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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Autenriethsche Pockensalbe - Autichamp.

er die "Tübinger Blätter für Naturwissenschaften und Arzneikunde" (Tübing. 1815-17, 3 Bde.).

Autenriethsche Pockensalbe, s. Brechweinstein.

Auteuil (spr. otöj), Ortschaft im franz. Departement Seine, jetzt zum 16. Arrondissement von Paris gehörig, nahe der Seine, am Bois de Boulogne und der Gürtelbahn gelegen, mit einem Gesundbrunnen und zahlreichen Villen; berühmt als Sommeraufenthalt litterarisch ausgezeichneter Männer, wie Boileau, Molière, Lafontaine, Racine, in neuerer Zeit Börne, Thiers u. a. In der Kirche sind die Grabmäler von Aguesseau und Helvetius.

Auteur (franz., spr. otör), s. v. w. Autor.

Authări (Autharis), König der Langobarden, Sohn Klephs, nach dessen Tod 574 die Langobarden zehn Jahre lang keinen König wählten, so daß das Reich in selbständige Herzogtümer zerfiel. Durch Angriffe der Griechen und Franken bedroht, erhoben die Langobarden 584 A. zum König, der das Reich in rühmlichen Kämpfen sicherte und im Innern ordnete und kräftigte. A. vermählte sich 589 in Verona mit des Bayernherzogs Garibald Tochter Theodolinde, die er unerkannt vom Hof ihres Vaters abholte, starb aber schon 590.

Authentĭca (sc. lex), unter den spätern römischen Kaisern ein vom Gesetzgeber unmittelbar herrührendes Gesetz zum Unterschied von nachherigen Erweiterungen, Umarbeitungen, Übersetzungen etc. A. collatio (Authenticum, Liber authenticarum) ist die wortgetreue lateinische Übersetzung der Justinianischen Novellen (s. d.), die im Mittelalter für offiziell galt, im Gegensatz zu der mehr den Sinn wiedergebenden des Konstantinopolitaners Julian. A. charta (Authenticum, sc. instrumentum) ist eine gehörig ausgefertigte, mit allen Förmlichkeiten vollzogene, daher glaubwürdige und gültige Urkunde, entgegengesetzt dem Konzept oder der Abschrift eines Dokuments; vgl. Authentisieren.

Authentĭcae (Authentiken), die Justinianischen Novellen (s. d., vgl. Authentica); dann Auszüge aus den Novellen und spätern kaiserlichen Verordnungen, welche den neun ersten Büchern des Justinianischen Kodex, hier und da auch den Institutionen eingeschaltet sind, um die Veränderungen oder Ergänzungen anzugeben, welche jene Rechtsteile durch die Novellen etc. erhalten haben. Die A. des Kodex, zusammen 233, wovon 13 aus Verordnungen der Kaiser Friedrich I. und II. (daher A. Fridericianae genannt), verdanken ihren Ursprung dem Rechtsgelehrten Irnerius zu Bologna im 12. Jahrh. und einigen spätern Juristen; sie waren anfangs nur dem Rand beigeschrieben, ihre Einschaltung in den Text geschah zuerst durch Accursius im 13. Jahrh. Die A. der Institutionen sind ihrem Ursprung nach unbekannt; man findet sie auch nur in wenigen Handschriften und Ausgaben. Die A. haben als bloße wissenschaftliche Arbeiten nicht die Autorität wirklicher Gesetze. Vgl. Biener, Historia authenticarum codici et institutionibus insertarum (Leipz. 1807).

Authentĭcum, s. v. w. Authentica collatio oder Charta, s. Authentica; in der römisch-katholischen Kirche das Buch, in welches die an Sonn- und Festtagen abzusingenden Antiphonien und Responsorien nach ihrer Aufeinanderfolge eingetragen sind.

Authentīe (griech., "Echtheit"), in der Litteratur der echte Ursprung einer Schrift, d. h. die Eigenschaft, nach welcher eine Schrift von dem Verfasser, dessen Namen sie führt, oder, wenn sich der Verfasser nicht genannt, zu der Zeit, unter dem Volk, in der Sprache und unter den Umständen geschrieben ist, wie sie der Überlieferung nach geschrieben sein soll. Entgegen steht das Untergeschobene, wenn eine Schrift zu irgend einem Zweck erdichtet worden ist. Die Glaubwürdigkeit (Axiopistie) hängt zwar oft von der A. ab, aber nicht immer, weil auch eine authentische Schrift die Wahrheit entstellen, anderseits eine unter falschem Namen herausgegebene die Wahrheit berichten kann. Die A. zu ermitteln, ist Sache der höhern Kritik; in Betracht kommen dabei Inhalt und Form der Schrift und äußere Kriterien (fremde Zeugnisse).

Authentīe der Schrift, ein Kunstausdruck, welchen die protestantische Orthodoxie zur Entwickelung des Begriffs der sogen. Autorität, der ersten unter den sogen. affectiones (s. d.) der Schrift, gebrauchte. Neuere Dogmatiker verstehen unter A. der biblischen Bücher dies, daß dieselben zu der Zeit, unter den Umständen, von den Verfassern geschrieben worden sind, wie ihr Inhalt oder ihre Überschrift behauptet, also wesentlich die Echtheit dieser Schriften. Da letztere aber von der neuern Kritik mehr oder weniger in Frage gezogen wird, ist mit dem Wort A. der Punkt bezeichnet, auf welchem die Ansprüche von Glauben und Wissenschaft im theologischen Bewußtsein der Gegenwart sich in der Regel scharf stoßen und durchkreuzen.

Authentifizieren (neulat.), eine Urkunde in aller (ihre Authentizität verbürgenden) Form vollziehen.

Authentiken, s. Authenticae.

Authentisch (griech.), vollkommen glaubwürdig, echt.

Authentische Auslegung, die Auslegung einer Schrift oder Schriftstelle, welche der Verfasser oder der Gesetzgeber selbst gibt; vgl. Auslegung.

Authentischer Schluß, in der Musik der sogen. vollkommene Schlußfall (Kadenz), der durch die Fortschreitung vom Dominantakkord zum tonischen Akkord bewirkt wird; vgl. Plagalschluß.

Authentische Töne, s. Kirchentöne.

Authentisieren (griech.), beglaubigen, bekräftigen; dann s. v. w. originaleren, eine Urkunde vollziehen durch Unterschrift oder die Stelle derselben vertretende Zeichen und Formeln, durch Aufdrücken oder Anhängen eines Siegels etc., häufig unter Zuziehung angesehener, glaubwürdiger Personen (authenticae personae) als Zeugen.

Authentizität (neulat.), s. v. w. Authentie.

Autichamp (spr. otischāng), 1) Jean Thérèse Louis de Beaumont, Marquis d', franz. General, geb. 1738 zu Angers, ward mit elf Jahren Soldat, machte von 1757 bis 1762 erst als Flügeladjutant des Marschalls Broglie, dann als Oberst eines Dragonerregiments die Feldzüge des Siebenjährigen Kriegs mit, ward 1770 Brigadier und Kommandeur der Gendarmerie von Lüneville, 1780 Maréchal de Camp und 1789 Generalquartiermeister bei dem unter den Mauern von Paris zusammengezogenen Heer. Seine energischen Pläne vereitelte die Unentschlossenheit des Hofs. A. folgte dem Prinzen von Condé, dessen Stallmeister er war, nach Turin. In dem Feldzug in der Champagne (1792) führte er ein von ihm errichtetes französisches Kavalleriekorps und that dann bei Verteidigung Maastrichts durch kühne Ausfälle dem Heer der Republik großen Schaden. Als die Österreicher 1793 die Stadt entsetzt hatten, ging A. in die Schweiz und von da nach England. Die beabsichtigte Landung in der Vendée gab A. nach der Katastrophe von Quiberon auf und trat 1797 in russische Dienste, wo er Befehlshaber der reitenden Garde, dann Kavallerieinspektor der Ukraine, Krim und des Dnjestr wurde. Im J. 1799 befehligte er ein Korps von 30,000 Mann, welches Suworow in