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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Apfel (symbolisch) - Apfelsäure

14) Spitzäpfel, Früchte von hohem Bau und länglich oder abgestutzt-kegelförmiger Gestalt; sie sind niemals gestreift; auch hier finden wir nur Wirtschaftsobst: Königin Luisenapfel (Oktober bis November), Königs-Fleiner (Oktober bis November), Müllers Spitzapfel (Dezember bis März).

15) Plattäpfel, von plattrunder oder kugeliger Gestalt; Schale glatt, oft schön gefärbt, aber ohne alle Streifen; nur Wirtschaftsobst: Apfel von Hawthornden (Oktober bis November), Golden Noble-, gelber Edelapfel (Oktober bis Januar), gelber Winter-Stettiner (Dezember bis Juni), roter Stettiner (Dezember bis März), Winter-Citronenapfel (Dezember bis März), grüner Fürstenapfel (Januar bis Juli), Batullenapfel (November bis Mai).

Lucas hat in einem andern künstlichen Systeme sämtliche Apfel in 12 Klassen geteilt: 1) platte, 2) rundliche, 3) zugespitzte, 4) längliche Sommeräpfel, die Klassen 5-8 enthalten ebenso angeordnet die Herbstäpfel und die Klassen 9-12 die Winteräpfel. Dieses wie das natürliche System zerfällt in drei Ordnungen, je nachdem die Äpfel 1) zu den grundfarbigen, 2) zu den deckfarbigen und 3) zu den gestreiften Früchten gehören; die Ordnungen zerfallen endlich in je drei Unterordnungen, je nachdem der Kelch des A. a. offen, b. halboffen, c. geschlossen ist. - Vgl. Lucas, Die wertvollsten Tafeläpfel und Tafelbirnen, Bd. 1 (Stuttg. 1893).

In symbolischer Bedeutung war der A., namentlich der körnerreiche Granatapfel, im Altertum ein Symbol der Fruchtbarkeit und als solches ein Attribut verschiedener Gottheiten, wie der Hera, der Kore oder Persephone, der Aphrodite, auch der Athena. Denselben Sinn haben die goldenen Äpfel der Hesperiden. In Griechenland wurde das Symbol mit der Zeit in derselben Weise wie die ganze Götterwelt mehr im Sinne des menschlichen Fühlens und Denkens ausgedeutet. Wie Aphrodite aus einer Naturgottheit zur Göttin der menschlichen Liebe und Schönheit, so wurde der A. ihr Symbol auch in diesem Sinne. Er war ein Liebeszeichen im Verkehr von Jünglingen und Mädchen.

Der symbolischen Bedeutung der antiken Äpfel entsprechend, hatten die Äpfel der nordischen Göttin Iduna, der Göttin unverweslicher Jugend, die Kraft den zu verjüngen, der sie aß. Abergläubische Gebräuche der Gegenwart, die namentlich während der Rauhnächte in Übung sind, zeigen, daß man noch heute den A. als vorbedeutend für Fruchtbarkeit, Liebe und Heirat, für Leben und Tod betrachtet. Liebende beißen Äpfel an und senden sich diese als Liebeszeichen. Als die verbotene Frucht des Paradieses galt der A. im Mittelalter als Symbol des Sinnenreizes, des Sündenfalles und der Erbsünde; der todbringende A. in der Hand Christi bedeutet die Erlösung von der Erbsünde.

Apfeläther, Apfelessenz, s. Apfelöl.

Apfelbaum, s. Apfel.

Apfelblattlaus, grüne (Aphis mali F.), eine 2 mm lange, ungeflügelt grün, geflügelt grün und schwarz gefärbte Blattlaus, die in sehr zahlreichen Kolonien an jungen Trieben und unter zurückgerollten Blättern der Kernobstbäume lebt.

Apfelblütenstecher oder Brenner (Anthonomus pomorum L.), ein kleiner Rüsselkäfer mit braunen Flügeldecken, die mit einer von der Mitte des Außenrandes schräg nach der Naht laufenden grauen Binde bezeichnet sind. Zeitig im Frühjahre verläßt er das Versteck, in dem er überwintert hat, um sich zu begatten, worauf das Weibchen Apfel- und Birnbäume besteigt, mit dem Rüssel je ein Loch oder zwei in die Blütenknospen bohrt, ein Ei hinein legt und es tief in das Loch hineinschiebt. Nach etwa acht Tagen schlüpft die Larve (Kaiwurm) aus und verzehrt nach und nach die Befruchtungswerkzeuge. Infolge dieser Zerstörung vertrocknen die in der Entfaltung zurückgehaltenen Blütenblätter und werden braun, als wären sie verbrannt. Diesem ähnlich ist die Lebensweise des Birnblütenstechers (Anthonomus pyri Schh.); derselbe unterscheidet sich von seinem Verwandten, von andern Merkmalen abgesehen, durch eine gerade Binde hinter der Mitte der Flügeldecken. Er geht vorzugsweise die Birnbäume an. Der Schade, den diese Tiere in den Obstgärten anrichten, ist oft sehr erheblich. Man klopft sie von den Bäumen und läßt sie auf unter diesen ausgebreitete Laken fallen, am besten im zeitigen Frühjahr in den ersten Morgenstunden. Wer des noch schädlichern Frostspanners wegen Klebgürtel um die Stämme der Obstbäume zu legen gewohnt ist, fängt diese Käfer oft zu Hunderten.

Apfelessenz, s. Apfelöl.

Apfelfrucht (pomum), in der beschreibenden Botanik eine für die Pomeen (s. Rosaceen) charakteristische Frucht. Sie entwickelt sich aus einem unterständigen Fruchtknoten in der Weise, daß die zu einer dicken fleischigen Hülle heranwachsende Fruchtknotenwand die in lederartige oder holzige Fächer eingebetteten Samen umschließt.

Apfelgroschen, s. Fürstengroschen.

Apfelkraut, dick eingekochter Apfelsaft, namentlich in der Rheinprovinz sowie in Frankfurt a. M. und Umgegend hergestellt, wo er auf Brot gestrichen ein beliebtes Nahrungsmittel bildet. (S. Kraut und Obstverwertung.)

Apfelkreuz (herald.), s. Kugelkreuz.

Apfelöl, Apfeläther, Apfelessenz, eine Lösung von Isovaleriansäure-Isoamylester in Alkohol. Der letztere wird durch direkte Oxydation von Gärungsamylalkohol gewonnen, indem man zu 5 1/2 Teilen Kaliumbichromat und 5 Teilen Wasser allmählich eine Mischung von 1 Teil Amylalkohol und 5 Teilen konzentrierter Schwefelsäure hinzufügt und destilliert. Der Isovaleriansäure-Isoamylester, der neben Wasser und Isovaleriansäure überdestilliert, hat im reinen Zustande einen zu starken Geruch und wird deshalb mit 8-10 Teilen Alkohol verdünnt, wobei ein angenehmer Apfelgeruch hervortritt. Das A. wird in der Konditorei angewendet; ferner zum Anlocken der Nachtschmetterlinge.

Apfelsäure oder Äpfelsäure, eine organische Säure von der Zusammensetzung C4H6O5 ^[C<sub>4</sub>H<sub>6</sub>O<sub>5</sub>], die sich teils in freiem Zustande, teils in Form von Salzen in vielen Pflanzensäften findet, so in unreifen Äpfeln, Trauben, Kirschen, Stachel- und Johannisbeeren, Berberitzen. Am besten wird sie ans dem Safte unreifer Vogelbeeren gewonnen, indem derselbe eingedampft und kochend mit Kalkmilch gesättigt wird. Das abgeschiedene pulverförmige Kalksalz wird in heißer verdünnter Salpetersäure gelöst, worauf beim Abkühlen saurer apfelsaurer Kalk in schönen Krystallen ausschießt. Um die Säure rein zu erhalten, stellt man aus letzterm das Bleisalz dar und zersetzt dasselbe durch Schwefelwasserstoff. Die A. bildet zerflicßliche Krystalle, die in Alkohol leicht, in Äther schwer löslich sind und bei 100° schmelzen. Sie besitzt die Konstitution einer Oxybernsteinsäure: COOH.CH2.CH.(OH).COOH, ist eine zweibasische Säure, und exi-^[folgende Seite]