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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Arc - Arch

weinfabrikation benutzt werden. Diese Art, wie auch der in Griechenland und im Orient heimische A. Andrachne L., der durch seinen glatten rötlichen Stamm auffällt, werden häufig als Ziersträucher ihrer schönen Belaubung halber kultiviert, müssen aber im Winter in das Orangeriehaus gebracht werden. Im Frühling kann man sie ins freie Land versetzen und im Herbst wieder herausnehmen. Sie verlangen Heideerde und lassen sich sowohl durch Samen als durch Stecklinge vermehren.

Arc (spr. ark), Name zweier franz. Flüsse. 1) Linker Nebenfluß der Isère im franz. Depart. Savoyen, entspringt in den Grajischen Alpen westlich vom Gipfel La Levanna (3640 m), durchfließt in einem nach N. geöffneten Halbkreise die rauhe, als Durchgangsgebiet nach Italien wichtige Landschaft Maurienne, berührt deren Hauptort St. Jean-de-Maurienne und mündet nach 150 km Lauf bei Chamousset. Im Thale des A. aufwärts führt die wichtige Alpenstraße und Eisenbahn von Chambéry über den Mont-Cenis nach Susa und Turin. - 2) Fluß im südöstl. Frankreich, in den Depart. Var und Bouches-du-Rhône. An seinem Oberlaufe befindet sich zwischen den Bergen de la Victoire und du Cengle und dem Olympe ein Thalkessel, in dem Marius die Teutonen vernichtete. Der A. fließt nahe bei Aix vorbei und mündet in den Etang von Berre, dessen östl. Gewässer durch seine Sinkstoffe immer seichter werden.

Arc, Jeanne d', s. Jeanne d'Arc.

Arcachon (spr.-schóng), Stadt im Kanton La Teste-de-Buch, Arrondissement Bordeaux des franz. Depart. Gironde, 56 km südwestlich von Bordeaux, an dem dreieckigen Bassin von A. (l55 qkm), welche durch eine Landzunge (Cap Ferret) mit Leuchtturm gebildet wird, und an der Linie Lamothe-A. (15 km) der Franz. Südbahn, hat (1891) 7671, als Gemeinde 7910 E., Austernzucht (jährlich 300 Mill. im Werte von 4½ Mill. Frs.), Seefischerei, und ist ein wegen des milden Klimas (mittlere Temperatur im Sommer 15°, im Winter 9° C.) besuchtes Seebad.

Arcade, s. Arkade.

Arcadien, s. Arkadien; Arcadier, s. Arkadier.

Arcadius, Kaiser des Oströmischen Reichs (395-408), geb. 377 in Spanien, Sohn Theodosius' d. Gr., erhielt 395 nach des Vaters Tode das Oströmische Reich, während seinem Bruder Honorius das Weströmische zufiel. In einer vielbewegten Zeit, in der das Reich, durch die herrschsüchtige Politik des abendländ. Ministers Stilicho (s. d.) gefährdet, von den Raubzügen der Barbaren, besonders der Goten unter Alarich und der Isaurier bedroht und von Erdbeben und Hungersnot heimgesucht war, lebte A. in Trägheit und Pomp und überließ die Regierung gänzlich seinen Ministern Rufinus und Eutropius, und nach des letztern Sturz Gainas, dem General der got. Truppen. Seit 400 nahm die Kaiserin Eudoxia die Zügel der Regierung in die Hand. Die einzigen von A. persönlich herrührenden Maßregeln waren die harten Verfügungen gegen Heiden und Häretiker. A. starb 1. Mai 408. - Vgl. Güldenpenning, Geschichte des Oströmischen Reiches unter den Kaisern A. und Theodosius II. (Halle 1885); Th. Hodgkin, The dynasty of Theodosius (Oxford 1889).

Arcaguolo (spr. arkanj-), florent. Maler, s. Orcagna.

Arcana, Mehrzahl von Arcanum (s. d.).

Arcandisciplin (lat. arcāni disciplīna), Geheimlehre, seit dem 17. Jahrh. Bezeichnung für die Gewohnheit der alten Kirche, nach dem Vorbilde des heidn. Mysterienkultes Ungetaufte von bestimmten gottesdienstlichen Handlungen auszuschließen und über gewisse heilige Gebräuche Schweigen zu beobachten. Dahin gehören die Abendmahlsfeier nebst zugehörigen Formeln, Gebeten und Gesängen, die Taufhandlung nebst Glaubensbekenntnis und Vaterunser, die Priesterweihe und letzte Ölung. Dies Verfahren ist den ältesten Zeiten fremd, es beginnt in der ersten Hälfte des 3. Jahrh. mit der Einführung des Katechumenats (s. Katechumenen) und verschwindet wieder im 6. Jahrh. Erst nach der Reformation beriefen sich die Katholiken (zuerst Schelstrate in "Antiquitas illustrata", Antw. 1678, neuerdings Döllinger, Hefele u. a.) auf die A., um das hohe Alter spät aufgekommener Lehren zu behaupten. - Vgl. Bonwetsch in der "Zeitschrift für die histor. Theologie" (1873); Huyskens, Zur Frage über die sogenannte A. (Münster 1891).

Arcanist (lat.), Inhaber eines Geheimmittels (arcanum), besonders Kunstvertrauter, hieß sonst der Direktor der Malereien in Porzellanfabriken.

Arcanum (lat.), das Abgeschlossene, dann das Geheime und Geheimnisvolle, wurde in der röm. Religionssprache für die geheimen, nicht auszusprechenden Dinge, namentlich für die Mysterien (s. d.) oder sonst Uneingeweihten verschlossene Geheimlehren der Priesterschaft gebraucht, auch von der christl. Theologie (s. Arcandisciplin).

In der Alchimie des Mittelalters spielten die Arcana eine wichtige Rolle als Präparate von angeblich besonderer Wirkung, deren Zusammensetzung man geheimhielt. Auch wurden unter A. die höchsten Probleme der Alchimisten, das Große Elixir (s. d.) und der Stein der Weisen (s. d.), begriffen. In der spätern mystisch-spekulativen Alchimie ist A. das geheime, körperlose und unsterbliche Etwas. Über Arcana der Medizin s. Geheimmittel.

Arcanum duplicatum, bei den Alchimisten das schwefelsaure Kalium, s. Kaliumsulfate.

Arceau (frz., spr. arßóh; vom lat. arcus, Bogen), Bogenkrümmung, Krümmungsmaß eines Gewölbes, auch friesähnlich wiederkehrende Verschlingungen krummer, besonders kleeblattähnlicher Linien (Bogenfriese) an Gebäuden.

Arcesilaus (Arkesilaos), griech. Philosoph, Stifter der "mittlern" Akademie (s. d.), geb. 315 zu Pitane in Äolien, gest. 241 v. Chr., gelangte durch die Vorträge des Peripatetikers Theophrast und des Akademikers Krantor, wohl auch durch Verkehr mit Pyrrho zu einer skeptischen Richtung, die seit ihm auf lange Zeit der Akademie verblieb. Er ging so weit, auch die Möglichkeit eines Wissens des Nichtwissens zu bestreiten, und empfahl statt dessen die Zurückhaltung alles bestimmten Urteils (epochē). Doch ließ er das Wahrscheinliche (eulogon) als Regel des praktischen Verhaltens bestehen. Seine Skepsis wandte er hauptsächlich gegen den Dogmatismus der von Zeno (s. d.) eben damals begründeten Stoischen Schule. Er hinterließ keine Schriften; erst seine Nachfolger (wie Lacydes) stellten seine Lehre ausführlich dar.

Arcets Metall, s. D'Arcets Metall.

Arch (spr. ahrtsch), Joseph, Führer der ländlichen Arbeiterbewegung in England, geb. 10. Nov. 1826 als Sohn eines ländlichen Arbeiters zu Barford in Warwickshire, gewann während einer langen Reihe von Jahren selbst als solcher seinen Lebensunterhalt. In seinen Mußestunden beschäftigte er sich eifrig mit religiöser und volkswirtschaftlicher Lektüre, und war mehrere Jahre als freiwilliger Prediger unter