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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Ascolin; Ascoli Piceno; Ascoli Satriano; Ascomyceten; Asconius

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Ascolin - Asconius

Lpz. 1887), "Il codice irlandense dell' Ambrosiana" (2 Bde., Tur. 1889). Seine "Saggi ladini" (Wien 1872) machten in der roman. Lautlehre Epoche und hatten ein von A. herausgegebenes "Archivo glottologico italiano" im Gefolge (bis jetzt 10 Bde.), das von ihm und seinen Schülern viele wichtige Arbeiten über ital. Mundarten und Keltisch brachte.

Ascolin (Glycerinum sulfurosum), eine Lösung von schwefliger Säure in Glycerin, als Heilmittel gegen Diphtheritis und zu Bleichzwecken benutzt.

Ascoli Piceno (spr. pitschehno). 1) Provinz in Mittelitalien, der südlichste Teil der Landschaft der Marken, umfaßt die alte Mark Fermo und den südl. Teil des alten Picenum oder der Mark Ancona, grenzt im N. an die Provinz Macerata, im O. an das Adriatische Meer, im S. an Teramo, im SW. an Aquila und im W. an Perugia und hat 2096 (nach Strelbitskij 1995) qkm, (1881) 209 185, nach einer Berechnung (31. Dez. 1893) 216 839 E. und zerfällt in die zwei Kreise A. und Fermo mit zusammen 370 Gemeinden. Im W. durchzieht die Provinz der römische Apenninkamm mit den Erhebungen des Monte-Vittore (2477 m), Sibilla und Regina; nach O. zu fällt das Land zu einer fruchtbaren Küstenebene ab, die von den Flüssen Tronto, Aso, Tenna und Chienti bewässert wird. Die Provinz liefert Wein, Olivenöl, Feigen, Orangen, Melonen, Flachs, Hanf, Seide, Silber, Gold, Eisenerz, Alabaster, Braunkohlen, Porzellanerde und Seesalz; die Industrie ist unbedeutend. Von der die Küste entlang laufenden Hauptbahn des Adriatischen Netzes geht bei San Benedetto eine Zweigbahn nach Ascoli. - 2) A. (Asculum Picenum), Hauptstadt der Provinz A. und alter Bischofssitz, auf einem Berge, dessen Fuß der Tronto bespült, in 143 m Höhe, hat (1881) 18 077, als Gemeinde 23 225, nach einer Berechnung (31. Dez. 1893) 29 200 E., in Garnison zwei Bersaglieribataillone, eine Citadelle, mehrere Brücken, ein altes röm. Thor, eine Menge Klöster, 11 Kirchen mit alten Gemälden; Fabrikation von Majolika, Glaswaren, Wachs, roher Seide, Leder, Hüten, Tuch, Rosoglio, Konfitüren und blanken Eisenwaren und ansehnlichen Handel. Der 30 km entfernte Hafen an der Mündung des Tronto bei Civita Trontina, mit dem A. durch eine Zweigbahn verbunden ist, ist nur für ganz kleine Fahrzeuge der Barre wegen zugänglich und hat seit der Eröffnung der Bahn Bologna-Brindisi seine Bedeutung verloren. - A. war die feste Hauptstadt der Picentiner, später ein röm. Municipium und gab durch Ermordung des Prätors Q. Servilius 90 v. Chr. das Zeichen zum Ausbruche des Bundesgenossenkrieges, in dem die Stadt zerstört wurde. Doch kam sie später wieder in Aufnahme. Im Okt. 1878 stürzte infolge heftigen Erdbebens das Haupttheater ein.

Ascoli Satriano, s. Ascoli (Stadt).

Ascomyceten, Schlauchpilze, eine Gruppe von Pilzen, von den übrigen Pilzgruppen besonders dadurch unterschieden, daß die eine Art ihrer Sporen durch sog. freie Zellbildung entsteht (s. Tafel: Pilze III, Fig. 6c; IV, Fig. 2b, 3d). Es zerfällt dabei der Protoplasmainhalt einer schlauchförmigen Zelle (Ascus) in mehrere Partien, die sich mit einer Zellhaut umgeben und schließlich als reife Sporen (Ascosporen) aus dem Ascus entlassen werden. Außer den Ascosporen besitzen die A. in vielen Fällen noch Conidienträger (Taf. III, Fig. 6a.), d. h. Mycelfäden, an deren Spitze kleine Sporen, sog. Conidien, abgeschnürt werden (Fig. 6b), und Pykniden, d. h. geschlossene, gewöhnlich flaschenförmige Früchte, in denen Sporen gebildet werden, die meist etwas größer sind als die Conidien. Sowohl Ascosporen als Conidien und Pyknidensporen sind keimfähig und können das Mycelium des Pilzen wieder erzeugen. Diese Mannigfaltigkeit der Sporenbilduug ist jedoch nicht bei allen A. vorhanden; in vielen Fällen sind weder Pykniden noch Conidien, sondern nur die Fruchtkörper bekannt, in denen die Asci gebildet werden. Die Form der letztern und deren Anordnung bieten daher die wichtigsten Merkmale zur Unterscheidung der einzelnen artenreichen Familien der A. Außerdem werden von manchen A. noch kapselartige Gebilde erzeugt: Spermogonien (s. d.). Sie bilden im Innern außerordentlich zahlreiche kleine Sporen, die Spermatien, die meist durch eine Mündung am Scheitel des Spermogoniums entleert werden. Zwar hat man solche Spermatien zum Keimen gebracht, jedoch bisher nur in wenigen Fällen eine vollständige Entwicklung des Pilzes aus denselben beobachtet.

Gewöhnlich unterscheidet man vier Familien: 1) Discomyceten (Scheibenpilze, s. Tafel: Pilze IV, Fig. 3), bei denen die Asci auf scheiben- oder becherartigen Fruchtkörpern angeordnet sind. Hierher gehören manche eßbare Pilze, wie die Morcheln, ferner viele auf Kulturpflanzen lebende schädliche Parasiten, wie z. B. der Pilz, der die Ursache des Lärchenkrebses, einer verheerenden Krankheit der Lärchenbäume, ist. 2) Pyrenomyceten (Kernpilze, s. Tafel: Pilze IV, Fig. 1, 2), bei denen die Asci in kapsel- oder flaschenförmigen Höhlungen (Perithecien) eingeschlossen sind, welche einzeln dem Mycelium aufsitzen oder zu mehrern auf einem meist fleischig entwickelten Polster, dem stroma, angeordnet sind. Eine Abteilung bilden die Perisporiaceen (s. Tafel: Pilze III, Fig. 5-7). Auch zu den Pyrenomyceten gehören viele als schädliche Parasiten auftretende Pilze, so die des Meltaus (s. d.), die Traubenkrankheit (s. d.); ebenso die als Rußtau (Taf. III, Fig. 5) bekannten krankhaften Erscheinungen und die Krankheit mancher Getreidearten, vorzugsweise des Roggens, Mutterkorn (s. d.) genannt (s. Tafel: Pflanzenkrankheiten, Fig. 4, und Tafel: Pilze 1, Eßbare Pilze, Fig. 16). 3) Tuberaceen, bei denen die Asci in meist unterirdischen, knollenartigen, oft faustgroßen Fruchtkörpern eingeschlossen sind. Hierher gehört z. B. die Trüffel (s. d. und Tafel: Pilze I, Eßbare Pilze, Fig. 16a, b). 4) Lichenen oder Flechten (s. d.).

Ob bei den A. eine Sexualität vorhanden ist, kann mit Sicherheit nicht angegeben werden. Conidien und Pykniden sind jedenfalls ungeschlechtlich erzeugte Fortpflanzungsorgane; dagegen glaubte man, daß die Bildung der Fruchtkörper, in denen die Asci entstehen, bei vielen A. die Folge eines sexuellen Aktes sei.

Asconius, Quintus A. Pedianus, röm. Schriftsteller (3-88 n. Chr.), verfaßte eine Lebensbeschreibung des Sallust, eine Schrift gegen die Verkleinerer (obtrectatores) des Virgil und treffliche sachliche Kommentare zu Ciceros Reden. Davon sind fünf erhalten, von denen besonders die Einleitung zur Rede für Milo berühmt ist; die Kommentare zu den Verrinischen Reden sind nicht von A. Den sog. Scholia Bobensia haben vielleicht Schriften A.' zu Grunde gelegen. Alle diese Kommentare sind von Orelli in dessen Ausgabe des Cicero (Bd. 5, Zür. 1833) veröffentlicht, die fünf erstgenannten allein in neuer Recension von Kießling und Schöll (Berl.