Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Azara; Azarin; Azarolbaum; Azben; Azbuka; Azeglio

219

Azara - Azeglio

(s. d.); schönblühende Sträucher mit etwas behaarten, entweder abfallenden oder dauernden Blättern und an der Spitze der Zweige gesammelten Blumen. Im Bau derselben unterscheidet sich A. von Rhododendron (s. d.) durch 5 Staubgefäße nur unbedeutend, wird daher jetzt mit dieser Gattung vereinigt, teilt auch die geogr. Verbreitung, Lebensbedingungen und Kultur mit den noch bekanntern und stolzern Alpenrosen. Im hoben Norden und in den Alpen fehlend (denn A. procumbens ist keine Azalee, sondern bildet die eigene Gattung Loiseleuria), beginnt ihr Gebiet am Kaukasus mit der in deutschen Parks am liebsten gezogenen A. pontica L. Ostasien hat etwa 15 Arten,von denen die berühmte Gartenpflanze A. indica L. (s. Tafel: Kalthauspflanzen, Fig. 4) um 1800 nach Europa gelangte und in erstaunlich vielen Spielarten als immergrüne Kaltbaus-Dekorationspflanze mit Blütezeit um Ostern verbreitet ist. Die Blütenfarben stellen alle Abtönungen zwischen Reinweiß und Dunkelrot und feurigem Scharlach dar. Gegen direkte Sonnenstrahlen geschützt, hält sich der Flor einen Monat länger, und auch in Wohnräumen läßt er sich lange Zeit konservieren. Die hauptsächlichsten Bedingungen des Gedeihens sind: nach der Blüte Umtopfen in Heideerde bester Qualität; Einsenken der Töpfe ins freie Land in sonniger Lage, vollkommenste Sicherung des Abzugs des Wassers, Vermeidung zu großer und zu geringer Wassergaben, Benutzung von Fluß- oder Regenwasser zum Gießen und Spritzen, im Winter ein niedriges, feuchtes, aber helles Haus, in dem eine Temperatur von +4 bis 5° C. unterhalten wird, Lüftung so oft und so reichlich wie möglich. Prächtige Blütensträucher des freien Landes sind die laubabwerfenden Arten A. viscosa L., A. nudiflora L. und calendulacea Michx. nordamerik. Ursprungs; sie erreichen eine Höhe von 1 bis 2 m, ihre in allen Schattierungen des Gelb und Rot prangenden Blumen stehen in Doldentrauben und zeichnen sich durch sehr lange, drüsig behaarte Kronröhren aus. In Nordamerika, von Canada bis Virginien und Florida, ist die A. in weit über 20 Arten vorhanden.

Azara, José Nicolo d', span. Diplomat und Kunstkenner, geb. 1731 zu Barbunales in Aragonien, studierte zu Huesca und Salamanca, trat, 1765 zum span. Geschäftsträger in Rom ernannt, dort mit Gelehrten und Künstlern, besonders mit dem Maler Mengs und mit seinem gelehrten Landsmanne Arteaga in Verbindung. In seiner diplomat. Stellung bewies er viel Gewandtdeit und behauptete großen Einfluß auf den päpstl. Stuhl, namentlich unter Clemens XIV. Er trug zu den Beschlüssen in betreff der Aufbebung des Jesuitenordens am meisten bei; auch hatte er den größten Einfluß auf die Wahl Pius' VI. Mit diplomat. Auftrag ward er 1798 nach Paris gesandt, 1801 zurückberufen und nach Barcelona verwiesen, 1802 wieder als Botschafter nach Paris geschickt, jedoch 1803 von neuem dieses Postens verlustig erklärt. A. starb 26. Jan. 1804 zu Paris. Er gab die Werke seines Freundes Mengs (italienisch, 2 Bde., Parma 1780) heraus, dessen Leben er auch beschrieben hat.

Sein Bruder, Don Felix d'A., geb. 18. Mai 1746, gest. 1811, machte sich als Naturforscher und Reisender bekannt; er schrieb «Yoyages dans l'Amérique méridionale» (4 Bde., Par. 1809, mit Atlas).

Azarin, ein künstlicher gelber, zum Baumwolldruck dienender Farbstoff, der den Azofarben nahe steht und als gelbe, nach schwefliger Säure riechende Paste in den Handel kommt.

Azarolbaum, Azaroldorn, s. Crataegus.

Azben, Gebirgsland in der Sahara, s. Air.

Azbuka (Asbuka), Bezeichnung des cyrillischen Alphabets nach seinen beiden ersten Buchstaben a (slaw. az, spr. as) und b (buki). Der auch dafür gebrauchte Ausdruck Abewega ist aus den vier ersten Buchstaben (a b w g) gebildet.

Azeglio (spr. adseljo), Massimo Tapparelli, Marchese d'A., ital. Staatsmann und Dichter, aus altadliger piemont. Familie, geb. 24. Okt. 1798 zu Turin, ging, nachdem er kurze Zeit als Offizier in einem piemont. Reiterregiment gedient hatte, gelegentlich einer Gesandtschaftsreise seines Vaters Cesare Tapparelli d'A. nach Rom und widmete sich hier während eines achtjährigen Aufenthalts der Malerei und daneben dem Studium der Geschichte. Nach Turin 1829 zurückgekehrt, siedelte er nach des Vaters Tode (1830) nach Mailand über, wo er Manzonis Freund und Schwiegersohn wurde. Durch ihn in den Kreis der dortigen Schriftsteller eingeführt, veröffentlichte er die patriotischen Romane «Ettore Fieramoasca» (1833) und «Niccolò de' Lapi» (1841; beide deutsch von von Langenn, Lpz. 1842, der zweite auch anonym, Stuttg. 1845). Um den Fürsten Italiens die Notwendigkeit einer nationalen und liberalen Politik zu beweisen und um päpstl. und österr. Mißwirtschaft zu geißeln, ließ er die Flugschriften «Degli ultimi casi di Romagna» (deutsch Lpz. 1846), «Susi casi di Lombardia» (1846) und «I lutti di Lombardia» (1848) erscheinen. Infolgedessen zur Flucht gezwungen, begab er sich nach Rom, wo zum Teil unter seinem Einfluß Pius IX. seine Reformen begann. 1848 kämpfte er mit den röm. Freischaren gegen Österreich in der Lombardei, später im Venetianischen und wurde als Oberst bei Vicenza schwer verwundet. Nach der unglücklichen Schlacht bei Novara (23. März 1849) übertrug ihm Victor Emanuel II. die Bildung des Ministeriums, in dem er die Verwaltung der äußern Angelegenheiten und die Präsidentschaft übernahm. Durch seine abwartende und kluge Politik, namentlich Frankreich gegenüber, erwarb er sich damals ebensoviele Feinde, darunter Rattazzi, als später Bewunderer. Nachdem unter seinem Ministerium trotz des Widerspruchs der päpstl. Kurie die freisinnigen Kirchengesetze Siccards zu stande gekommen, folgte ihm 4. Nov. 1852 Cavour als Ministerpräsident. A., der 1848 und aufs neue 1853 in den Senat berufen wurde und dazwischen im subalpinen Parlament saß, übernahm 1859 die Regierung der Romagna, das Amt eines Gouverneurs von Mailand, dann eine vertrauliche Sendung nach London und zog sich hierauf ins Privatleben zurück. 1861 trat er im Gegensatze zu Cavour, der Rom als Hauptstadt des neuen Staatswesens erstrebte, in den «Questioni urgenti» für Verlegung der Hauptstadt nach Florenz ein. A. starb 15. Jan. 1866. In Turin wurde ihm 1873 ein Bronzestandbild errichtet. Als Dichter und Künstler von vielseitiger Begabung und leichter Auffassung, hat er als Staatsmann durch Klugheit und Mäßigung Italien große Dienste geleistet. - Vgl. A.s Denkwürdigkeiten: I miei ricordi (2. Aufl., 2 Bde., hg. von C. Paoli, Flor. 1867; deutsch Frankf. a. M. 1869) und A.s Briefe an seine Frau Luisa Blondel (hg. von Carcano, Mail. 1870), an Gius. Torelli (hg. von Paoli, ebd. 1870), an Carlo di Persano