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Aquatinta – Äquatorialprovinz
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Aquarium'
Die Meerwasser-Aquarien erfordern bei weitem kostspieligere Einrichtungen, da das Seewasser, welches die
Meertiere genießen, entweder beständig erneuert oder aufs neue mit Luft gesättigt werden muß. Gewöhnlich läßt man eine Dampfmaschine das aus den
Glasbehältern, in welchen die Seetiere sich befinden, abfließende Wasser in die Höhe pumpen in Sammelbecken, aus welchen dasselbe sich wieder im
Strahle in die Glaskästen ergießt, wobei es eine Menge Luft mitreißt. Jetzt befinden sich fast in allen größern zoolog. Gärten auch Aquarien für Seetiere
und an vielen Orten (Berlin, Brighton, Havre, Trieft) besondere Aquarien ohne Verbindung mit zoolog. Gärten. Auch giebt es Aquarien, welche für
wissenschaftliche Zwecke eingerichtet sind (s. Zoologische Stationen). – Über Anlage von See-Aquarien vgl. Gosse,
A handbook to the marine Aquarium (Lond. 1855). (Hierzu Tafel:
Meerwasser-Aquarium.)
Aquatinta (lat.-ital.) heißt Kupfer- oder Stahlstich in getuschter Manier, durch welchen Zeichnungen in Tusche, Bister, Sepia
u.s.w. nachgeahmt werden (s. Kupferstechkunst).
Aqua Tofāna oder Toffana, auch
Acquetta di Napoli, di Perugia oder
della Toffa genannt, heißt ein Gifttrank, der zu Ende des 17. Jahrh. in Neapel außerordentliches Aufsehen machte,
dessen Zusammensetzung aber ziemlich dunkel ist. Eine Sicilianerin Tofana, welche zuerst in Palermo lebte und nachher, als die Obrigkeit auf sie
aufmerksam ward, nach Neapel flüchtete, soll die Erfinderin dieses Tranks gewesen sein und ihn an junge Frauen verkauft haben, welche den Tod ihrer
Männer herbeigeführt zu sehen wünschten. Nachdem durch ihren Trank mehrere hundert Menschen den Tod gefunden hatten, ward sie 1709, ungeachtet
es ihr gelang, in ein Kloster zu flüchten, eingezogen, gefoltert und, wie einige berichten, erdrosselt, während andere versichern, daß sie noch 1730 im
Kerker gelebt habe. Meist wird das Gift als ein klares, farb-, geschmack- und geruchloses Wasser beschrieben, wovon fünf bis sechs Tropfen hinreichten,
den Tod zu geben, der langsam, ohne Schmerzen, Entzündungen, Zuckungen oder Fieber, unter allmählicher Abnahme der Kräfte, Lebensüberdruß,
Mangel an Eßlust und beständigem Durst erfolgte. Garelli, erster Leibarzt Karls VI., wollte aus dem Munde des Kaisers selbst, dem die Akten des
Prozesses der Verbrecherin vorgelegt wurden, gehört haben, daß A. T. nichts anderes sei als eine wässerige Auflösung von arseniger Säure mit einem
Zusätze von Herba Cymbalariae. Nach Ozanam führte auch eine Bleizuckerauflösung und eine Flüssigkeit, die durch
Destillation von Kanthariden mit Wasser und Alkohol entsteht, den Namen A. T. Acqua del Petesino und
Eau admirabile de Brinvilliers scheinen von der A. T. wenig oder gar nicht verschieden gewesen zu sein.
Äquātor (lat., «Gleicher»). Der Himmelsäquator oder
Äquinoktialkreis ist derjenige größte Kreis der Himmelskugel, auf dessen Ebene die Weltachse senkrecht steht, der
mithin von den Weltpolen überall um 90° absteht. Er teilt die Himmelskugel in die nördl. und südl. Halbkugel, ist zur Hälfte über, zur Hälfte unter dem
Horizonte und schneidet den Horizont in zwei entgegengesetzten Punkten, die Osten oder Morgenpunkt und Westen oder Abendpunkt heißen. Alle im Ä.
stehenden Sterne (sehr nahe ist dies z. B. der Fall bei dem ↔ westlichsten Stern im Gürtel des Orion) beschreiben, von irgend einem
Punkte der Erde aus gesehen, am Himmel einen Halbkreis und verweilen 12 Stunden über und ebensolange unter dem Horizonte. Wenn daher die Sonne
im Ä. steht, was im Laufe eines Jahres zweimal der Fall ist (s. Äquinoktium), so sind Tag und Nacht einander gleich, und zwar überall
auf der ganzen Erde. Von dieser Eigenschaft leitet sich die Bezeichnung Ä. oder Gleicher her. Der Erdäquator, auch
Äquinoktiallinie oder von den Schiffern schlechthin die Linie genannt (daher
der Ausdruck: die Linie passieren), ist derjenige größte Kreis der Erdkugel, auf dessen Ebene die Erdachse senkrecht steht, und der mithin von den
beiden Erdpolen überall gleichweit, 90°, absteht. Er teilt die Erdkugel in zwei Halbkugeln, die nördliche und südliche (s. Erde). Die
Ebene des Erdäquators fällt zusammen mit der des Himmelsäquators; daher geht den Bewohnern der Orte, die
unter dem Ä. liegen, der Himmelsäquator durch das Zenith und steht mithin auf ihrem Horizonte senkrecht, wie alle mit ihm parallelen Kreise der
Himmelskugel (Parallelkreise), die auch gleich dem A. zur Hälfte über, zur Hälfte unter dem Horizonte liegen. Hieraus folgt ferner, daß für die Bewohner
jener Gegenden im ganzen Jahre Tag und Nacht gleich sind und jeder Stern immer 12 Stunden über und dann ebensolange unter dem Horizonte
verweilt. Die unter dem Ä. liegenden Gegenden sind die einzigen auf der Erde, denen sämtliche Fixsterne der ganzen Himmelskugel zu Gesicht kommen;
die Weltpole erscheinen dort beide im Horizont, während sonst überall auf der Erde nur einer sichtbar ist. Die durch den Pol gehenden und zum
Himmelsäquator senkrechten Kreise heißen Abweichungs-, Deklinations- oder
Stundenkreise.
Magnetischer Ä. heißt die in der Nähe des Erdäquators verlaufende Linie, auf der die Inklination der Magnetnadel
Null ist (s. Magnetismus der Erde).
Thermischer Ä. wird der sich ziemlich um die ganze Erde erstreckende Gürtel genannt, innerhalb dessen die
mittlern Jahrestemperaturen 25°C. und mehr betragen. Der thermische A. liegt dem astronomischen zwar nahe, aber mehr auf der nördl. als auf der südl.
Halbkugel.
Äquatoreāl (Äquatorial), ein Fernrohr mit
Parallaktischer Aufstellung (s. d.), dessen Stundenkreis und Deklinationskreis eine feine Teilung besitzen. Da mit ihm Deklination und
Stundenwinkel eines Gestirns scharf bestimmt werden können, ist es zu absoluten Messungen in beliebigen Entfernungen vom Meridian verwendbar.
Selbst Ä. von sehr mäßiger Größe stehen aber an Festigkeit der Aufstellung und Unveränderlichkeit der einzelnen Teile auch bei vollkommenster
Ausführung den Meridiankreisen sehr nach; man ist daher von einer allgemeinen Anwendung des Ä. wieder abgekommen. Im weitern Sinne versteht man
unter Ä. auch jedes parallaktisch montierte Fernrohr, das mit Kreisen versehen ist. – Vgl. Hansen, Theorie des Ä. (Lpz. 1855).
Äquātorhöhe, der Winkel, den der Himmelsäquator mit dem Horizont bildet. Sie wird gemessen durch
denjenigen Bogen des Meridians, der zwischen Äquator und Horizont liegt; auch der Abstand des Poles vom Zenith ist gleich der Ä. (S. die Zeichnung
unter Armillarsphäre.)
Äquatoriālprovinz, Äquatoria, Hat el-Estiwa,
ehemalige südlichste Provinz des ägypt.
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 775.