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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Ascet; Ascetik; Ascetik; Asch; Aschabad; Aschach an der Donau; Aschaffenburg

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Ascet - Aschaffenburg

Grund der ascetischen Ethik ist die Anschauung, daß Geist und Materie in schroffem Gegensatze stehen und die Materie als das unreine hindernde Element überwunden, womöglich vernichtet werden muß.

Nach der Anschauung der Inder ist die A., hauptsächlich in der Form der gesteigerten Selbstpeinigung, ein Mittel die Erfüllung aller Wünsche, den Besitz übernatürlicher Kräfte, selbst göttliche Macht zu erlangen. Der brahmanischen Philosophie gilt die A. als die wirksamste Förderung der Konzentration des Geistes und der dadurch zu erstrebenden höchsten Erkenntnis. Von den für heterodox geltenden Religionen, Buddhismus und Dschainismus, hat jener die Fruchtlosigkeit aller Kasteiungen erkannt, wogegen dieser der A. großen Wert beimißt.

Zur A. sind auch zu rechnen die Speiseverbote, Fasten, Reinigkeits- und Enthaltsamkeitsvorschriften der Juden, die den religiösen Sinn haben, daß Israel als das Eigentumsvolk Gottes sich vom Unreinen, wodurch das Bundesverhältnis mit Gott gestört werden kann, fernhalten muß. Erst im spätern Judentume machten unter fremden Einflüssen teilweise auch dualistische Anschauungen von der Unreinheit der Materie sich geltend, so namentlich bei den Therapeuten (s. d.) und wie es scheint auch bei den Essenern (s. d.). Um die Zeit von Christi Geburt finden sich ähnliche Anschauungen auch in der griech. Welt, besonders da, wo Griechen und Orientalen in nähere Berührung traten.

Das Christentum fand diese Lebensanschauung also bereits vor. In dem Evangelium Jesu findet sie sich nicht, aber die Erwartung des baldigen Anbruchs der messianischen Zeit, der harte Druck der Verfolgungszeiten führte zur Weltflucht. Auch der aus dem Judentume herübergenommene Gegensatz von Fleisch und Geist mußte einer dualistischen A. die Wege bereiten, die denn auch bald unter heidnisch-orient. Einflüssen in der ältesten Kirche Eingang fand. Dennoch hat diese dualistische Lebensanschauung nur die Kreise der Gnostiker (s. Gnosis) und auch diese nur teilweise beherrscht, während schon das kath. Christentum des 2. Jahrh. durch die Unterscheidung einer höhern und einer niedern Sittlichkeit mit der Welt ein Abkommen traf und die ascetische Zeitrichtung in eine geordnete Bahn lenkte. Wirkliche Ascetik tritt dagegen in der namentlich bei den Montanisten (s. d.) gesteigerten Fastenstrenge und in noch höherm Grade in der früh verbreiteten Ansicht von der besondern Verdienstlichkeit des ehelosen Lebens hervor (s. Cölibat). Ausfluß ascetischer Stimmungen ist auch das Auftreten der Anachoreten (s. d.) und des Mönchswesens seit Ende des 3. Jahrh. Die Kirche kam einer weitverbreiteten Zeitrichtung entgegen, indem sie die klösterliche Weltflucht zu einer geordneten Institution erhob und mit dem Ruhme höherer Heiligkeit auszeichnete. Im Mittelalter kamen als Übungen kirchlicher Zucht allerlei Kasteiungen des Leibes auch in bürgerlichen Kreisen auf und wurden von der Kirche eifrig empfohlen. Je mehr aber die Meinung überhandnahm, daß die äußere A. als solche Gott wohlgefällig sei, desto stärker zeigte sich dieser Veräußerlichung der Sittlichkeit gegenüber die Opposition, bald im Namen einer wirklichen, aber ernst gemeinten ascetischen Lebensansicht, wie seit dem 11. Jahrh. bei den Katharern, Waldensern u. a., bald im Namen einer innerlichen Frömmigkeit, wie bei den Vorläufern der Reformation, bald endlich im Namen einer aufgeklärten Weltbildung, wie bei den ital. und deutschen Humanisten seit dem 14. und 15. Jahrh. Der Protestantismus hat die höhere Verdienstlichkeit der ascetischen Übungen bestritten, in ihnen eine Verdunkelung, ja Verleugnung der Lehre von der Rechtfertigung des Sünders allein aus der Gnade durch den Glauben erblickt und so auch dem Mönchstume und allen äußern kirchlich gebotenen Werken ein Ende gemacht. Dennoch sind auch den prot. Kirchengemeinschaften ascetische Anschauungen nicht völlig fremd geblieben, so den Pietisten (s. d.). - Vgl. Zöckler, Kritische Geschichte der A. (Frankf. 1863).

Ascet, s. Ascese.

Ascetik (grch.), die Lehre von der Ascese (s. d.), ein Teil der Moral.

Asch. 1) Bezirkshauptmannschaft und Gerichtsbezirk in Böhmen, hat 154,22 qkm und (1890) 34 264 E., darunter 8931 Katholiken und 63 Israeliten, 3477 Häuser, 7607 Wohnparteien in 12 Gemeinden mit 28 Ortschaften. Sie bildete früher die Herrschaft A., die, ursprünglich reichsunmittelbares Gebiet, von ihrem Besitzer Albert von Neydberg 1331 der Krone Böhmen zu Lehn aufgetragen ward, wofür König Johann von Luxemburg die Stadt A. für immer von Steuern befreite. Die wirkliche Einverleibung des Gebietes erfolgte nach mehrjährigen Streitigkeiten erst 1770 und 1771. Die Reformation fand in A. zu derselben Zeit Eingang wie in Sachsen, und es galt dort auch sächs. Kirchenrecht, bis im März 1775 ein eigenes evang. Konsistorium für das Gebiet begründet ward, das bisher unter dem Konsistorium zu Dresden gestanden hatte. - 2) Stadt und Sitz der Bezirkshauptmannschaft sowie eines Bezirksgerichts und Hauptzollamtes, unweit der sächs. und bayr. Grenze, in 637 m Höhe am Fuße des Hainbergs und an der Linie Hof-Eger der Bayr. Staatsbahnen sowie an der Lokalbahn A.-Roßbach (14,8 km), hat (1890) 15 557 deutsche E., darunter 9904 Evangelische, evang. Superintendentur, evang. Kirche (1749 erbaut), in die 14 Dörfer, darunter auch 6 bayrische, eingepfarrt sind, neue kath. Kirche, Denkmäler Kaiser Josephs II. und Luthers, zwei Bürger-, eine Web- und Wirkschule; Fabrikation von halbseidenen, halb- und ganzwollenen Kleiderstoffen (6-7000 Webstühle und 11 000 Arbeiter), Strumpf- und andern wollenen und baumwollenen Wirkwaren (2300 Arbeiter), Leder, Maschinen für Weberei und Färberei, mechan. Webereien, Bleichereien, Färbereien und eine Brauerei.

Aschabad, auch Askabad, Hauptstadt des Transkaspischen Gebietes im russ. Centralasien und des Achal-Tekekreises desselben, an der Transkaspischen Eisenbahn, ist Hauptquartier der Truppen, hat einen stattlichen Bahnhof, einen Stadtgarten und (1889) 10 945 E., darunter gegen 2000 Armenier, ferner Juden, Perser, Kurden. In der Befestigung werden die von den Afghanen bei Kuscht erbeuteten engl. Kanonen aufbewahrt. A. war bis zu seiner Eroberung durch die Russen 1881 ein Haupt-Aul der Achal-Teke-Oase, mit etwa 500 Kibitken.

Aschach an der Donau, Markt im Gerichtsbezirk Eferding der Bezirkshauptmannschaft Wels in Oberösterreich, am Austritt der Donau aus dem engen Gebirgsthale, an der Nebenlinie Wels.-A. (28 km) der Österr. Staatsbahnen, Station der Donaudampfer, hat (1890) 1443, als Gemeinde 1661 E., Pfarrkirche, Schloß des Grafen Harrach mit Park; große Granitbrüche und Dampfsägewerk.

Aschaffenburg. 1) Bezirksamt im bayr. Reg.-Bez. Unterfranken, hat (1890) 31 508 (15 570