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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Asebie; Asebu; Asega; Aseïtät; Aselenisch; Asellus; Asemie; Asen; Äsen; Asepsis; Aseptol; Aserbeidschân

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Asebie - Aserbeidschàn

Asebie (grch.), Gottlosigkeit.

Asebu (Basuiboku), die bitter schmeckenden giftigen Blätter der in China und Japan heimischen Andromeda japonica; der darin enthaltene wirksame Stoff, das Andromedatorin (s. d.) oder Andrometoxin, Asebotoxin, gehört zu den Glykosiden.

Asega, s. Abchasen.

Aseïtät, philos. Kunstausdruck, abgeleitet vom lat. a se, "von sich aus"; die Eigenschaft, nur aus eigenem, innern Antrieb zu handeln, ohne irgendwie von außen bestimmt zu werden. Nach der scholastischen Theologie ist A. Eigenschaft Gottes; von Neueren wird das Wort auch als schärfere Bezeichnung für Willensfreiheit gebraucht.

Aselenisch (grch.), mondlos, astron. Beiwort für die Planeten Merkur und Venus.

Asellus, s. Asseln.

Asemie oder Asymbolie (grch.), das Unvermögen, sich durch gewisse konventionelle Zeichen (Worte, Geberden, Schriftzeichen u. dgl.) mit der Umgebung zu verständigen. Die wichtigste Form der A. ist die Aphasie. (S. Sprachstörungen.)

Asen heißen die Götter des nordischen Heidentums. Erst nach einem Kampf und Friedensschluß mit einem andern Göttergeschlecht, den Wanen (s. d.), von denen sie einige unter sich aufnehmen, gelangen sie zu unbestrittener Macht. Hierin scheint eine histor. Erinnerung daran zu liegen, daß im skandinav. Norden alter Götterglaube von einem neuen verdrängt wurde. In der Mitte dieses neuen steht der südgerman. Windgott Odin, dem sich nach und nach alle Götter anschmiegen. Hierdurch wird er selbst zum obersten der A. Hieraus hat spätere Gelehrsamkeit ein Göttersystem aufgebaut, dem auch die Wanen einverleibt sind. Zu den A. gehören: Thor, Njörd, Frey, Valdr, Tyr, Heimdal, Bragi, Forseti, Höd, Vidar, Vali, Ull. Loki erscheint bald als ihr Freund, bald ihr Feind; Hermod und Skirnir sind untergeordnet. Von den weiblichen Gottheiten, Asinnen, sind Frigg, Freyja, Idhun, Saga, Nanna, Sif die bekanntesten.

Unter Aseneinwanderung versteht die nordische Sage die Bevölkerung des skandinav. Nordens durch ein Volk der A., das unter Odin als Anführer von Asien durch "Sachsen" (Deutschland) nach Dänemark, Schweden und Norwegen gekommen sei. Odin und seine Söhne, nach ihrem Tode göttlich verehrt, seien die Stammväter der skandinav. Königsgeschlechter. So erzählen nordische Geschichtschreiber des 13. Jahrh., die sich bemühen, den Mythus von Odin und den übrigen Göttern geschichtlich zu begründen. Daher auch die durchaus irrige Ableitung des Wortes A. von Asien. Es entspricht altnordisch æsir, Plur. von âss, dem got. anzeis, dem althochdeutschen ensi, dem sächs. ês, und findet sich in vielen zusammengesetzten Namen: Ansgar (nordisch Asgeir, d. i. Oskar), Oswald u. a. Das Wort A. gehört aller Wahrscheinlichkeit nach etymologisch zu altpersischem anhi "der Herr". - Vgl. Weinhold, Über den Mythus vom Wanenkrieg (Berl. 1800).

Asen, Name einiger altbulgar. Zaren. Johann A. I. (1186-95) befreite Bulgarien von der byzant. Herrschaft, machte Tirnova zur Hauptstadt des bulgar. Reichs und eroberte Sofia. Er wurde erschlagen und der Thron ging an seinen Bruder über. Johann A. II. (1218-41), Sohn des vorigen, floh in der Jugend nach Rußland, eroberte dann den väterlichen Thron wieder und brachte das Bulgarenreich zu großer Blüte. Nach Besiegung des Despoten Theodor von Epirus, der sich den byzant. Kaisertitel beilegte, 1230, nahm er Macedonien und Albanien ein und belagerte mit den Griechen des Reichs von Nicäa 1235 Konstantinopel, das damals im Besitz der Lateiner war. Unter seinem Sohne Michael A., gest. 1257, begann das Reich wieder zu sinken. Mit ihm starb zugleich die direkte Linie der A. aus. Johann A. III. (1277-80) entstammte einer Seitenlinie. Konstantin A., gest. 1277, und Johann Alexander A. (1332-65) nahmen den Namen A. nur wegen seines histor. Glanzes an.

Äsen (Jägerspr.), s. Abäsen.

Asepsis (grch.), in der Chirurgie der fäulniswidrige, fieberlose Verlauf der Wundheilung; aseptisch, ohne Fäulnis verlaufend; Aseptik, das aseptische Verfahren bei der Wundbehandlung.

Aseptol, Sozolsäurc, Sulfocarbol (Acidum sozolicum), C6H4OHSO2OH ^[C<sub>6</sub>H<sub>4</sub>OHSO<sub>2</sub>OH], eine wässerige Lösung der Orthophenolsulfosäure, wird durch Mischen von Phenol oder Kresol und konzentrierter Schwefelsäure als eine schwach rötliche, sauer reagierende und schwach phenolartig riechende Flüssigkeit erhalten, hat hervorragendere antiseptische Eigenschaften als die Carbolsäure ohne deren irritierende und toxische Wirtungen, ist noch in Verdünnung von 1:1000 wirksam, wird aber jetzt seiner sauren Reaktion wegen in der Chirurgie durch die neutralen Antiseptika (Lysol u. a.) verdrängt.

Aserbeidschân, Aderbeidschân (im Pehlevi Aturpâtkáu, armenisch Atrpatakan, pers. Adharbâdhegân, arab. Âdharbaidschân), nordwestlichste Provinz und reichstes Handels- und Industriegebiet Persiens, grenzt im S. an das pers. Kurdistan (Provinz Ardilan) und Irak-Adschmi (Media), im W. an Türkisch-Kurdistan und Türkisch-Armenien, im N. an Russisch-Armenien (das südl. Transkaukasien), von dem es durch den Aras geschieden ist, und im O. an die russ. Landschaft Talisch und die pers. Provinz Gilan am Kaspischen Meere, hat 104 840 qkm und ist ein zwischen Iran und Armenien vermittelndes Hochland (12-1500 m), erfüllt von zusammenstoßenden Gebirgsverzweigungen des Nord- und Westrandes von Iran, in der Nähe des Kaspischen Meers. Größere Ausweitungen zwischen den zahlreichen Gebirgsketten sind selten; die bedeutendste ist die des Urmiasees (s. d.) bei Täbris. Im O. desselben erhebt sich im N. von Maragha die Gebirgsmasse des Sehend (3546 m), weiter im NO. der Sawalan-Dagh (4813 m), und an der Nordwestecke steigt der noch höhere Ararat (s. d.) empor, sämtlich vulkanische Züge. Weite strecken von A. sind tertiäres Land, dazwischen Vulkane und Eruptivgesteinsdecken. Bei Schiramin, nahe dem mittlern Ostufer des Urmiasees, sprudeln etwa 37 Mineralquellen von 17° C. am Fuße hoher Felsen hervor; das von ihnen an deren nördl. Fuße gebildete, als Täbrismarmor (Balgh ami der Orientalen) bekannte, prachtvolle Gestein, ähnlich auch nordwestlich in der Landschaft Salamas vorkommend, wird zu Täfelungen und Grabsteinen oder zu Fenstern, besonders in Bädern benutzt. Ferner finden sich Silber, Kupfer, Eisen und Kohlen, sowie Naphtha- und Gasquellen. Unter den Flüssen sind wichtig nur der Aras (Araxes) und der Hauptfluß des Landes Kisil-Usen (Amardus), der nach seiner Vereinigung mit dem Schahrud den Namen Sefid-rud annimmt. Das Stromgebiet des salzreichen Urmiasees ist auf kleinere ihm zufließende Flüsse beschränkt, darunter der bedeutendste der Adschi-tschaï von O. über Täbris kommend und der Dschaghatu von S. Den Gegen-^[folgende Seite]