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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Aromatischer Essig – Arpeggio

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Aromatische Mittel'

aromatische Kräuter (Species aromaticae), aus einer Mischung des trocknen Krautes von Pfefferminze, Feldkümmel, Thymian und Lavendel mit Gewürznelken und Kubeben bestehend; aromatischer Spiritus (auch Karmeliterspiritus sowie Schlagwasser genannt), aus Melissenblättern, Citronenschale, Muskatnuß, Zimmet und Gewürznelken mit Spiritus und Wasser destilliert; aromatisches Pulver, aus Zimmetkassie, Kardamom und Ingwer; aromatisches Wasser (auch Kinderbalsam genannt), aus Salbei, Rosmarin, Pfefferminze, Fenchel, Lavendel, Zimmetkassie, ebenfalls mit Spiritus und Wasser destilliert. Das Aromatische Pflaster (auch Magenpflaster genannt) ist zusammengesetzt aus Wachs und Terpentin mit ätherischen Ölen und Harzen.

Aromatischer Essig, s. Essig, aromatischer.

Aromatische Tinktur (Tinctura aromatica) ist ein weingeistiger Auszug von Zimmet, Ingwer, Galgant, Nelken und Kardamom von stark gewürzhaftem Geschmack. Sie ist offizinell und wird als Magenmittel u. s. w. genommen.

Aromatische Verbindungen nannte man früher Substanzen, die meist aus aromatischen Ölen und Harzen gewonnen wurden und sich von den Fettkörpern durch besondere Eigenschaften unterschieden. Gegenwärtig nennt man A. V. alle organischen Substanzen, die sich vom Benzol ableiten, einem Kohlenwasserstoff von der Zusammensetzung C6H6, für den Kekulé die folgende ringförmige Konstitutionsformel aufgestellt hat:


Textfigur:

Von dieser einfachsten leiten sich alle andern A. V. ab durch Ersetzung der Wasserstoffatome. An die Stelle derselben können andere Atome oder Atomgruppen (Radikale) treten. Durch den Eintritt von Cl, Br, J entstehen Chlor-, Brom-, Jodbenzole; durch den Eintritt von NO2–Gruppen Nitrobenzole; von NH2–Gruppen Amidobenzole (z. B. C6H5•NH2, Anilin); von OH–Gruppen Hydroxylbenzole oder Phenole; von COOH–Gruppen die aromatischen Säuren; von CHO–Gruppen aromatische Aldehyde; von CH2OH–Gruppen aromatische Alkohole u. s. w. Treten an die Stelle von Wasserstoffatomen Alkyle (Methyl, CH3, Äthyl, C2H5, u. s. w.), so entsteht die große Reihe der homologen aromatischen Kohlenwasserstoffe. Auch andere beliebige organische Radikale können den Wasserstoff im Benzol ersetzen, wie z. B. in der Phenylessigsäure, C6H5•CH2•COOH, die Gruppe CH2•COOH. Man unterscheidet dann Benzolkern (C6H5) und Seitenketten (CH2•COOH u. s. w.). Von jedem Disubstitutionsprodukte des Benzols, d. h. von einer Verbindung, in der zwei Wasserstoffatome durch andere Atome oder Radikale ersetzt sind, sind nun drei Isomere möglich, z. B. drei Oxybenzoesäuren:


Textfigur:

Man unterscheidet diese Isomeren durch die Vorsilben Ortho (o-), Meta (m-) und Para (p-) oder indem man die einzelnen Kohlenstoffatome des Benzols mit Zahlen bezeichnet; so ist

  • 1) die Formel der Orthooxybenzoesäure oder 1•2-Oxybenzoesäure (Salicylsäure),
  • 2) die Formel der Metaoxybenzoesäure oder 1•3-Oxybenzoesäure,
  • 3) die Formel der Paraoxybenzoesäure oder 1•4-Oxybenzoesäure.

Noch mannigfaltiger werden diese Isomerien, wenn drei oder mehr substituierende Gruppen vorhanden sind. Die A. V. unterscheiden sich von den Fettverbindungen (s. d.) namentlich durch die große Beständigkeit des Benzolkerns. Die meisten oxydierenden Mittel zerstören denselben nicht; Seitenketten werden in die Karboxylgruppe verwandelt. Die Salpetersäure wirkt nicht oxydierend wie auf die Fettkörper, sondern «nitrierend», indem sie im Benzolkern Wasserstoffatome durch Nitrogruppen, NO2, ersetzt.

Aromunen, eine Abteilung der Rumänen (s. d.).

Arōna, Stadt in der ital. Provinz Novara, an einem Bergabhang am Südende des Lago Maggiore und der Eisenbahnlinie A.-Mailand (67 km) des Mittelmeernetzes, hat (1881) 4182 E., ein festes Schloß, einen Landungsplatz für Dampfschiffe, eine Schiffbauschule, eine schöne Hauptkirche und lebhaften Handels- und Reiseverkehr. In dem 984 erbauten und 1674 durch Feuersbrunst großenteils zerstörten Schlosse wurde der heil. Borromeo geboren, dem 1697 unweit A., bei dem Priesterseminar, ein riesiges Standbild (20 m hoch) auf einem 14 m hohen Granitsockel errichtet wurde. Kopf, Hände und Füße der Figur sind aus Erzguß, das übrige ist aus geschlagenem Kupfer.

Aronĭa rotundifolĭa Pers., s. Amelanchier.

Aronsstab, Aronsstärke, Aronswurzel, s. Arum. – Aronsstab heißt auch ein Sternbild des nördl. Himmels, aus drei gleichmäßig in einer geraden Linie liegenden Sternen bestehend.

Arosa, Luftkurort in Graubünden (s. d.).

Arossi-Insel, s. San Christobal.

Arouet (spr. arŭeh), Familienname Voltaires.

Arpád, Sohn des Almos, der erste Großfürst der Ungarn oder Magyaren und Ahnherr der ungar. Könige von Stephan dem Heiligen bis Andreas Ⅲ. (997–1301), die deshalb Arpáden genannt werden. Nachdem die Ungarn vom mittlern Ural in das Land zwischen dem untern Don und Dnjepr gezogen waren, wählten sie ihn zu ihrem Oberhaupt. Ob A. die Eroberung Pannoniens durch die Ungarn noch erlebt hat, ist zweifelhaft. Sein sagenhaftes Leben ist vielfach Gegenstand der Darstellung in der ungar. Kunst und Litteratur geworden.

Arpanetta (ital.), s. Harfe (Musikinstrument).

Arpeggio (spr. -eddscho), Arpeggiatūra (vom ital. arpa, die Harfe, abgeleitet), das Angeben der Accorde auf Klavier- und Geigeninstrumenten nach Harfenweise, d. h. indem man die Töne eines Accords nicht zusammen und zu gleicher Zeit, sondern nacheinander, wie auf der Harfe, erklingen läßt. Das jetzt gebräuchlichste Zeichen für A. (das Arpeggieren, wie man auch sagt) ist (Anmerkung des Editors: Symbol siehe Faksimile); es wird dem Accord vorgesetzt. Hin und wieder findet man auch einen Bogen ﴾ angewendet. Einige nennen die arpeggierten Accorde auch gebrochene Accorde; meist versteht man aber unter letztern solche Figuren oder Tongruppen, die aus der Zerlegung von Accorden sich gestalten und in denen die

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 927.