden.

Antiqua (frz. Romain; engl. Roman), im allgemeinen Sinne alle rein lat. Schriftarten im Gegensatze zu den sog. deutschen oder der Fraktur (s. d.). In der Buchdruckerkunst versteht man unter A. die gerade stehende lat. Druckschrift und unterscheidet zwei Hauptarten: 1) Renaissance- oder Mediäval-(mittelalterliche) A. (Schriftprobe), 2) Antiqua (Schrftprobe), beide in verschiedenen Größen, in verschiedenem Verhältnis der Höhe zur Breite, sowie in gewöhnlicher Stärke, halbfett und fett, und einfach oder verziert. Die A. ist eine Nachahmung der Schrift, in welcher man bei Beginn der Renaissancezeit die antiken lat. Klassiker zumeist vorfand, nämlich der ausgebildeten fränk. Schrift des 10. bis 12. Jahrh. In den Schreiberstuben Italiens lebte seit dem 14. Jahrh. auch die Schrift der Alten wieder auf. Für den Druck wurde die handschriftliche A. sehr früh nachgeahmt; in Italien ist sie die früheste und schon im 15. Jahrh. die verbreitetste Typenart. Sweynheim und Pannartz, die ersten Drucker Italiens, gebrauchten sie in Subiaco (1465), später noch reiner in Rom (seit 1467). In Deutschland ist die vereinzelte Anwendung von A. noch älter; sie fand aber erst später allgemeinen Eingang. Eine sehr gefällige oben nach rechts geneigte Form (Italique oder Kursiv) erhielt die A. im Anfang des 16. Jahrh, zu Venedig durch den ältern Aldus Manutius (s. unter Aldinen). Sie entspricht im wesentlichen der bei uns eingebürgerten Kursivschrift (s. d.). Bis Anfang des 19. Jahrh, war die Renaissance-Antiqua unter der einfachen Bezeichnung "Antiqua" ausschließlich im Gebrauch und wurde dann durch die neue Form der A. 2 verdrängt. Da auch diese neue Form mit "Antiqua" bezeichnet wurde, so mußte später die frühere Form der Unterscheidung wegen die Beinamen erhalten. In neuerer Zeit neigt der allgemeine Geschmack wieder mehr der Renaissance-Antiqua zu.

Antiqua, westgotische, Name eines nur in Bruchstücken erhaltenen, sehr alten westgot. Gesetzbuchs, welches F. H. Knust 1839 in einem Pariser Codex rescriptus entdeckte. Bluhme gab die Reste u. d. T. "Die westgotische A. oder das Gesetzbuch Reccared des Ersten" (Halle 1847) heraus. Diese Sammlung wird von einigen dem König Eurich (446-483) zugeschrieben; überwiegende Gründe der Wahrscheinlichkeit sprechen aber dafür, daß sie von König Reccared I. (586-601) herstammt. Viele in der Sammlung enthaltene Stellen kehren in der spätern, im 7. Jahrh, verfaßten und am Anfang des 8. Jahrh, neu redigierten Lex Wisigothorum (s. Gotische Gesetzgebung) wieder und haben hier die Überschrift "Antiqua", woraus sich der Name jener Rechtsquelle erklärt. Außer in dem westgot. ist auch im altbayr. Volksrecht diese Sammlung benutzt. - Vgl. Bluhme, Zur Texteskritik des Westgotenrechts und Reccareds Leges antiquae (Halle 1872).

Antiquariatsbuchhandel, der Einkauf und Verkauf von alten, kostbaren und seltenen Erzeugnissen der Buchdruckerkunst und der verwandten künstlerischen Vervielfältigungsarten, sowie von Manuskripten und Autographen (s. d.) und der Handel mit gebrauchten Büchern (frz. livres d'occasion, bouquins; engl. second-handbooks; ital. libri d'occasione) und Auflageresten. Gegenstand des A. sind Werke aller Zeiten und Sprachen, deren Wert von der größeren oder geringern Seltenheit der verschiedenen Ausgaben, aber auch von der Beschaffenheit der Erhaltung, Art des Einbandes und auch wohl von handschriftlichen Zusätzen abhängt. Der Antiquar ergänzt sein Lager durch Ankäufe ganzer Bibliotheken, durch Bezüge von Verlegern, durch Erwerbungen in Auktionen und durch Bezüge aus Katalogen anderer Antiquare. Viele Antiquare beschäftigen sich ausschließlich mit dem Vertriebe bestimmter Disciplinen. Der Antiquariatskunsthandel befaßt sich mit dem Vertriebe solcher antiquarischer Bücher, welche sich durch künstlerischen Schmuck auszeichnen, Kupferstichen u. dgl. (S. Kunsthandel.) Als Vertriebsmittel gebraucht der A. meistens nach Wissenschaften geordnete und mit festen Preisen versehene Kataloge, welche er an das Publikum direkt, an Sortimenter und an Antiquare versendet. Ein Hauptunterschied von den andern buchhändlerischen Geschäftszweigen besteht darin, daß der Antiquar für sich keinen Kredit in Anspruch nimmt und weder seinen Geschäftsfreunden noch dem Publikum solchen gewährt. Mit dem A. ist auch das buchdändlerische Auktionswesen verbunden. Dasselbe blüht hauptsächlich in Frankreich und England, wo bedeutendere Bibliotheken nur auf diesem Wege zur Verwertung gelangen. Aber auch in Deutschland werden die Bücherauktionen seit dem 17. Jahrh. eifrig gepflegt und zeichnet sich besonders Leipzig (Auktionsinstitute von F. A. Brockhaus' Antiquarium, List & Francke und Oswald Weigel) noch beute darin aus. A., zum Teil in Verbindung mit Sortimentsbuchhandel (s. d.), betrieben 1893 im Deutschen Reich, Österreich und der Schweiz 1351 Firmen, darunter ausschließlich A. 193 Firmen. Die früher in Deutschland nötigen Konzessionen für den A. sind durch die Gewerbeordnung in Wegfall gekommen. In