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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Arnold von Brescia

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Arnold von Brescia.

stomathia arabica" (Halle 1853) und "Abriß der hebräischen Formenlehre" (das. 1867).

8) Matthew, engl. Dichter und Schriftsteller, geb. 24. Dez. 1822 zu Laleham bei Staines, Sohn von A. 5), studierte seit 1840 in Oxford, wo er 1843 für ein Gedicht über Cromwell den Preis errang, war 1847-51 Privatsekretär des Lords Lansdowne und erhielt durch diesen später die Stelle eines Schulinspektors. An Dichtungen hatte er (anonym) "The strayed reveller, and other poems" (Lond. 1848) veröffentlicht, denen "Empedocles on Etna" (1853, neue Ausg. 1868) und "Poems" (1854, 2 Bde.) nachfolgten. Im J. 1857 zum Professor der Poesie in Oxford ernannt, gab er die Tragödie "Merope" heraus und unternahm 1859 im Auftrag der Regierung eine Reise durch Frankreich, Deutschland und Holland zu dem Zweck, das Unterrichtswesen dieser Länder zu studieren. Seine Ansichten darüber legte er in den Schriften: "A French Eton, or education and the state" (1864) und "Schools and universities on the Continent" (1868, 3. umgearb. Aufl. 1882) nieder. Von seinem poetischen Formensinn, der allen seinen Dichtungen, so auch den "New Poems" (2. Aufl. 1868) großen Reiz verleiht, zeugen auch seine Versuche, Homer in englischen Hexametern zu übersetzen, worüber er theoretisch in dem Werk "On translating Homer" (1861) handelte. Eine Sammlung seiner prosaischen Aufsätze erschien unter dem Titel: "Essays in criticism" (1865, 2. Aufl. 1869). Nachdem A. 1867 seine Professur in Oxford niedergelegt, hat er seitdem noch veröffentlicht: "On the study of Celtic literature" (1867); "Culture and anarchy" (1869, 3. Aufl. 1882); "St. Paul and Protestantism" (2. Aufl. 1871); das humoristische Werk "Friendship's garland, being the conversations, letters and opinions of the late Arminius, baron von Thunder-Ten-Tronckh" (1872); "Litterature and dogma" (1873); "God and the Bible" (1875); "Last essays on church and religion" (1877); "Mixed essays" (1879); "Irish essays" (1882) etc. Eine vollständige Ausgabe seiner Gedichte erschien 1877 in 2 Bänden. A. ist allmählich von den orthodoxen Ansichten der englischen Staatskirche zu sehr freien Überzeugungen vorgeschritten.

9) Christian Friedrich, Architekt, geb. 12. Febr. 1823 zu Drebach im Erzgebirge, widmete sich der Baukunst in Dresden unter Sempers Leitung und errang durch seine Arbeiten den mit einem Reisestipendium verbundenen ersten Preis. Infolgedessen reiste er mehrere Jahre in Italien, Frankreich und Belgien und wurde nach seiner Rückkehr als Professor an der Kunstakademie in Dresden angestellt. Seine Bauten sind: die Villa Souchay an der Elbe (1858-1860), mehrere Dorfkirchen in Sachsen und die im gotischen Stil 1865-69 umgebaute Sophienkirche in Dresden mit ihrem stattlichen, 66 m hohen Turmpaar. Er gab heraus: "Der herzogliche Palast in Urbino, nach eignen Messungen" (Leipz. 1856).

10) Wilhelm, Rechtslehrer, geb. 28. Okt. 1826 zu Borken in Hessen, studierte 1845-50 zu Berlin, Heidelberg und Marburg, habilitierte sich 1850 zu Marburg, wurde 1855 Professor in Basel und 1863 in Marburg, wo er 3. Juli 1883 starb. Er schrieb: "Verfassungsgeschichte der deutschen Freistädte" (Hamb. u. Gotha 1854, 2 Bde.); "Zur Geschichte des Eigentums in den deutschen Städten" (Basel 1861); "Kultur und Rechtsleben" (Berl. 1865); "Kultur und Recht der Römer" (das. 1868); "Ansiedelungen und Wanderungen deutscher Stämme, zumeist nach hessischen Ortsnamen" (Marb. 1875, 2 Bde.); "Studien zur deutschen Kulturgeschichte" (Stuttg. 1882); "Deutsche Urzeit" (3. Aufl., Gotha 1881); "Fränkische Zeit" (das. 1882).

11) Edwin, engl. Dichter, Sprachgelehrter und Journalist, Bruder von A. 8), geb. 10. Juni 1832, studierte in Oxford, wo er als 20jähriger Jüngling sich durch das Gedicht "The feast of Belshazzar" bemerklich machte, und wurde, nachdem er eine Zeitlang als Gymnasialprofessor in Birmingham gewirkt, zum Direktor des Government Sanscrit College in Puna sowie zum Fellow der Universität Bombay ernannt. In Indien leistete er während und nach dem großen Aufstand bedeutende Dienste, und es wurde ihm zweimal der feierliche Dank des Vizekönigs u. Staatsrats zuerkannt. Im J. 1861 nach England zurückgekehrt, übernahm er die Leitung des russenfeindlichen, zu großer Bedeutung aufstrebenden "Daily Telegraph", dem er noch heute vorsteht. A. ist der Verfasser eines Dramas: "Griselda" (1856); seine "Poems, narrative and lyrical" erschienen 1853. Seine indischen Studien lieferten uns: "The book of good counsels" (die "Hitopadesa", 1861); "The Indian song of songs" (1875); "The light of Asia", ein großes Gedicht über Leben und Lehre des Buddha (1879, 9. Aufl. 1882), vielleicht sein Hauptwerk; "Indian idylls" (nach dem "Mahâbhârata", 1883); "Indian poetry" (3. Aufl. 1883). Geschichtlich hat er geliefert: "The Marquis of Dalhousie's administration of British India" (1862). Als Kritiker und metrischer Übersetzer zeigte er sich in "The poets of Greece" (1869) und in "Hero and Leander", nach Musäos (1873). Auch "A summer in Scandinavia" (1877) hat er herausgegeben. Besonderes Verdienst erwarb sich A., indem er zwei große Expeditionen für Altertumskunde und Geographie ins Leben rief: namens des "Daily Telegraph" die George Smiths (s. d.) nach Assyrien und für dieselbe Zeitung, in Verbindung mit dem "New York Herald", die Expedition Henry Stanleys (s. d.) ins Innere von Afrika, um die Entdeckungen Livingstones zu vervollständigen. Für seinen Anteil an Smiths bedeutenden Entdeckungen wurde ihm der besondere Dank der Verwaltung des Britischen Museums zu teil. - Sein Bruder Arthur, geb. 28. Mai 1833, in London ansässig und Parlamentsmitglied, hat sich als Schriftsteller besonders durch seine Reiseschilderungen: "From the Levant" (1868, 2 Bde.) und "Through Persia by caravan" (1877) bekannt gemacht.

Arnold von Brescia, der kühnste, beredteste und thatkräftigste Gegner der Hierarchie im 12. Jahrh., war ein Schüler Abälards und Kleriker in seiner Vaterstadt Brescia. Als die Quelle des Verderbens in der Kirche erkannte er die weltliche Macht und die Reichtümer des Klerus und sah die einzige Möglichkeit der Erlösung von dem Elend der Zeit in der völligen Trennung des Geistlichen und Weltlichen. Demgemäß stellte er an die Geistlichen die Forderung, daß sie auf weltliche Macht und irdischen Besitz verzichten, sich mit dem, was die Gemeinde ihnen an freiwilligen Spenden, Erstlingen und Zehnten darreiche, begnügen und sich die Armut der Apostel zum Vorbild nehmen sollten. Solche Lehren, durch nüchterne Sittenstrenge bekräftigt und mit hinreißender Beredsamkeit verkündigt, sammelten bald zahlreiche Anhänger um ihn, mit deren Beistand er seine Reformen durchzuführen gedachte. Aber auf die Anklage des Bischofs von Brescia durch die zweite Lateransynode 1139 als Ketzer verbannt, floh er zu Abälard und, aus Frankreich durch Bernhard von Clairvaux vertrieben, 1140 nach Zürich, wo er für seine Lehre