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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Apistie; Apitz; Apium; Aplanatisch; Aplanieren; Aplerbeck; Aplit; Aplom; Aplomb; Apnoë; Apobátes; Apocyneen; Apocynum

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Apistie - Apocynum.

Uneingeweihten verraten werden durfte. Starb das Tier früher so ward es einbalsamiert, in einen kostbaren Sarg verschlossen und öffentlich im Tempel des Serapis auf dem memphitischen Totenfeld beigesetzt; 24 solcher Särge aus Granit oder Kalkstein sind noch erhalten. Auf dem Totenfeld bei Sakkâra, südlich von Kairo, hat Mariette die Gräber von 65 Apisstieren entdeckt, das ägyptische Serapeum (vgl. "Bulletin archéologique de l'Athénaeum français" 1856, Nr. 5 bis 7; Mariette, Le Sérapéum de Memphis, Par. 1882). Allgemeine Trauer herrschte, bis der neue Gott gefunden war. Die dem A. heilige Zeit waren die zwischen dem Sommersolstitium und dem Aufgang des Hundsgestirns liegenden 29 Tage, wo der Nil stieg. Die 25jährige Lebensdauer des A. soll die 25jährige astronomische Periode bezeichnen, an deren Ende Sonne und Mond wieder denselben Stand gegeneinander hatten. Den Persern war der Apisdienst ein Greuel; Griechen und Römer dagegen vermochten sich auch mit diesem Kultus zu befreunden. Übrigens wurde nach dem ausdrücklichen Zeugnis der Alten in A. eigentlich Osiris (s. d.) verehrt, dessen Seele in dem Stier wohnen und nach dem Tode desselben in den Nachfolger übergehen sollte; daher auch der Name Osorapi, d. h. Osiris-Apis (s. Serapis).

Apistie (griech.), Unglaube, Mißtrauen.

Apitz (eigentlich Ludwig), natürlicher Sohn des Landgrafen Albrecht des Entarteten von Thüringen und der Kunigunde von Eisenberg, geb. 1269, ward nach der Vermählung Albrechts mit Kunigunde (1274) vom Kaiser legitimiert und sollte Thüringen erhalten. Da sich aber Albrechts rechtmäßige Söhne und die Stände dagegen erhoben, so ward A. mit dem Amte Tenneberg abgefunden. Er vermählte sich mit Elisabeth von Frankenstein und starb 1310 ohne Erben.

Apium L. (Sellerie, Eppich), Gattung aus der Familie der Umbelliferen, zwei- oder mehrjährige, fast stets kahle Kräuter mit gefiederten oder dreifach fiederig zusammengesetzten Blättern, vorhandenen oder fehlenden Hüllen und Hüllchen, weißen Blüten und rundlich zweiknöpfiger Frucht mit ungeteiltem Fruchtträger. Nur wenige Arten, bei uns: A. graveolens L. (gemeiner Sellerie), zweijährig, 0,3 bis 1 m hoch, sehr ästig, mit fiederteiligen untern und dreizähligen obern Blättern, deren Segmente oberseits glänzend und grob gesägt sind, findet sich in ganz Europa auf Salzwiesen, am Seestrand und ist an den dunkelgrünen, stark riechenden Blättern kenntlich. Die Wurzel der wild wachsenden Pflanze ist spindelförmig und dünn, riecht widerlich durchdringend und schmeckt bitterlich scharf; durch Kultur wird sie aber knollenartig und süßlich aromatisch. Man kultiviert besonders zwei Spielarten, den Krautsellerie, mit langgestielten, aufrecht stehenden Blättern und kleinerer Wurzel, und den Knollensellerie, mit kurzgestielten Blättern und großer, rundlicher Wurzel. Der Sellerie verlangt kräftigen Boden und im Sommer viel Wasser. Aussaat erfolgt im März in halbwarme Mistbeete; nach Abhärtung und Pikierung wird in Entfernung von 45 cm gepflanzt. Düngung mit Kloakendünger wirkt vorzüglich, ebenso vorsichtiges Bejauchen. Die Pflege erstreckt sich auf Bodenlockerung und Reinigung, ferner mäßiges Behäufeln. Im Juli und August entfernt man den Boden von den obersten Wurzeln, schneidet diese vorsichtig ab, so daß nur die in die Tiefe gehenden Wurzeln bleiben; hierdurch erhält man sehr große und glatte Knollen. Die Knolle enthält 84,09 Wasser, 1,48 Stickstoffsubstanz, 0,39 Fett, 0,77 Zucker, 11,03 stickstofffreie Extraktstoffe, 1,40 Holzfaser, 0,84 Mineralstoffe. Sie wird als Küchengewürz, auch als Salat mit Essig und Öl genossen. In Zucker eingemacht, liefert sie mit Weißwein ein der Ananasbowle täuschend ähnliches Getränk. Sie wirkt reizend auf die harnabsondernden und sexuellen Organe und gilt als Aphrodisiakum. Auch die Blätter dienen als Küchengewürz.

Aplanatisch (griech., "ohne Abweichung") heißt ein Linsensystem, bei welchem neben der chromatischen auch die sphärische Abweichung fast vollständig beseitigt ist.

Aplanieren, s. Applanieren.

Aplerbeck, Dorf und wichtiger Fabrikort im preuß. Regierungsbezirk Arnsberg, Landkreis Dortmund, an der Linie Hamm-Unna-Dortmund der Preußischen Staatsbahn, hat eine evangelische Kirche, ein großes Eisenhüttenwerk, ein Puddlings- und Walzwerk, Steinkohlen- und Eisensteingruben, eine Gas- und Wasserleitung und (1880) 5129 Einw.

Aplit, s. Granit.

Aplom, s. Granat.

Aplomb (franz., spr. aplóng, eigentlich: das Lotrechtsein), Sicherheit des Auftretens, Benehmens.

Apnoë (griech., "Atemlosigkeit"), gegenwärtig Bezeichnung desjenigen bei Tieren künstlich zu erzeugenden Zustands, wo das Tier nicht atmet und zu atmen braucht, weil sein Blut einen Überfluß an Sauerstoff enthält.

Apobátes (griech.), bei den altgriech. Wettkämpfen ein Wettfahrender, welcher, vom Wagen herabspringend, einen Teil der Bahn durchlief, um dann wieder auf den Wagen hinaufzuspringen, auch Anabat genannt. Vgl. Desultores.

Apocyneen (Hundstodgewächse), dikotyle, etwa 800 Arten umfassende Pflanzenfamilie der warmen und gemäßigten Zone, aus der Ordnung der Kontorten, meist holzige, schlingende, oft milchende Pflanzen mit vier- oder fünfzähligen Blüten, deren Blumenblätter eine gedrehte Knospenlage und zwei nur mit dem Griffel verwachsene, in der Reife freie Karpiden besitzen. Wichtige Gattungen sind: Vinca, Nerium, Apocynum. Die A. sind zum Teil gefährliche Giftpflanzen. Von vorweltlichen A. sind die Gattungen Echitonium Ung., Apocynophyllum Ung., Cerbera L., Tabernaemontana L., Nerium L. u. a. aus Tertiärschichten bekannt.

Apocynum L. (Hundskohl, Hundswolle), Gattung aus der Familie der Apocyneen, meist nordamerikanische, Milchsaft führende Stauden oder Halbsträucher mit ganzen und ganzrandigen, gegenständigen Blättern, kleinen, glockenförmigen, in Trugdolden oder Rispen vereinigten Blüten und Samen mit Haarkronen. A. androsaemifolium L., in Nordamerika, mit blaß rosenroten Blüten, in deren Röhre die durch den darin enthaltenen Honigsaft angelockten Insekten mittels reizbarer Zähne festgehalten werden, so daß sie darin umkommen (Fliegenfänger), hat eine brechenerregend und purgierend wirkende Wurzel und blasenziehenden Milchsaft; sie wird als Zierpflanze kultiviert. A. cannabinum L., in Virginia und andern Staaten der Union und in Ostindien, mit grünlichgelben Blüten, liefert Bast zu Netzen, Tauen, Geweben (Indian hemp); die Samenwolle dient zum Polstern und die Wurzel gegen Wassersucht. Auch A. venetum L. (A. sibiricum Pall.), in Südeuropa am Adriatischen Meer, und A. syriacum Pall., in Südsibirien am Kaspischen Meer, in Turkistan, Taschkent und in den Steppen Südrußlands, wird kultiviert und liefert einen schön weißen, ungemein feinen, seidenglänzenden Bast, den man zu Stricken,