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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Art; Art.; Arta; Artaba; Artabānos; Artabāzos; Artal; Artanthe; Artaxăta; Artaxerxes

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Art - Artaxerxes.

der Annahme einer A. in dem vorstehend erläuterten Sinn jede Untersuchung über das Zustandekommen des pflanzlichen und tierischen Formenreichtums ausgeschlossen wird, weil die dem Begriff der A. anhaftenden Merkmale des Erschaffenseins und der Unveränderlichkeit selbst jeden Versuch einer Erklärung unmöglich machen, so konnte sich die Wissenschaft auf die Länge nicht bei jenem dogmatischen Satz beruhigen. Sie fing an, einerseits die Gültigkeit desselben zu bezweifeln und die Belege für die etwa nachzuweisende Veränderlichkeit zu sammeln, anderseits Versuche zu machen, den Ursprung der jetzt lebenden Pflanzen und Tiere irgendwie zu erklären. Näheres hierüber s. unter Darwinismus. Falsch ist übrigens die vielfach verbreitete Ansicht, als ob nach den neuen Anschauungen von Arten im naturhistorischen Sinn, d. h. von einer Klasse in bestimmten wesentlichen Charakteren übereinstimmender Individuen, nicht mehr die Rede sein könne; die Systematik kann ohne eine solche Klassifikationsstufe gar nicht auskommen, und die Benennung jedes lebenden Wesens mit einem vorangehenden, die höhere Klasse (Gattung) bezeichnenden Hauptnamen und einem darauf folgenden Artnamen hat erst eine Übersicht der unübersehbaren Menge von Lebewesen ermöglicht. Nur der Begriff der naturwissenschaftlichen A. hat gewechselt.

In der Mineralogie muß der Begriff der Art insofern eine Einschränkung erleiden, als hier von einer genetischen Verwandtschaft, von selbständiger Zeugung etc. keine Rede sein kann. Von dem Begriff des Minerals (s. d.) ausgehend, rechnet man alle diejenigen festen und tropfbarflüssigen anorganischen Naturkörper zu einer Spezies, welche in den wesentlichsten Eigenschaften miteinander übereinstimmen. Als wesentlichste Eigenschaften gelten vor allen die Kristallform mit der zugehörigen Molekularstruktur, Lichtbrechung, Dichte, Härte etc. und die chemische Zusammensetzung; sofern aber Kristallform und chemische Zusammensetzung nicht unlösbar miteinander verbunden erscheinen, wird jeder dieser Eigenschaften eine zur Abgrenzung der Spezies genügende Selbständigkeit zuerkannt. Als gleich oder relativ gleich in der Kristallform werden alle diejenigen Mineralien angesehen, welche eine Kristallreihe bilden, d. h. in allen Formen auf dieselben Achsenverhältnisse zurückgeführt werden können, Polymorphe Körper (s. Polymorphismus), wie Kalkspat und Aragonit, Rutil, Anatas und Brookit, sind also ebenso viele selbständige Spezies. Amorphe Verbindungen sind von den kristallisierten ebenfalls als besondere Spezies abzuscheiden, doch ist der Amorphismus zuweilen nur ein scheinbarer, wie beim Chalcedon, oder er ist doch schwierig mit Bestimmtheit nachzuweisen, wie bei den formlosen Körnern der gediegenen Metalle.

Art, altdeutsches Wort für Bebauung, Bearbeitung mit dem Pflug, dann s. v. w. gepflügtes Feld; noch jetzt üblich in den Wörtern Artacker, Artfeld, Artland. Artbar, s. v. w. urbar, tragbar.

Art., bei naturwissenschaftl. Namen Abkürzung für Peter Artedi, geb. 1705 in Schweden, starb 1735 zu Amsterdam. Fische.

Arta, 1) (türk. Narda) seit 1881 Hauptstadt des gleichnamigen griech. Nomos und einer der zwei dazu gehörigen Eparchien, am gleichnamigen Fluß (dem alten Arachthos), über den eine malerische Brücke führt, 13 km oberhalb seiner Mündung in den Golf von A., einen Busen des Ionischen Meers zwischen Griechenland und Albanien, Sitz eines Erzbischofs, eines Gerichts erster Instanz und eines Staatsgymnasiums, hat (1881) 4328 Einw. (⅔ Griechen), welche Handel mit den Landesprodukten treiben. Ein verfallenes Fort steht an der Stelle der alten Citadelle. Hier 16. Juli 1822 Sieg der Türken unter Reschid Pascha über die Griechen unter Maurokordatos und Normann. A. liegt an der Stelle des alten Ambrakia. -

2) Stadt auf der span. Insel Majorca, unfern der Ostküste derselben, mit Seidenzucht und (1878) 5143 Einw. In den Bergen nördlich von A. finden sich merkwürdige cyklopische Steinbauten, alte Gräber, großartige Tropfsteingrotten und ein Bergkristallbruch.

Artaba, pers. Getreidemaß, = 8 Collothun = 25 Capichas à 2 Chenikas à 8 Sextarios = 65,4908 Lit. Eine altpersische A. = 65,4908 L.

Artabānos, Name mehrerer parth. Könige aus dem Geschlecht der Arsakiden (s. Parthien).

Artabāzos (Artabazes), 1) Sohn des Persers Pharnakes, Anführer der Parther und Chorasmier bei des Königs Xerxes Zug wider Griechenland, begleitete nach der Schlacht bei Salamis Xerxes mit 40,000 Mann auserlesener Truppen an den Hellespont, eroberte dann auf dem Rückweg nach Griechenland Olynth und belagerte drei Monate hindurch vergeblich Potidäa. Mit Mardonios vereinigt, widerriet A. diesem die Schlacht bei Platää; noch vor Entscheidung derselben ergriff er mit 40,000 Mann die Flucht und gelangte über Byzanz nach Asien. Später gebrauchte ihn Xerxes als Unterhändler mit Pausanias.

2) Feldherr des Artaxerxes Mnemon gegen Datames, den abtrünnigen Satrapen Kappadokiens, empörte sich als Statthalter von Mysien, Phrygien und Bithynien 356 v. Chr. wider Artaxerxes Ochos und siegte mehrmals über dessen Truppen, bis ihn der Rückzug seiner griechischen Bundesgenossen zur Flucht nach Makedonien nötigte. Sein Schwager, der Rhodier Mentor, wirkte ihm die Erlaubnis zur Rückkehr aus. Unter Dareios Kodomannos befehligte A. in der Schlacht bei Arbela und begleitete den unglücklichen König auf der Flucht. Nach dessen Ermordung begab er sich mit neun Söhnen zu Alexander, der ihn in Anerkennung seiner Treue gegen Dareios freundlich aufnahm und zum Satrapen von Baktrien ernannte. Mit Barsine, einer Tochter des A., zeugte Alexander den Herakles.

Artal (Ratel, Rotal), Handelsgewicht in Marokko, à 14 Uckien, in den nördlichen Häfen = 508 g, in den südlichen = 537-540 g. Außerdem hat man in Tafilet einen A. von 500 g für europäische Waren und in Mogador einen A. von 810 g für Lebensmittel.

Artanthe, s. Piper.

Artaxăta (armen. Artaschat), ehemalige Hauptstadt von Großarmenien, auf einer vom Araxes gebildeten Halbinsel, sehr groß und fest, ward vom König Artaxias I. um 180 v. Chr. erbaut, von Neros Feldherrn Corbulo 50 n. Chr. zerstört, worauf in der Nähe eine neue Hauptstadt, Valarschapat (beim heutigen Etschmiadsin), erbaut wurde, welche bis ins 5. Jahrh. existierte. Jetzt Ruinen Ardaschar.

Artaxerxes (altpers. Artachschatra, hebr. Artachschasta, neupers. Ardeschir), pers. Königsname, s. v. w. großer Krieger oder König. Bemerkenswert sind: 1) A. I., Longimanus (Makrocheir, "Langhand"), Sohn des Xerxes und der Amestris, folgte diesem nach Ermordung seines ältern Bruders, Dareios, 465 v. Chr. Er war ein milder, aber schwacher Herrscher und ließ sich ganz von seiner Mutter und seiner Schwester Amytis leiten. Bei Beginn seiner Regierung hatte er in Baktrien und in Ägypten