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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Ascoli; Aseptisch; Aseptöl; Ashland; Asien

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Ascoli - Asien

der Regus Johannes auch allgemeine Versprechungen machte. Diese wurden bekräftigt durch das Erscheinen einer Deputation des abessinischen Klerus bei dem Kirchenjubiläum in Kiew (1888), und da A. auf die Unterstützung der russischen Regierung rechnete, wenn er den Plänen der Engländer und Italiener in Abessinien entgegentrat, so sammelte er 1889, von der russischen Kirche mit Geldmitteln reich unterstützt, eine Schar von bewaffneten Kosaken und von Mönchen unter dem Missionär Paissios für eine Expedition nach Abessinien. Er fuhr von Odessa durch den Suezkanal nach dem Toten Meer und landete im Februar 1889 ohne Erlaubnis der französischen Regierung in der dieser gehörigen Tadschurrabai bei Obok. Doch verwehrten ihm die Eingebornen das weitere Vordringen nach Abessinien, und er schlug daher bei Sagallo ein Lager auf. Der französische Admiral Obry forderte ihn auf, sich wieder einzuschiffen oder die Waffen und Munitionsvorräte auszuliefern. Da er sich dessen weigerte, beschoß der französische Kreuzer Seignelay im Februar 1889 sein Lager, wobei fünf Menschen getötet wurden, und zwang ihn, sich zu ergeben. Die ganze Expedition wurde darauf nach Rußland zurückgeschafft. Die französische Kammer beeilte sich übrigens, ihre Gefühle der Sympathie für Rußland auszudrücken.

Ascoli, Graziadio Isaia, Sprachforscher, wurde 1889 zum Senator des Königreichs Italien ernannt. Von ihm erschienen »Sprachwissenschaftliche Briefe« (deutsch von Güterbock, Leipz. 1887).

Aseptisch (griech.), in der Chirurgie bezüglich der Wundbehandlung und des Wundverlaufs gebrauchter Ausdruck. Die moderne Behandlung der Wunden ist eine »antiseptische«, d. h. gegen die Sepsis (Fäulnis) gerichtete; wird das Ziel erreicht, so ist der Verlauf der Wundheilung ein »aseptischer«. Auch bei den Wundverbandstoffen kann man zwischen antiseptischen und aseptischen unterscheiden. Die erstern wirken durch Imprägnierung mit Chemikalien, wie Sublimat und Karbolsäure, fäulniswidrig, d. h. etwa in ihnen vorhandene Keime können nicht zur Weiterentwickelung gelangen, solange die Wirksamkeit des Desinfektionsmittels, mit welchem sie getränkt sind, anhält; unter aseptischen versteht man dagegen solche, welche überhaupt keine Fäulniserreger enthalten. In den aseptischen Zustand werden sie versetzt durch Sterilisierung im strömenden Wasserdampf von 100° oder (in kleinen Mengen) bei trockner Hitze von 150°.

Aseptöl * (Sozolsäure, Sulfokarbol, Acidum sozolicum) (C6H6SO4 ^[C<sub>6</sub>H<sub>6</sub>SO<sub>4</sub>], eine 33,33proz. Lösung von Orthophenolsulfosäure, wird erhalten, indem man gleiche Teile Phenol und konzentrierte Schwefelsäure bei niedriger Temperatur mischt, mit Baryumcarbonat neutralisiert und das Filtrat mit der eben zureichenden Menge Schwefelsäure zerlegt. Schwach rötliche Flüssigkeit, schmeckt und reagiert sauer, riecht schwach phenolartig, mischbar mit Wasser, Alkohol und Glycerin, färbt sich am Licht dunkler und geht mit der Zeit in Paraphenolsulfosäure über. A. wird als antiseptisches Mittel benutzt und besitzt vor Karbolsäure den Vorzug, nicht giftig zu sein, vor Salicylsäure den der leichten Mischbarkeit mit Wasser, Spiritus und Glycerin.

Ashland *, Name mehrerer Städte in den Vereinigten Staaten, unter andern: A. in Pennsylvanien, 60..2 ^[richtig: 6052] Einw. (s.Bd.1, S.910); A. in Kentucky, 3280 Einw.; A. in Ohio, 3004 Einw. ; A. in Wisconsin, 951 Einw.

Asien (Forschungsreisen). Im folgenden geben wir eine Übersicht über die wichtigsten Forschungsreisen auf asiatischem Gebiet, indem wir uns in der Anordnung des Stoffes eng an den entsprechenden Abschnitt des Hauptartikels »Asien« (Bd.1, S.928-938) anschließen. Als Anfangstermin kann das Jahr 1885 gelten; doch sind auch einige Reisen etwas ältern Datums zu erwähnen, über welche erst später Nachrichten in die Öffentlichkeit gedrungen sind, wie umgekehrt über manche neuere bis jetzt nur dürftige oder gar keine Nachrichten vorliegen.

Sibirien.

Noch in das Jahr 1880 fällt die ethnographische Studien- und Sammelreise von E. Sommier nach Westsibirien, besonders dem untern Ob. Gleiche Zwecke verfolgte 1885 Kapitän Jacobsen, welcher für das Berliner Museum für Völkerkunde bei den Buräten an den Quellen der Lena, am Amur, bei den Golden und Giljaken und auf der Insel Sachalin mit gewohntem Geschick reiche ethnographische Schätze zusammenbrachte. Der norwegische Naturforscher L. Stejneger untersuchte 1882 die durch Berings unglückliche Überwinterung 1741/42 berühmt gewordene Beringsinsel; 1882-83 erforschte Oberstleutnant I. Nadarow den obern Ussuri und dessen östliche Zuflüsse: eine geologische Untersuchung desselben Gebiets durch Iwanow im Hinblick auf eine zu erbauende Eisenbahn soll sich daran anschließen. Über fünf Jahre (1882-86) erstrecken sich ausgedehntere Reisen des französischen Minengenieurs J. Martin in Ostsibirien, unter deren Resultaten die 1883/84 ausgeführte Übersteigung des Stanowoigebirges von der Lena zum Amur oberhalb Albasin und deren topographische Aufnahme obenan stehen. Doch zeigte sich das Unternehmen derart mühselig und gefahrvoll, daß an eine öftere Wiederholung nicht zu denken und ein bequemer direkter Weg von der Lena und den Goldwäschereien von Olekminsk nach dem Amur und dem Stillen Ozean noch zu finden ist. Im äußersten Westen finden fortgesetzt Versuche zur Erschließung der gewaltigen sibirischen Ländermasse statt: nachdem Sibiriakow wie schon früher, so auch 1884 (und ebenso 1885) vergeblich versucht hatte, auf dem Seeweg durch das Karische Meer einen Verkehr zwischen dem nördlichen Sibirien und Europa ins Leben zu rufen (ein Versuch, welcher 1887 dem Kapitän Wiggins mit dem kleinen Dampfer Phönix wieder einmal geglückt ist), reiste er im Herbst 1884 zu Land über den nördlichen Ural, um mittels der Flüsse Petschora, Sygwa und Soswa einen Handelsweg zu eröffnen, der meist schiffbar sein und nur 180 km über Land führen wird. Vorstudien für die Anlage einer Eisenbahn über den nördlichen Ural machte 1883 und 1884 K. D. Rossilow, indem er sieben verschiedene Pässe untersuchte, während Golochwastow, welcher den untern Ob mit dem Chaipudirskbusen des Nördlichen Eismeers durch Schienen in Verbindung bringen will, 1884 zum Studium der Produktion und des Handels das Obgebiet bereiste. In demselben Jahr nahm de Dobbeler an der ersten Dampfschiffahrt vom Ob nach dem Tasbusen teil und kehrte von dort auf nie erforschtem Weg über Land nach Surgut am Ob zurück, untersuchte I. P. Dubrow die Buräten bei Irkutsk und in Transbaikalien in ethnographischer Hinsicht, erforschte N. K. Slatkowski die Geologie der Bezirke Krasnojansk und Kansk und verfolgte I. T. Sawenkow prähistorische Studien an der Mana und im Bezirk von Minussinsk. 1885 sammelten die Entomologen Emberg und Hammerström im Minussinsker Gebiet hauptsächlich Insekten, außerdem Pflanzen u. a., und in demselben Jahr nahm die Expedition von Bunge und Baron Toll nach der untern Lena, der Jana