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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Attersee; Attest; Atthis; Attich; Atticismus; Atticus; Attigny; Attika

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Attersee - Attika (architektonisch)

Obadjah Walker: «An Answer to some Considerations on the Spirit of Martin Luther and Original of Reformation», trat in den geistlichen Stand und erwarb sich bald großen Ruf als Prediger. 1691 siedelte er nach London über und wurde Kaplan bei König Wilhelm III. und dessen Gattin Maria. 1697 trat er mit «A Letter to a Convocation» für die Erhaltung des zur Bedeutungslosigkeit herabgedrückten geistlichen Parlaments (Convocation) ein. Die Schrift erregte großes Aufsehen und brachte ihm 1701 die Erhebung zum Stiftsherrn der Kathedrale von Exter. Er nahm hervorragenden Anteil an der Tory-Reaktion unter Königin Anna und wirkte eifrig im Unterhaus der Konvokation. Auf Veranlassung der Königin verfaßte er 1711 «Representation of Religion», worin er die Zustände sehr düster schilderte. 1713 wurde er zugleich Bischof von Rochester und Dechant von Westminster. Unter Georg I. wurde er, als Führer der hochkirchlichen Partei, zur jakobitischen Opposition gedrängt, war in die Verschwörung von 1720 verwickelt, wurde angeklagt und zum Verlust seiner Würden und zu dauernder Verbannung verurteilt. 1723 verließ er England, lebte in Brüssel, dann in Paris, auch in Montpellier, wirkte eifrig als beratender Freund des Stuart Jakob III., bis es 1728 zum Bruch mit diesem kam. A. starb 3. März 1732 und wurde in der Westminsterabtei beigesetzt.

Vgl. Williams, Memoirs and Correspondence of Francis A. (2 Bde., Lond. 1869).

Attersee oder Kammersee, der größte deutscb österr. See, im Attergau des ehemaligen Hausruckreises (Österreich ob der Enns), 7,5. km im SW. von Vöcklabruck, ist von N. nach S. 18 km lang, von W. nach 0. 2-4 km breit, bis 171 m tief und liegt 465 m ü. d. M. Er mißt 44,7 qkm, wird im O. durch das Lecken- und Höllengebirge (höchster Punkt der Höllkogel, 1862 m, am Ostrande; der vielbesuchte Kranabitsattel oder Feuerkogel 1592 m), dann durch einen niedrigen Sattel vom Traunsee, im W. durch niedrigere Berggruppen (höchster Gipfel Hollerberg 1134 m) vom Mond- und Zeller- oder Irrsee, im SW. durch die Masse des Schafbergs vom Aber- oder St. Wolfgangsee geschieden. Das ganze Westufer des fischreichen A. umlagern rundliche, oben bewaldete, unten angebaute und bevölkerte Vorberge. Auch sein östl. Ufer ist auf dem größten Teil seiner Länge von Vorbergen umgeben. Der südl. Rand erhebt sich schroff als eine höhere Stufe, die Steinwand, der westlichste Flügel des Lechengebirges. Im S. und SW. des Sees bauen sich hinter steilen, felsigen Vorstufen höhere Gebirgsmassen auf: der Leonszinken (1734 m), der Schafberg (1780 m). An der Südwestecke nimmt der See die Ache oder Seeache aus dem Mondsee auf, und seinem Nordende entfließt bei Kammer die Ager, die, mit der Vöckla vereinigt, bei Lambach in die Traun fällt. Die mittlere Sommertemperatur des A. ist an der Oberfläche 17 – 20ºC am Grunde 4 - 4,2°C. Der See wird seit 1869 mit Dampfschiffen befahren. Viele der an seinen Ufern gelegenen Ortschaften sind sehr häufig besuchte Sommerfrischen, wie z. B. Kammer, A., Nußdorf, Unter-Ach, Burgau, Weißenbach und Weyregg.

Vgl. Keiler, Die Sommerfrischen am A., Mondsee und Wolfgangsee (Wien 1882).

Attest, Attestat (lat.), schriftliches Zeugnis, Bescheinigung einer Thatsache. Attestieren, ein Zeugnis ausstellen, bescheinigen.

Atthis (grch.), Darstellung der Sage, Geschichte, Litteratur, Topographie von Attika, wie sie nach dem Vorgang der Lokalgeschichten des Hellanicus (s. d.) von den Atthidographen (Atthidenschreibern),z. B. Philochorus, seit dem 4. Jahrh. v. Chr. gegeben wurde.

Attich, s. Sambucus.

Atticismus, das Streben, im reinen attischen Dialekt zu reden und zu schreiben. Grammatiker und Schriftsteller, die sich bemühten, in echt attischer Form zu schreiben, nannten die Alten Atticisten. Von den lexikalischen Werken dieser Richtung waren die wichtigsten die Wörterbücher des Älius Dionysius und Pausanias. Auch aus des Grammatikers Phrynichus umfangreichem Werke sind Auszüge auf uns gekommen. Die Blütezeit des A. war das 2. nachchristliche Jahrh.

Vgl. Wilh. Schmid, Der A. in seinen Hauptvertretern (Bd. 1 - 3, Stuttg. 1887-93); E. Schwabe, Aelii Dionysii et l′ausaniae atticistarum fragmenta (Lpz. 1890).

Atticus, Tiberius Claudius A., Herodes, griech. Rhetor, s. Herodes, Tiberius Claudius A.

Atticus, Titus Pomponius (nach der Adoption durch seinen Oheim, 58 v. Chr., O. Caecilius Pomponianus A.), röm. Schriftsteller, geb. 109 v. Chr., lebte von 86 bis 65 in Athen (daher A. genannt), dann in Rom und erwarb durch Landwirtschaft und Handel, auch Buchhandel, ein großes Vermögen. Vom Staatsleben hielt er sich fern, war aber mit den bedeutendsten Männern seiner Zeit befreundet, besonders mit Cicero, von dem zahlreiche vertraute Briefe an A. erhalten sind. A. starb 32 v.Chr. Seine Tochter Cäcilia Attica war die erste Gemahlin des Marcus Vipsanius Agrippa. Von seinen Schriften, unter denen der «Annalis», ein kurzer Abriß der röm. Geschichte, von den Alten mit vielem Lobe erwähnt wird, ist keine erhalten. Außer Ciceros «Epistolae ad Atticum» in 16 Büchern ist von Cornelius Nepos eine panegyrische Biograpbie des A. vorhanden.

Vgl. Hulleman, Diatribe in T. Pomponium Atticum (mit den Fragmenten des A., Utr. 1838), und Boissier in «Cicéron et ses amis» (7. Aufl., Par. 1884; deutsch von Döhler, Lpz. 1869).

Attigny (spr. –injih; mittelalterlich Attinaicum), Hauptort des Kantons A. (127,27 qkm, 12 Gemeinden, 6179 E.) im Arrondissement Vouziers des franz. Depart. Ardennes, am Zusammenfluß der Aisne mit dem zur Maas führenden Ardennenkanal, an der Linie Amagne-Vouziers-Revigny der Franz. Ostbahn, hat (1891) 1834, als Gemeinde 1886 E., Post und Telegraph, neues Rathaus, schöne Kirche (13. Jahrh.), Spuren eines alten fränk. Königspalastes; Woll- und Flachsspinnerei, Fabrikation von Biskuit, Zucker, Cichorien und Leder. - A. war unter den Merowingern seit Chlodwig II. (638-56) und unter den Karolingern königl. Residenz; hier ließ sich 785 der Sachsenherzog Widukind in Gegenwart Karls d. Gr. taufen und unterwarf sich 822 Ludwig der Fromme öffentlicher Kirchenbuße.

Attika, in der Architektur eine mäßig hohe, aus Pilastern oder rechtwinkligen Pfeilern gebildete Ordnung (s. Säulenordnung), von der man nach Vorgang des Plinius annahm, daß sie in der griech. Landschaft A. besonders beliebt gewesen sei. Thatsächlich bietet auch Athen das erste Beispiel dafür im Denkmal des Thrasyllus. Die A. fand vorzugsweise im System des röm. Bogenbaues Anwendung, besonders über gewölbten Thoren und Triumphbogen, wo sie zum festen Abschluß der Masse und zur Auf-^[folgende Seite]