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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Aquatinta; Aqua Tofana; Äquator; Äquatoreal; Äquatorhöhe; Äquatoriāl; Äquatoriālprovinz

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Aquatinta – Äquatorialprovinz

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Aquarium'

Die Meerwasser-Aquarien erfordern bei weitem kostspieligere Einrichtungen, da das Seewasser, welches die Meertiere genießen, entweder beständig erneuert oder aufs neue mit Luft gesättigt werden muß. Gewöhnlich läßt man eine Dampfmaschine das aus den Glasbehältern, in welchen die Seetiere sich befinden, abfließende Wasser in die Höhe pumpen in Sammelbecken, aus welchen dasselbe sich wieder im Strahle in die Glaskästen ergießt, wobei es eine Menge Luft mitreißt. Jetzt befinden sich fast in allen größern zoolog. Gärten auch Aquarien für Seetiere und an vielen Orten (Berlin, Brighton, Havre, Trieft) besondere Aquarien ohne Verbindung mit zoolog. Gärten. Auch giebt es Aquarien, welche für wissenschaftliche Zwecke eingerichtet sind (s. Zoologische Stationen). – Über Anlage von See-Aquarien vgl. Gosse, A handbook to the marine Aquarium (Lond. 1855). (Hierzu Tafel: Meerwasser-Aquarium.)

Aquatinta (lat.-ital.) heißt Kupfer- oder Stahlstich in getuschter Manier, durch welchen Zeichnungen in Tusche, Bister, Sepia u.s.w. nachgeahmt werden (s. Kupferstechkunst).

Aqua Tofāna oder Toffana, auch Acquetta di Napoli, di Perugia oder della Toffa genannt, heißt ein Gifttrank, der zu Ende des 17. Jahrh. in Neapel außerordentliches Aufsehen machte, dessen Zusammensetzung aber ziemlich dunkel ist. Eine Sicilianerin Tofana, welche zuerst in Palermo lebte und nachher, als die Obrigkeit auf sie aufmerksam ward, nach Neapel flüchtete, soll die Erfinderin dieses Tranks gewesen sein und ihn an junge Frauen verkauft haben, welche den Tod ihrer Männer herbeigeführt zu sehen wünschten. Nachdem durch ihren Trank mehrere hundert Menschen den Tod gefunden hatten, ward sie 1709, ungeachtet es ihr gelang, in ein Kloster zu flüchten, eingezogen, gefoltert und, wie einige berichten, erdrosselt, während andere versichern, daß sie noch 1730 im Kerker gelebt habe. Meist wird das Gift als ein klares, farb-, geschmack- und geruchloses Wasser beschrieben, wovon fünf bis sechs Tropfen hinreichten, den Tod zu geben, der langsam, ohne Schmerzen, Entzündungen, Zuckungen oder Fieber, unter allmählicher Abnahme der Kräfte, Lebensüberdruß, Mangel an Eßlust und beständigem Durst erfolgte. Garelli, erster Leibarzt Karls VI., wollte aus dem Munde des Kaisers selbst, dem die Akten des Prozesses der Verbrecherin vorgelegt wurden, gehört haben, daß A. T. nichts anderes sei als eine wässerige Auflösung von arseniger Säure mit einem Zusätze von Herba Cymbalariae. Nach Ozanam führte auch eine Bleizuckerauflösung und eine Flüssigkeit, die durch Destillation von Kanthariden mit Wasser und Alkohol entsteht, den Namen A. T. Acqua del Petesino und Eau admirabile de Brinvilliers scheinen von der A. T. wenig oder gar nicht verschieden gewesen zu sein.

Äquātor (lat., «Gleicher»). Der Himmelsäquator oder Äquinoktialkreis ist derjenige größte Kreis der Himmelskugel, auf dessen Ebene die Weltachse senkrecht steht, der mithin von den Weltpolen überall um 90° absteht. Er teilt die Himmelskugel in die nördl. und südl. Halbkugel, ist zur Hälfte über, zur Hälfte unter dem Horizonte und schneidet den Horizont in zwei entgegengesetzten Punkten, die Osten oder Morgenpunkt und Westen oder Abendpunkt heißen. Alle im Ä. stehenden Sterne (sehr nahe ist dies z. B. der Fall bei dem ↔ westlichsten Stern im Gürtel des Orion) beschreiben, von irgend einem Punkte der Erde aus gesehen, am Himmel einen Halbkreis und verweilen 12 Stunden über und ebensolange unter dem Horizonte. Wenn daher die Sonne im Ä. steht, was im Laufe eines Jahres zweimal der Fall ist (s. Äquinoktium), so sind Tag und Nacht einander gleich, und zwar überall auf der ganzen Erde. Von dieser Eigenschaft leitet sich die Bezeichnung Ä. oder Gleicher her. Der Erdäquator, auch Äquinoktiallinie oder von den Schiffern schlechthin die Linie genannt (daher der Ausdruck: die Linie passieren), ist derjenige größte Kreis der Erdkugel, auf dessen Ebene die Erdachse senkrecht steht, und der mithin von den beiden Erdpolen überall gleichweit, 90°, absteht. Er teilt die Erdkugel in zwei Halbkugeln, die nördliche und südliche (s. Erde). Die Ebene des Erdäquators fällt zusammen mit der des Himmelsäquators; daher geht den Bewohnern der Orte, die unter dem Ä. liegen, der Himmelsäquator durch das Zenith und steht mithin auf ihrem Horizonte senkrecht, wie alle mit ihm parallelen Kreise der Himmelskugel (Parallelkreise), die auch gleich dem A. zur Hälfte über, zur Hälfte unter dem Horizonte liegen. Hieraus folgt ferner, daß für die Bewohner jener Gegenden im ganzen Jahre Tag und Nacht gleich sind und jeder Stern immer 12 Stunden über und dann ebensolange unter dem Horizonte verweilt. Die unter dem Ä. liegenden Gegenden sind die einzigen auf der Erde, denen sämtliche Fixsterne der ganzen Himmelskugel zu Gesicht kommen; die Weltpole erscheinen dort beide im Horizont, während sonst überall auf der Erde nur einer sichtbar ist. Die durch den Pol gehenden und zum Himmelsäquator senkrechten Kreise heißen Abweichungs-, Deklinations- oder Stundenkreise.

Magnetischer Ä. heißt die in der Nähe des Erdäquators verlaufende Linie, auf der die Inklination der Magnetnadel Null ist (s. Magnetismus der Erde).

Thermischer Ä. wird der sich ziemlich um die ganze Erde erstreckende Gürtel genannt, innerhalb dessen die mittlern Jahrestemperaturen 25°C. und mehr betragen. Der thermische A. liegt dem astronomischen zwar nahe, aber mehr auf der nördl. als auf der südl. Halbkugel.

Äquatoreāl (Äquatorial), ein Fernrohr mit Parallaktischer Aufstellung (s. d.), dessen Stundenkreis und Deklinationskreis eine feine Teilung besitzen. Da mit ihm Deklination und Stundenwinkel eines Gestirns scharf bestimmt werden können, ist es zu absoluten Messungen in beliebigen Entfernungen vom Meridian verwendbar. Selbst Ä. von sehr mäßiger Größe stehen aber an Festigkeit der Aufstellung und Unveränderlichkeit der einzelnen Teile auch bei vollkommenster Ausführung den Meridiankreisen sehr nach; man ist daher von einer allgemeinen Anwendung des Ä. wieder abgekommen. Im weitern Sinne versteht man unter Ä. auch jedes parallaktisch montierte Fernrohr, das mit Kreisen versehen ist. – Vgl. Hansen, Theorie des Ä. (Lpz. 1855).

Äquātorhöhe, der Winkel, den der Himmelsäquator mit dem Horizont bildet. Sie wird gemessen durch denjenigen Bogen des Meridians, der zwischen Äquator und Horizont liegt; auch der Abstand des Poles vom Zenith ist gleich der Ä. (S. die Zeichnung unter Armillarsphäre.)

Äquatoriāl, s. Aquatoreal.

Äquatoriālprovinz, Äquatoria, Hat el-Estiwa, ehemalige südlichste Provinz des ägypt.

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 775.