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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Aureng-Zeyb; Aureole; Aures-Gebirge; Aureus; Aureus mons; Aurich; Aurichalcit; Aurichalcum; Aurifaber

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Aureng-Zeyb - Aurifaber

Aureng-Zeyb (spr. oräng-sebb), franz. Schreibung des Namens Aurangseb (s. d.).

Aureole (lat.), Heiligenschein (s. d.). A. nennt man auch die kleinen Höfe um Sonne und Mond, die namentlich bei letzterm häufig sind. Sie sind bald weiß, bald farbig (mit vorherrschendem Rot); rot ist die Farbe des äußern, violett die des innern Teiles. Der Durchmesser der A. ist ziemlich verschieden, meist etwa 2°. Die A. entstehen durch Beugung der Lichtstrahlen an den Körperchen von zarten Wolken oder Nebeln in der Atmosphäre, ähnlich wie bei Nebel fast jede Gasflamme von einem Lichtkranz umgeben ist. Von der Größe dieser Wasserkügelchen hängt der Durchmesser des Lichtkranzes ab, und man hat umgekehrt berechnet, daß die Größe der Kügelchen durchschnittlich etwa ein Hundertstel eines Millimeters betragen wird. Je größer die Kügelchen sind, um so kleiner sind die A. Farbig und schön ausgebildet erscheinen sie bei möglichst gleicher Größe und Verteilung der Körperchen, sonst überdecken sich die verschiedenen Farben, und der Ring wird weiß.

Aures-Gebirge, Dschebel Aures, Gebirgsstock im algerischen Atlas, südlich von Batna.

Aureus (lat., «golden»), altröm. Goldmünze, zuerst 217 v. Chr. mit demselben Stempel wie der röm. Denar (s. d.) geprägt, weshalb sie auch die Bezeichnung denarius aureus trägt. Die Münze war von ganz feinem Golde, denn der Skrupel Goldes wurde zu 20 Sesterzen, mithin zu dem 17½ fachen Münzwerte des Silbers ausgeprägt. Die Herstellung des A. wurde aber unterbrochen; erst Sulla, Pompejus und Cäsar begannen wieder Goldmünzen zu schlagen. Cäsars A. galt 100 Sesterzen; sein Normalgewicht betrug 8,186 g. Häufiger wurde der A. in der Kaiserzeit geprägt, wo er jedoch immer mehr an Gewicht verlor. In späterer Zeit wurde der A. als Solidus (s. d.) bezeichnet.

Aureus mons, röm. Name von Semendria (s. d.)

Aurich. 1) Regierungsbezirk der preuß. Provinz Hannover, nordwestlichster Teil Preußens und Deutschlands, umfaßt das ehemalige Fürstentum Ostfriesland und das Harlingerland, wird begrenzt vom Großherzogtum Oldenburg (Osten), den Niederlanden, dem Dollart (Westen) und der Nordsee (Norden), ist meist Flachland mit Marsch, Geest, Moor, mit Flüssen (Ems, Leda) und schiffbaren Kanälen, besonders ausgezeichnet durch Landbau, Viehzucht, Schiffahrt und Handel und hat 3107,45 qkm, (1890) 218120 (107582 männl., 110538 weibl.) E., darunter 4536 Militärpersonen, 7 Städte mit 47,99 qkm und 58520 (29963 männl., 28557 weibl.) E., 313 Landgemeinden und 22 Gutsbezirke mit 3059,46 qkm und 159600 (77619 männl., 81981 weibl.) E., ferner 35066 bewohnte, 440 unbewohnte Wohnhäuser, 47398 Haushaltungen und 201 Anstalten. Dem Religionsbekenntnis nach waren 205937 Evangelische, 7374 Katholiken, 2022 sonstige Christen und 2713 Israeliten.

Der Regierungsbezirk zerfällt in folgende Kreise:

Kreise qkm Wohnstätten Einwohner Einw. pro qkm

1 Norden 394,75 5666 33002 83

2 Stadtkreis Emden 11,91 2234 13695 1245

3 Landkreis Emden 353,43 3200 18459 52

4 Wittmund 739,74 6817 47275 63

5 Aurich 629,10 6604 36303 57

6 Leer 688,30 8075 48955 72

7 Weener 290,22 3285 20431 70

Über die Reichstagswahlkreise des Regierungsbezirks A. s. Hannover (Provinz).

2) Kreis im Reg.-Bez. A., hat (1890) 36303 (17787 männl., 18516 weibl.) E., 1 Stadt, 68 Landgemeinden und 9 Gutsbezirke.

^[Abb.]

3) Hauptstadt des Reg.Bez. A., 20 km südlich von der Nordseeküste und 22 km nordwestlich von der niederländ. Grenze, in 6 m Höhe, an dem schiffbaren Ems-Jade-Kanal und der Nebenlinie Georgsheil-A. (10,50 km) der Preuß. Staatsbahnen, Sitz des Landratsamtes, eines Konsistoriums, Landgerichts (Oberlandesgericht Celle) mit 9 Amtsgerichten (A., Berum, Emden, Esens, Leer, Norden, Weener, Wilhelmshaven, Wittmund), Amtsgerichts, Zoll- und Steueramtes erster Klasse, Katasteramtes, der Ostfriesischen Landschaft und einer Landesbauinspektion, hat (1890) 5639 (2811 männl., 2828 weibl.) meist evang. E., in Garnison das 3. Bataillon des Infanterieregiments Herzog Friedrich Wilhelm von Braunschweig Nr. 78, Postamt erster Klasse, Telegraph, luth. Kirche (St. Lamberti, 1830 neu gebaut), mit geschnitztem Altarbild des 15. Jahrh, aus dem Cistercienserkloster Ihlow, reform., kath. Kirche, Methodistenkapelle, Synagoge, altes fürstl. Schloß (1852 umgebaut), Mausoleum für die ostfries. Fürsten und Staatsarchiv. Ferner bestehen ein königl. Gymnasium, Schullehrerseminar mit Präparandenanstalt, höhere Mädchen-, städtische, kath. und israel. Volksschule, mehrere öffentliche Bibliotheken, Freimaurerloge, Damenstift (Sethestift), Armen-, Kranken-, Arbeitshaus, Hebammen- und Entbindungsanstalt, Schlachthaus, ostfries. Sparkasse, Amts-, städtische Sparkasse, ostfries. Immobiliar- und Viehversicherungsanstalten, Mühlenbrandsocietät, 8 bedeutende Pferde-, 6 Vieh- und Krammärkte, Hengstkörung und -Markt. In der Nähe (3 km von A.) befindet sich der Upstallsbom (d. h. Obergerichtsbaum), ein Hügel, wo bis zum 14. Jahrh, die Landtage der 7 fries. Seelande stattfanden.

Vgl. Wiarda, Bruchstücke zur Geschichte und Topographie der Stadt A. (Emden 1835).

Aurichalcit, ein sehr seltenes Mineral von Loktewsk im Ural, perlmutterglänzende und spangrüne nadelförmige Krystalle, die nach einer Analyse eine wasserhaltige (10 Proz.) Verbindung von Kohlensäure (16 Proz.), Zinkoxyd (46 Proz.) und Kupferoxyd (28 Proz.) darstellen, was man durch die Formel 2RCO3 ^[2RCO_{3}+ 3R[OH]2 ^[3R[OH]_{2} ausdrücken könnte, worin R=Cu und Zn, im Verhältnis von 2:3. In Salzsäure ist der A. mit Brausen löslich.

Aurichalcum (lat.-grch.), Messing.

Aurifaber, latinisiert aus Goldschmied, Name mehrerer Theologen. Johann A., geb. 1519 zu Weimar oder in der Grafschaft Mansfeld, studierte 1537-40 zu Wittenberg Theologie, war 1540-44 Erzieher der jungen Grafen von Mansfeld, kehrte 1545 nach Wittenberg zurück, war dort Luthers Famulus, begleitete ihn auf der letzten Reise nach Eisleben und war bei seinem Tode zugegen. Im Schmalkaldischen Krieg kursächs. Feldprediger, ward A. 1551 Hofprediger in Weimar, aber als Anhänger des Flacius 1561 seines Amtes entsetzt. Er fand Zuflucht bei den Grafen von Mansfeld in Eisleben und ward 1566 Pfarrer zu Erfurt, wo er 18. Nov. 1575 als Primarius starb. A. leitete die große Jenaer Ausgabe