Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Aruns; Aruscha; Aruwimi; Arva; Arvalische Brüder; Arva Varallya; Arve; Arve (Kiefer)

958

Aruns – Arve

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Arundo'

friedigungen, zum Dachdecken, zur Erbauung leichter Hütten (z. B. Fischerhütten) und zu Angelruten benutzt. Im Altertume wurden die Halme besonders zu Pfeilen und Schreibfedern benutzt, die letztere Verwendung finden sie in manchen Gegenden der Türkei auch jetzt noch. Das spanische Rohr hat bläulichgrüne, steife und harte, lineal-lanzettförmige, bis 5 cm breite Blätter, und seine Ährchen bilden eine dichte, doch meist gelappte Rispe bis zu 1 m Länge. Mit diesem darf nicht dasjenige spanische Rohr verwechselt werden, woraus man Stöcke verfertigt; dies kommt von der ostind. Rohrpalme. (S. Calamus.)

Aruns, Name eines ältern Bruders des röm. Königs Tarquinius Priscus und eines Sohnes des Tarquinius Superbus, ferner eines jüngern Sohnes des Porsena, der bei der Belagerung von Aricia fiel.

Aruscha, s. Klein-Aruscha.

Aruwimi (längs seines Laufes von den Anwohnern Dudu, Bjerre, Luhali, Newoa, Nowelie, Itiri, Ituri genannt), mächtiger rechter Nebenfluß des Kongo, 1300 km lang, entspringt im Hochland der Wambutti im W. vom Albert-Njansa, fließt im Oberlauf nach S. (bis 1° 20' nördl. Br.), im Mittel- und Unterlauf nahezu gerade von O. nach W., nimmt unter etwa 1° 30' und 27° 10' östl. L. von Greenwich rechts den Nepoko (s. d.) auf und mündet unter 1° nördl. Br. und 24° östl. L. Er durchströmt, 5–900 m breit, zwischen 5 Längengraden eine ungeheure Urwaldwildnis, meistens von Stromschnellen unterbrochen, nur im Mittellauf und im Unterlauf von Jambuja aus (1° 17' nördl. Br. und 25° 8' östl. L. von Greenwich) schiffbar. Stanley hatte seine Mündung 1877 entdeckt, 1883 bis Jambuja befahren und 1887 seinen Lauf bis zum 30.° östl. L. und 1.° 30' nördl. Br. auf dem Marsch nach dem Albertsee zur Errettung Emin Paschas erforscht. 1884 wurde an der Mündung die Station A. (später Bassongo oder Basoko) gegründet. (S. Kongo und Kongostaat.) Emin Pascha und Stuhlmann verfolgten 1891 den Lauf des A. von 1° 30' nördl. Br. bis in sein Quellgebiet, 2° 30' nördl. Br.

Arva, das nördlichste Komitat in Ungarn, grenzt im NW., N. und O. an Galizien, im S. an das Komitat Liptau, im W. an Trentschin und Turocz, und ist von den Karpaten erfüllt, so daß es keine größere Ebene besitzt. Die höchsten Gebirgsgipfel erheben sich an der Grenze, so an der westlichen in der Arváer Magura: die Kriván Fátra (1666 m); in den Beskiden: die Rastutza (1585 m), der Pilßko (1557 m); im N.: Babia-Gura (1725 m), Politza (1360 m); im O. in der Hohen Tatra: Volovetz (2052 m), Bobrovetz (1934 m); im S.: Chocs (1599 m), Sziva (1766 m). Unter den vielen kleinen Flüssen ist die reißende A., ein Nebenfluß der Waag, am bedeutendsten. Das Klima ist rauh, doch gesund; die Weintraube reift hier nicht mehr. Der harte Boden liefert nur Hafer, Kartoffeln, Flachs, Hanf und namentlich Holz in Fülle, mit dem bedeutender Handel getrieben wird. Die fetten Triften der Berge begünstigen die bedeutende Rindvieh- und Schafzucht. Außer Käsebereitung ist die Verfertigung von Leinwand das Hauptgeschäft der betriebsamen Slowaken. Auch treten sie häufig als Hausierer mit Käse, Schwämmen, Mausefallen, einfachen Glas- und Thonwaren u.s.w. weite Wanderungen an. Das Komitat hat 2077,42 qkm, (1890) 84851 größtenteils (96 Proz.) slowak. E., d.i. 39 E. auf 1 qkm, darunter 87 Proz. Katholiken, 10 Proz. Evangelische, 3 Proz. Israeliten, und zerfällt in 4 Stuhlbezirke (Alsó-Kubin, Námesztó, Trsztena und ↔ Vár [mit dem Amtssitz Turdossin]). Hauptort und Sitz des Komitats ist Alsó-Kubin (s. d.).

Arvālische Bruder (lat. Fratres Arvales), bei den alten Römern ein Kollegium von 12 Priestern, die an dem Abzeichen eines Ährenkranzes mit weißer Binde zu erkennen waren. Ihre Stiftung wurde von der Sage auf Romulus zurückgeführt. Schon das Symbol des Ährenkranzes bezeichnet deutlich ihre Bestimmung für den Dienst einer Flur- und Ackergöttin, der Dea Dia. Das Kollegium, an dessen Spitze ein auf ein Jahr gewählter Magister stand, ergänzte sich durch Zuwahl, und es scheint, daß nur Patricier wählbar waren. Die priesterliche Würde war lebenslänglich und konnte selbst durch Verbannung nicht verloren gehen. Der Gottesdienst, der in den letzten Tagen des Mai drei Tage währte, ist verschieden von den um die gleiche Zeit gefeierten Ambarvalia (s. d.) der Landleute; er bestand der Hauptsache nach in Darbringung von Opfern, in gemeinsamen Festessen sowie in einem Tanze um den Altar, wobei ein altertümliches Lied abgesungen wurde. Dieses Lied ist, wenn auch in einer wenig genauen Wiedergabe aus dem J. 218 n. Chr., erhalten. Es wird in der Sakristei der Peterskirche aufbewahrt und findet sich in Ritschls «Priscae latinitatis monumenta epigraphica» (Berl. 1862) faksimiliert. Erhalten sind auch zahlreiche Bruchstücke der jährlichen Protokolle der Priesterschaft, die seit Augustus auf Steintafeln eingegraben wurden; von Henzen «Acta fratrum Arvalium» (Berl. 1874) herausgegeben und erläutert, zuletzt im sechsten Bande des «Corpus inscriptionum latinarum» (ebd. 1876) zusammengestellt. – Vgl. Oldenberg, De sacris fratrum Arvalium (Berl. 1875).

Arva Várallya, Klein-Gemeinde im ungar. Komitat Arva, rechts von der Arva, hat (1890) 376 meist slowak. E., Post, Telegraph. Das Schloß auf hohem Felskegel hat als Stammschloß der Familie Turzó in der Geschichte Ungarns Bedeutung gehabt.

Arve oder Zirbelkiefer, s. Kiefer.

Arve, linker Nebenfluß der Rhône im franz. Depart. Hochsavoyen, entspringt an der Grenze des schweiz. Kantons Wallis auf dem Col de Balme (2202 m), fließt erst, verstärkt durch die drei bedeutenden Gletscherbäche Arveyron (s. d.), gegen SW. durch das 22 km lange Thal von Chamonix bis zu dem Dorfe Les Houches, wendet sich dann in mehrern Krümmungen nach NW. und mündet nach 100 km Lauf, wovon 60 flößbar sind, 1,5 km unterhalb Genf in 372 m Höhe in die Rhône. Die A. ist ein sehr reißender Alpenfluß, der häufig seine Brücken niederwirft, durch Überschwemmungen weite Strecken des Thals verschlammt und auch die Überschwemmungen der Rhône verursacht. Außer zahlreichen Gletscherbächen aus der Montblanc-Gruppe nimmt die A. rechts die Dioza und den Giffre, links den Bon-Nant und die Borne auf. Besonders merkwürdige Punkte des Thals sind Servoz (800 m), auf dem rechten Ufer gelegen, mit Schieferbrüchen, Bleiminen und der Klamm der Dioza, der reizende, 12. Juli 1892 infolge eines Bergsturzes verschüttete Badeort St. Gervaix (630 m), mit Schwefelthermen von 40 bis 44°C. in dem Seitenthale Val Montjoie am Bon-Nant, das Städtchen Sallanches (545 m), mit prächtiger Aussicht auf den Montblanc auf der linken Thalseite, der 260 m hohe Fall des Nant d'Arpenaz und das Städtchen Cluses (490 m) am Ausgang der Felsenge, die die mittlere Thalstufe von der untern scheidet, halbwegs

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 959.