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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Arnstein; Arnstorf in Bayern; Arnswalde; Arnual; Arnulf; Arnulfinger

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Arnstein - Arnulfinger

und Telegraph. Die Liebfrauenkirche (12. Jahrh.) mit dem Grabmal Günthers von Schwarzburg veranschaulicht den Übergang vom roman. zum german. Stil. An Stelle der großen, historisch merkwürdigen, 1872 abgebrannten Günthersmühle wurde eine amerik. Mustermühle erbaut. A. hat ein fürstl. Gymnasium, 1320 als Lateinschule gegründet, eine Realschule, Bürgerschule, höhere Mädchenschule, fürstl. Schloß mit Sammlungen von Porzellanarbeiten, Hoftheater mit 500 Zuschauerplätzen (jährlich vom Hofmarschallamte an Direktoren vergeben), Winter- und Sommertheater mit 300 Plätzen; Fabrikation von Handschuhen, Brückenwagen, Wagen, Feuerspritzen, Schläuchen, Farben, Hüten, Schuhen, Körben und Porzellan (Fabrik bei Plaue), Gerbereien, Brauereien, Handelsgärtnerei, Handel mit Getreide und Holz sowie ein Solbad mit Einrichtungen für Dampf- und Fichtennadelbäder. Beim nahen Dorfe Rudisleben die Saline Arnshalle (s. Schwarzburg-Sondershausen). A. ist eine der ältesten thüring. Städte und wird bereits 704 urkundlich erwähnt. - Vgl. Olearius, Arnstädtische Geschichten (Arnst. 1701); Hesse, A.s Vorzeit und Gegenwart (ebd. 1842); Niebergall, Sol- und Kiefernadelbad A. (ebd. 1881); Glöckner, Solbad und Sommerfrische A. (ebd. 1884); Einert, Aus den Papieren eines Rathauses (ebd. 1892).

Arnstein, Stadt im Bezirksamt Karlstadt des bayr. Reg.-Bez. Unterfranken, 23 km östlich von Schweinfurt, an der rechts zum Main fließenden Wern und der Linie Oberndorf-Schweinfurt-Wernfeld der Bayr. Staatsbahnen, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Würzburg) und Rentamtes, hat (1890) 1786 E., darunter 72 Katholiken und 56 Israeliten, Post, Telegraph, Schloß, königl. Präparandenschule, Distriktskrankenhaus, Pfründnerspital, Kreditverein; Landwirtschaft und Viehmärkte.

Arnstorf in Bayern, Marktflecken im Bezirksamt Eggenfelden des bayr. Reg.-Bez. Niederbayern, an dem zur Vils gehenden Kollbach, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Deggendorf), hat (1890) 1456 kath. E., Post, Telegraph, 2 kath. Kirchen, 2 Schlösser, bedeutende Viehzucht und Getreidebau.

Arnswalde. 1) Kreis im preuß. Reg.-Bez. Frankfurt, in der Neumark, an der Grenze der Provinzen Pommern, Posen und Westpreußen, hat 1264,01 qkm, (1890) 41 970 (20 394 männl., 21 576 weibl.) E., 3 Städte, 57 Landgemeinden und 57 Gutsbezirke. - 2) Kreisstadt im Kreis A., in 62 m Höhe zwischen 4 Seen, an der Linie Stargard-Posen-Kreuzburg der Preuß. Staatsbahnen, Sitz des Landratsamtes, eines Amtsgerichts (Landgericht Landsberg), Zoll-, Steuer- und Katasteramtes und der Direktion der Neumärkischen Landesfeuersocietät, hat (1890) 7507 (3537 männl., 3970 weibl.) E., darunter 97 Katholiken und 191 Israeliten, Postamt zweiter Klasse, Telegraph, got. Marienkirche (15. Jahrh., 1856 erneuert) mit mehrern Türmen, eine Knaben- und Mädchenmittelschule, einen Gartenbau-, Geflügelverein, eine Freimaurerloge, Kranken-, Armenhaus, 2 Frauenhospitäler, städtische Sparkasse, Kreis-, Spar- und Vorschußkasse, Kreditverein, Ortskranken-, Fabrikkranken-, Sterbekasse; Eisengießerei, Maschinenfabrik, Wollwäsche und-Spinnerei, Fabrikation von Zündhölzern, Tuch, Stärke und Dachpappe, Dampfmühlen, 2 Mahl-, 8 Windmühlen, Ziegeleien, Dampfmolkerei, Buchdruckerei, Handelsgärtnerei, 5 Jahr-, Vieh- und Wollmärkte. - A. (slaw. Dubegnewe), 1269 zuerst erwähnt, ist wiederholt im 16. und 17. Jahrh. abgebrannt, 1512 mit dem Schloß. 1807 wurde hier der franz. Marschall Victor gefangen und gegen Blücher ausgetauscht.

Arnual, Sankt, Dorf bei Saarbrücken (s. d.).

Arnulf (Arnolf), der Heilige, Ahnherr der Karolinger, die nach ihm auch Arnulfinger (s. d.) heißen, geb. um 582, wurde 611 oder 612 Bischof von Metz und regierte mit seinem Freunde, dem Majordomus Pippin von Landen, gemeinsam unter Chlothar II. das Frankenreich. 627 legte er sein Bistum nieder und zog sich als Einsiedler in die Vogesen zurück, wo er 16. Aug. 641 starb. Sein Leichnam wurde 642 nach Metz gebracht und in der nach ihm genannten Arnulfskirche beigesetzt.

Arnulf, römisch-deutscher Kaiser, geb. um 850, ein natürlicher Sohn des Königs Karlmann und Enkel Ludwigs des Deutschen, versuchte kurz vor seines Vaters Tode vergeblich, sich die Nachfolge in Bayern zu sichern, so daß er sich mit dem ihm schon früher übertragenen Kärnten begnügen mußte. Als die Herrschaft seines Oheims Karls III., des Dicken, in Verfall geriet, wurde A. in Frankfurt (Herbst 887) zum König erhoben, nur die Lothringer versagten die Anerkennung. Er besiegte die Normannen, die im Juni 891 ein deutsches Heer am Geulenbach bei Mastricht vernichtet hatten, 1. Nov. desselben Jahres an der Dyle bei Löwen. Vom Papste gegen Guido von Spoleto zu Hilfe gerufen, zog A. 894 nach Italien, sicherte sich die Anerkennung Oberitaliens, mußte aber wegen Weigerung seiner Großen den geplanten Römerzug aufgeben. 896 wegen Guidos Sohn Lambert (s. Berengar) wieder nach Italien gerufen, wurde er von Papst Formosus zum Kaiser gekrönt. Wiederholt kämpfte A. gegen den Mährenfürsten Swatopluk. Dabei schlossen sich ihm 892 Magyaren an, ohne daß A. der Vorwurf trifft, diese spätere Geißel Deutschlands gerufen zu haben. Seinen unehelichen Sohn Zwentibold ließ A. 895 zum König von Lothringen und Burgund erheben, im übrigen Reiche seinen noch unmündigen Sohn Ludwig das Kind. Er starb 8. Dez. 899 zu Regensburg.

Arnulf, der Erneuerer des Herzogtums Bayern, trat, nachdem sein Vater, Markgraf Luitpold, 907 gegen die Ungarn gefallen war, an die Spitze des Stammes der Bayern und nannte sich Herzog. Ähnlich wie Karl Martell in der Zeit der Arabernot verstärkte A. seine Macht durch Kirchengüter und wurde deshalb von den geistlichen Chronisten der Zeit "der Schlimme" zubenannt. Er schlug 913 die Ungarn und behauptete unter König Konrad I. seine Selbständigkeit. Heinrich I. erkannte er als König an, auf Grund eines Vertrags, der ihm wesentliche Hoheitsrechte, namentlich die Besetzung der bayr. Bistümer, überließ. Bei Ottos I. Krönung wirkte A. als Marschall und starb 937. Sein Sohn Eberhard verlor das Herzogtum 938 im Kampf gegen Otto I., der es in wesentlich beschränkter Gestalt und als Reichsamt an A.s Bruder Berthold und nach dessen Tode an seinen eigenen Bruder Heinrich gab, der mit A.s Tochter Judith vermählt war.

Arnulf, Prinz von Bayern, s. Luitpold.

Arnulfinger heißen 1) die Nachkommen des Bischofs Arnulf (s. d.) von Metz. Meist werden sie nach seinem größten Nachkommen Karl d. Gr. Karolinger (s. d.) genannt. - Vgl. Bonnell, Anfänge des karoling. Hauses (Lpz. 1866), und den Stammbaum bei Böhmer, Regesta Imperii, Bd. 1, neubearbeitet von Mühlbacher (Innsbr. 1889).