Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Arsenikalkies; Arsenikesser; Arsenikkies; Arsenikkupfer; Arsenikvergiftung

938

Arsenikalkies - Arsenikvergiftung

starkem, trocknem Holze zu fertigen und inwendig mit dichter Leinwand oder ähnlichen, dichten Geweben zu verkleben, damit nichts durch die Fugen stäuben kann. - Auch die Verbindungen des Arsens nennt man A. (s. Arsen und Arsenpräparate).

Arsenikalkies, Arseneisen, ein silberweißes, ins Stahlgraue geneigtes Erz mit schwarzem Strich, meist derb und eingesprengt, auch von körniger oder stengeliger Zusammensetzung, nur selten deutlich krystallisiert und dann in rhombischen Säulen mit stumpfem Prismenwinkel und makrodomatischer Endigung, ziemlich vollkommen basisch spaltbar, Härte 5-5,5; spec. Gewicht 7-7,4. Die unter dem Namen A. vereinigten Erze sind von abweichender chem. Zusammensetzung und wohl auch verschiedener krystallographischer Ausbildung; ein Teil führt auf die Formel FeAs2 ^[FeAs<sub>2</sub>] (72,75 Proz. Arsen und 27,25 Proz. Eisen); diese Vorkommnisse (z. B. Lölling bei Hüttenberg in Kärnten, Schladming in Steiermark, Breitenbrunn in Sachsen, Dobschau in Ungarn) hat man Löllingit genannt; andere seltenere sind nach der Formel Fe3As4 ^[Fe<sub>3</sub>As<sub>4</sub>] oder vielleicht Fe2As3 ^[Fe<sub>2</sub>As<sub>3</sub>] zusammengesetzt (A. von Reichenstein in Schlesien, von Přibram in Böhmen) und heißen Leukopyrit.

Arsenikesser. Obwohl das Arsen in fast allen seinen chem. Verbindungen ein sehr heftiges Gift ist, können doch kräftige Personen selbst den oft wiederholten Genuß desselben ertragen, wenn es in sehr kleinen Mengen eingeführt wird, und in Steiermark, Salzburg und Tirol ist sogar die Unsitte, Arsenik zu essen, ziemlich verbreitet. Die A. nehmen den weißen Arsenik (Hedri, Hidri, Hüttenrauch) einigemal wöchentlich nüchtern in sehr kleinen Mengen und steigern dann allmählich die Gabe, wenn das Gift in der gewohnten Dosis nicht mehr wirkt. So kommen einige bis zu Gaben von 0,3 g und darüber. Der Zweck ist dabei, ein gesundes, frisches Aussehen, Wohlbeleibtheit, größere Ausdauer bei Anstrengungen, insbesondere beim Bergsteigen, zu erlangen, und wirklich scheint es, als ob dies wenigstens teilweise erreicht würde. Hat man sich einmal an den Giftgenuß gewöhnt, so macht jedes Aussetzen des Giftgebrauchs hinfällig und krank, so daß diese Menschen immer von neuem zu dem Gifte greifen müssen. Kräftige Naturen, wie man sie unter den Älplern findet, ertragen solche Gewohnheit oft sehr lange, ausnahmsweise bis ins hohe Alter, sofern sie darin Maß zu halten wissen; andere verfallen früher oder später dem Siechtum einer chronischen Arsenikvergiftung.

Arsenikkies, s. Arsenkies.

Arsenikkupfer, s. Arsenkupfer.

Arsenikvergiftung. Alle Arsenverbindungen wirken in hohem Grade giftig auf den menschlichen und tierischen Körper. Reines metallisches Arsen, arsenige und Arsensäure nebst ihren Salzen, insbesondere arsensaures Natrium und arsenigsaures Kupferoxyd (Scheelesches Grün), Schwefelarsen (Realgar und Auripigment), Arsenwasserstoff und Kakodyloxyd sind sämtlich heftige Gifte und wirken alle in gleicher, nur dem Grade und der Zeit nach etwas verschiedener Weise. Im ganzen sind die A., wenigstens die absichtlichen, jetzt seltener als früher, da man in den narkotischen Mitteln ebenso sichere und dabei weniger schmerzhaft wirkende Gifte gefunden hat. Zufällige Vergiftungen kommen indes noch häufig genug vor, namentlich mit der arsenigen Säure, dem sog. weißen Arsenik, mit den arsenikhaltigen Farben u. s. w. Die Ähnlichkeit des weißen Arseniks mit Zucker, seine Farbe und Geruchlosigkeit, der schwache, bei Vermischung mit Speisen ganz verschwindende Geschmack machen ihn zu einem besonders gefährlichen Gifte. Besteht aber einmal Verdacht auf eine Vergiftung, so ist kein Gift chemisch mit größerer Bestimmtheit nachzuweisen als das Arsen, und selbst Laien können dasselbe z. B. in Tapeten, Kleiderstoffen u. s. w. mit Sicherheit finden, da schon der Knoblauchgeruch beim Verbrennen das Vorhandensein des Giftes anzeigt. Die Aufnahme des Giftes geschieht in den meisten Fällen vom Magen und Darm aus; sie kann aber auch von der Haut aus und durch Einatmen von Arsendämpfen und Arsenstaub von den Lungen aus erfolgen.

Auf die äußere Haut gebracht, ruft die arsenige Säure, sobald sie sich zu lösen vermag, eine heftige Entzündung und Blasenbildung hervor. Ist die Haut der schützenden Oberhaut (Epidermis) beraubt, oder wird das Gift auf eine Geschwürsfläche gebracht, so ist die Wirkung noch heftiger, und die Entzündung steigert sich schnell zum Brand. Man benutzt daher die arsenige Säure als Ätzmittel, um krankhaft entartete Hautstellen, bösartige Geschwüre, Krebse u. s. w. gründlich zu zerstören. Im Munde verrät sich die arsenige Säure nur durch einen schwach süßlichen Geschmack. Gelangen sehr kleine Mengen arseniger Säure (3-5 mg) in den Magen, so stellt sich meist ein leichtes brennendes Gefühl in der Magengegend ein, welches zu reichlicherm Essen veranlaßt, daher man früher sehr irrig die arsenige Säure für ein magenstärkendes Mittel (Tonikum) gehalten hat. Wiederholt sich die Einführung kleiner Mengen des Giftes sehr oft, so tritt endlich eine dauernde Störung der Verdauung, Appetitlosigkeit, Druck und Schmerz in der Magengegend ein. Die Mund- und Rachenschleimhaut wird trocken, es zeigt sich ein Gefühl von Trockenheit und Brennen im Halse, Heiserkeit, bisweilen Speichelfluß oder Geschwürsbildung im Munde. Die Appetitlosigkeit steigert sich allmählich zum Ekel. Erbrechen, Leibschmerz, Diarrhöe treten hinzu, und infolge der dadurch bedingten mangelhaften Ernährung wird allmählich der ganze Organismus in Mitleidenschaft gezogen. Schon vorher tritt oft ein trockner Husten, bisweilen mit blutigem Auswurf, und Atemnot hinzu. Der Puls wird frequent, die Haut heiß und trocken, der Schlaf unruhig, mit ängstlichen Träumen, kurz alle Zeichen einer schweren, konstitutionellen Krankheit entwickeln sich. Unter fortschreitender Abmagerung bilden sich wassersüchtige Anschwellungen, Hautausschläge oder Geschwüre mit Brand, Haare und Nägel fallen bisweilen aus. Schon früher oder erst jetzt stellen sich Gliederschmerzen, Zittern, Zuckungen oder Lähmungen ein, das Gedächtnis und alle Geisteskräfte nehmen ab, und endlich tritt, bisweilen infolge hinzukommender Lungentuberkulose, der Tod ein. Hört die Einführung des Giftes noch zeitig genug auf, so kann mehr oder minder vollständige Heilung eintreten; häufig bleiben jedoch unheilbare Folgen zurück. In dieser chronischen Form findet sich die A. häufig als Gewerbekrankheit bei Berg- und Hüttenarbeitern, bei Feuerwerkern, Tapetenfabrikanten, bei Schneiderinnen, Putzmacherinnen, Blumenmacherinnen und andern Gewerken, die mit arsenikhaltigen Stoffen zu thun haben. Die Behandlung hat sich, neben der strengsten Verhütung abermaliger Einwirkung des Giftes, lediglich nach den eben bestehenden Krankheitserscheinungen zu richten. Das Haupt-^[folgende Seite]