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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Bärwurzelöl - Baryum

Bärwurzelöl (Bärenwurzelöl), ein in der Wurzel von Meum athamanticum Jacq. enthaltenes ätherisches Öl; es ist dunkelgelb, von starkem, aromatischem Geruch, hat bei 21° C. ein spec. Gewicht von 0,999 und siedet bei 170° C.; 100 kg trockne Wurzel geben 670 g Öl. Die Wurzelstöcke kommen hauptsächlich aus Thüringen und der Gegend von Bockau bei Schwarzenberg; auch wächst die Bärwurz auf dem Schwarzwald, den Tiefalpen Österreichs und der Schweiz.

Bary, Heinr. Ant. de, Botaniker, geb. 26. Jan. 1831 zu Frankfurt a. M., studierte zu Heidelberg, Marburg und Berlin Medizin, ließ sich 1853 in seiner Vaterstadt als Arzt nieder, habilitierte sich 1854 zu Tübingen als Docent der Botanik, ward 1855 außerord., 1859 ord. Professor der Botanik zu Freiburg i. Br., wo er 1858 das öffentliche Botanische Laboratorium ins Leben rief. Er ging 1867 als ord. Professor der Botanik nach Halle, 1872 nach Straßburg und starb daselbst 19. Jan. 1888. Seine litterar. Arbeiten betreffen vorzugsweise die Entwicklungsgeschichte der Algen und Pilze. Dahin gehören bereits seine Erstlingsschriften: «Beitrag zur Kenntnis der Achlya prolifera» (Berl. 1852) und die wichtigen «Untersuchungen über die Brandpilze» (ebd. 1853). Diesen schlossen sich an: «Untersuchungen über die Familie der Konjugaten» (Lpz. 1858), «Die Mycetozoen» (ebd. 1859; 2. Aufl. 1864), «Recherches sur le développement de quelques champignons parasites» (Par. 1863), «Morphologie und Physiologie der Pilze, Flechten und Myxomyceten» (Lpz. 1866), «Beiträge zur Morphologie und Physiologie der Pilze» (zum Teil gemeinschaftlich mit Woronin; 5 Tle., Frankf a. M. 1864‒82). Andere Zweige der Botanik behandelte B. in den Schriften: «Über die Keimung der Lycopodien» (1858), «Prosopanche Burmeisteri, eine neue Hydnoree aus Südamerika» (Halle 1868), «Vergleichende Anatomie der Vegetationsorgane der Phanerogamen und Farne» (Lpz. 1877), «Vorlesungen über Bakterien» (2. Aufl., ebd. 1887) u. s. w. B. redigierte auch die «Botan. Zeitung», 1872‒79 mit Prof. G. Kraus, seit 1880 mit Prof. L. Just.

Bary... (v. grch. barýs), in Zusammensetzungen mit griech. und lat. Worten: Schwer..., schwer...

Baryakusie (grch.), Schwerhörigkeit.

Barycentrisch (grch.-lat.), auf den Schwerpunkt bezüglich. Als barycentrische Regel bezeichnet man die mathem. Regel, daß das Volumen (und die Oberfläche) eines Rotationskörpers gefunden werden, wenn man die Länge der rotierenden Linie (die Größe der rotierenden Fläche) mit dem Wege multipliziert, den der Schwerpunkt dieser Linie (oder Fläche) beschreibt. Diese Regel wird auch Guldinsche Regel genannt, weil sie der Jesuit Paul Guldin (geb. 12. Juni 1577 zu St. Gallen, gest. 3. Nov. 1643 als Professor der Mathematik zu Graz) in seinem Werke «Centrobaryca seu de centro gravitatis etc.» (Wien 1635) erläuterte. Dieselbe kommt indes auch schon bei dem griech. Mathematiker Pappus (s. d.) vor.

Barycentrum (grch.-lat.), der Schwerpunkt.

Barye (spr. barih), Antoine Louis, franz. Bildhauer, Begründer der modernen Tierplastik, geb. 24. Sept. 1795 zu Paris, lernte beim Bildbauer Bosio Modellieren, beim Maler Gros Zeichnen. Zuerst arbeitete er für Juweliere und Goldschmiede, später widmete er sich vorzugsweise der plastischen Darstellung von Tieren. Mit dem Tiger, der ein Krokodil zerreißt, begründete er 1831 seinen Ruf. Noch mehr Erfolg hatte der Löwe, welcher eine Schlange zerreißt (Tuileriengarten). Seit 1854 war er am Jardin des Plantes als Zeichner angestellt. Seine zahlreichen Werke bestehen meistens in kleinern Darstellungen einzelner Typen und Gruppen von Tieren. Hauptwerke des Meisters sind auch der Kentaur und der Lapith (1851), Theseus den Minotaurus bekämpfend; von seinen größern Bronzen sind berühmt die beiden sitzenden Löwen, jetzt an der Einfahrt des Tuilerienhofs, und das Relief des liegenden Löwen am Piedestal der Julisäule in Paris. Auch verfertigte er 1864 das Reiterstandbild Napoleons Ⅰ. für Ajaccio. Seit 1868 war B. Mitglied der Akademie der schönen Künste. Er starb 25. Juni 1875 zu Paris. B., außerdem auch Aquarellmaler, Radierer und Lithograph, war einer der eifrigsten Vorkämpfer des Realismus, der ein eindringliches Naturstudium mit großer Kühnheit der Auffassung zu vereinigen wußte. – Vgl. Alexandre, A. L. B. (Par. 1889); Ballu, L’ œuvre de B. (ebd. 1890).

Baryglossie (grch.), wörtlich Schwerzungigkeit, daher, ebenso wie Barylalie, erschwerte undeutliche Sprache.

Baryphonie (grch.), Baßstimme, auch soviel wie Baryglossie (s. d.).

Barysphäre (grch.), ein Name für den Erdkern, der ein höheres spec. Gewicht aufweisen muß als die Erdrinde (s. d.), da das spec. Gewicht der letztern bedeutend kleiner ist als das der ganzen Erde. Da der Erdkern aber auch eine hohe Temperatur besitzt, so ist der Ausdruck Pyrosphäre ungefähr gleichbedeutend mit B.

Barȳt, s. Baryumoxyd und Schwerspat.

Barȳtgelb, s. Baryumchromat.

Barȳthydrāt, s. Baryumoxydhydrat.

Barythymie (grch.), Schwermut.

Barȳtkreuzstein, Mineral, s. Harmotom.

Barȳton, s. Bariton.

Barytŏnon (grch.), ein Wort, dessen Endsilbe unbetont ist (s. Oxytonon).

Barȳtpulver, ein Schwarzpulver, bei dem der Kalisalpeter durch salpetersaures Baryum ersetzt ist. Es wurde um 1860 vom belg. Major Wynants wegen des langsamen Abbrennens für Geschütze größern Kalibers vorgeschlagen.

Barȳtwasser, die start alkalisch reagierende wässerige Lösung von Baryumoxydhydrat (s. d.).

Barȳtweiß, soviel wie Baryumsulfat (s. d.).

Bary̆um oder Barium (vom grch. barys, schwer; chem. Zeichen Ba; Atomgewicht 137), ein der Gruppe der alkalischen Erdmetalle angehöriges zweiwertiges Element, das in seinen Eigenschaften dem Calcium und Strontium sehr nahe steht. Seine metallische Natur wurde von Berzelius durch Darstellung von Baryumamalgam nachgewiesen, indem er Baryumoxydhydrat elektrolysierte, wobei der negative Pol in Quecksilber tauchte; rein erhalten wurde es von Davy 1808 durch Destillation des Amalgams. In der Natur findet es sich im freien Zustande nicht, sondern nur in Verbindungen, z. B. im Schwerspat oder schwefelsauren Baryt und im Witherit oder kohlensauren Baryt. Man erhält das Metall entweder nach Bunsen durch elektrolytische Zersetzung eines mit wenig Salzsäure angemischten und auf 100° erwärmten Breies von zerriebenem Chlorbaryum mittels eines starken Stroms, wobei man am negativen Pol einen amalgamierten Platindraht anwendet und dann das gebildete Amalgam sofort im Wasserstoff-^[folgende Seite]