964
Asantschewsky – Asbest
Asantschewsky, Michael von, russ. Komponist, geb. 1838 zu Moskau, studierte 1861–62 unter
Hauptmann und Richter in Leipzig, lebte 1866–70 zu Paris und war 1870–76 Direktor des Konservatoriums zu Petersburg,
wo er 1878 starb. Er komponierte Klaviersachen, Streichquartette, Ouverturen. u. s. w.
Asaphie (grch.), Undeutlichkeit, heisere Stimme.
Asarhaddon (biblische Form des assyr. Aschschurachiddina, «Aschschur hat Brüder
gegeben»), assyr. König 681–668 v. Chr., Sohn Sanheribs. Seine hauptsächlichsten Unternehmungen sind nach den
Keilinschriften: die Unterdrückung des Aufstandes seiner Brüder, denen sein Vater zum Opfer gefallen war
(s. Adrammelech) und die Züge gegen Sidon, gegen Arabien und Edom, gegen Elam und besonders
gegen Ägypten, wo Memphis erobert und das Delta, sowie die Städte Oberägyptens bis nach Theben unterjocht wurden.
Im ganzen zeichnet sich die Regierung A.s mehr als die der andern assyr. Großkönige durch längere Friedensepochen
aus. Unter seinen zahlreichen Bauten ist besonders die Wiederherstellung der durch Sanherib zerstörten Hauptstadt
Babylons aus, Babylon, hervorzuheben. Auch vollendete er den Tempel zu Ninive und erbaute in Kalach einen neuen
Palast. Er erhob seinen Sohn Sardanapal zum Mitregenten, um einen Erbfolgekrieg wie den nach dem Tode seines Vaters
unmöglich zu machen. A. hat Prismen- und Thontafelinschriften aus seiner Regierung hinterlassen. Gesamtausgabe bei
Budge, The history of Esarhaddon, king of Assyria (Lond. 1880).
Asaron oder Asarin, der feste Bestandteil des Öls von
Asarum europaeum L., hat die Zusammensetzung
C12H16O3 und ist ein Trimethoxylallylbenzol,
C6H2(OCH3)3•C3H5.
Asărum L.,
Haselwurz, artenarme Pflanzengattung aus der Familie der
Aristolochiaceen (s. d.). In Europa kommt nur eine, auch in Deutschland häufigere Art vor,
A. europaeum L. (s. Tafel: Hysterophyten I,
Fig. 5), das sog. Leberkraut. Diese gewürzhaft duftende Pflanze gedeiht am besten
in humoser, feuchter Lauberde in schattigen Wäldern, Gebüschen und Hecken, hat einen unterirdischen, kriechenden
Wurzelstock, der langgestielte, nierenförmige Blätter und am Ende der Äste zwischen je zwei gegenständigen Blättern
stehende braunviolette, sehr kurzgestielte Blüten treibt. Der Wurzelstock war als
Rhizoma Asari offizinell. Er ward in Pulverform als Niesmittel, besonders als Zusatz zu
dem bekannten Schneeberger Schnupftabak benutzt.
Asas, in der Musik der Ton, der als doppelt erniedrigtes
a aufzufassen ist; er wird durch die Note für a und
vorgezeichnetes bezeichnet; auf Tastinstrumenten gleich g.
Asasel wird in dem (nicht einheitlichen) Rituale zum großen
Versöhnungstage (s. d.) der Juden (3 Mos. 16) erwähnt. Zwei
Ziegenböcke wurden an diesem Tage zum Sündopfer vor den Brandopferaltar gestellt und durch das Los der eine für
Jahwe, der andere für den A. bestimmt, jener als Sündopfer geschlachtet und sein Blut ins Allerheiligste gebracht, dieser,
nachdem auf sein Haupt durch Handauflegung des Hohenpriesters alle Schuld des Volks übertragen war, in die Wüste
getrieben «zu A.». Wahrscheinlich ist unter A. ein Wüstendämon zu verstehen, der im Zusammenhange mit der Ausbildung
der ↔ Vorstellungen vom Satan eine gegensätzliche Stellung zum Heilsgott der jüd. Gemeinde erhielt.
Asbach, Dorf im Kreis Neuwied des preuß. Reg.-Bez. Koblenz, am Fuße des Siebengebirges
und Westerwaldes, an der Schmalspurbahn Hennef-A., hat (1890) 394 kath. E., Amtsgericht (Landgericht Neuwied), Post,
Telegraph, Katasteramt und Steuerkasse; Seidenweberei (Hausindustrie) und in der Umgegend Basaltsteinbrüche,
Blei- und Eisenerzbergbau.
Asberrymetall, eine aus 77,8 Teilen Zinn,
19,4 Antimon und 2,8 Zink bestehende Legierung, wird
als Lagermetall für Lokomotiven und Waggons sowie für Spindeln bei Drehbänken verwendet.
Asbést (grch. asbestos, unverbrennlich),
verschiedene faserige Mineralien, die besonders mit Hornblende und Augit, aber auch mit Serpentin in Beziehung stehen.
Der eigentliche A. stimmt nach seinen chem. Bestandteilen mit der Hornblende (s. d.) überein und
kann als eine langfaserige, meist eisenfreie oder eisenarme Abänderung derselben gelten. Er ist durchscheinend,
seidenglänzend, biegsam oder spröde, fühlt sich fettig an und hat eine weißliche, lauchgrüne, ins Gelbliche oder Graue
übergehende Farbe. Wenn die einzelnen Fasern sich verfilzen, so entsteht der wegen seiner geringen Kompaktheit auf
dem Wasser schwimmende sog. Bergkork
(Bergleder, Bergpapier), der sich namentlich
auf Erzgängen, in den Hochalpen sowie in Skandinavien vorfindet. Werden die Fasern infolge von Verwitterung holzbraun
und kommen krummblätterige Stücke wie Äste darin vor, wie am Schneeberge bei Klausen in Tirol, so heißt das Mineral
Bergholz. Sind endlich die Fasern außerordentlich zart, mit einem seidenartigen
Schiller, gehen sie im Wasser leicht auseinander und sind sie so biegsam, daß sie der schönsten weißen Seide gleichen,
so führt es den Namen Amiant oder Bergflachs
(Federweiß, Federalaun), dessen Hauptlager
namentlich der Talkschiefer in den Hochgebirgen bildet. Der durch Talk verunreinigte Bergflachs heißt
Bergfleisch. Der Byssolith gleicht blonden
oder grauen Menschenhaaren. Der Serpentinasbest oder
Chrysotil ist eine faserige, gelblichgrüne Abänderung des Serpentins mit goldigem
Schiller und besteht aus wasserhaltiger kieselsaurer Magnesia. Er bildet Schnüre im Serpentin und findet sich namentlich
zu Reichenstein in Schlesien und zu Baltimore (Baltimorit). Die biegsamen
Abänderungen des A. und Amiants dienen zur Verfertigung unverbrennlicher Schnüre und Gewebe. Sie werden zu diesem
Zwecke in Wasser eingeweicht, ausgewaschen, getrocknet und, mit Flachsfasern vermengt, mittels der Spindel in Fäden
gesponnen, wobei man die Finger mit Öl benetzt. Das Weben geschieht auf die gewöhnliche Art. Im Feuer verbrennt dann
bloß der Flachs, das Gewebe wird nicht zerstört. Die Alten sollen sich, nach Plinius, desselben zu Leichengewändern
bedient haben, um beim Verbrennen die Asche der Toten von der des Holzes zu sondern. Kaiser Karl V. hatte ein
Tischzeug von A., das er zur Belustigung seiner Gäste nach eingenommener Mahlzeit ins Feuer werfen ließ. – Im letzten
Jahrzehnt hat sich in Deutschland eine wirkliche Asbestindustrie (Berlin, Dresden,
Frankfurt a. M., Hannover u. s. w.) entwickelt, der Tirol, Italien, die Schweiz, die Pyrenäen, der Odenwald, Sibirien,
Nordamerika, Australien das Rohmaterial liefern. Man verfertigt Asbestpa-
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 965.