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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Baccarat; Baccarat (Hasardspiel); Baccelli; Bacchanalien; Bacchanten; Baccharis; Bacchiaden; Bacchiglione

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Baccarat – Bacchiglione

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Baccalaurĕus'

und portug. bacharel entlehnt sind, seit etwa dem 9. Jahrh, den Inhaber einer baccalaria, d.h. eines ländlichen Grundstücks, das ihm der Grundherr gegen Zins geliehen hatte, also einen Hintersassen, ferner allgemein junge Leute und Mädchen, im Sinne unsers Burschen und Backfisch, dann Knappen, die den Ritterschlag noch nicht erhalten hatten, oder Edelleute, die, unvermögend, ein eigenes Banner zu führen, sich einem Bannerherrn anschlossen. Allmählich fand das Wort in der Gliederung der übrigen Stände zur Bezeichnung ähnlicher Rangverhältnisse Eingang. So gab es bacheliers d'église, d.i. Geistliche, welche die niedrigsten Würden bekleideten, während in den Zünften und zunftähnlichen Gemeinschaften diejenigen jüngern Mitglieder, denen die untergeordneten Geschäfte oblagen, bacheliers oder juniores hießen.

Als akademischer Titel wurde das Wort B. im 13. Jahrh. zu Paris und an andern Universitäten üblich zur Bezeichnung der Studenten, die nach der Prüfung auch die Disputation während der Fastenzeit (determinatio) bestanden hatten und gewisse Vorlesungen halten durften. In der philos. Fakultät blieb der B. von geringer Bedeutung, denn die determinatio schloß nur die elementare Vorbereitung ab, eine größere gewann der Grad in den drei obern Fakultäten, in denen die Erwerbung des Doktor(Magister-)grades mit langer Studienzeit und sehr bedeutenden Kosten verbunden war und sich viele mit dem Grade des B. oder Licentiaten begnügten (s. Universitäten). Auf engl. und franz. Universitäten hat sich noch viel von diesen Einrichtungen erhalten. In Frankreich muß z.B. bacheleir ès lettres jeder werden, der in einer der vier andern Fakultäten (Naturwissenschaften, Recht, Medizin, Theologie) den Grad eines bachelier erwerben will. Auch in Deutschland hat sich dieser Titel noch an einigen Universitäten als Vorstufe für den Doktorgrad erhalten, ist aber ohne Bedeutung. – Vgl. Thurot, De l'organisation de l'université de Paris (Par. 1850); Kaufmann, Geschichte der deutschen Universitäten, Bd. 1 (Stuttg. 1888).

Baccărat (spr. -rah), ein aus Frankreich stammendes, dem Pharao (s. d.) ähnliches Hasardspiel, das mit mindestens 2 Stück der vollen franz. Spielkarte gespielt wird. Die dabei üblichen hoben Einsätze und allerlei Spielkniffe haben das B. in Verruf gebracht.

Baccărat (spr. -rah), Hauptstadt des Kantons B. (173,45 qkm, 19 Gemeinden, 13831 E.) im Arrondissement Lunéville des franz. Depart. Meurthe-et-Moselle, an der Meurthe, an den Linien Lunéville-St.Dié und B.-Badonviller (14 km) der Franz. Ostbahn, 26 km im Südosten von Lunéville, in 265 m Höhe, in der Nähe eines großen Waldes (du Clos), hat (1891) 5182, als Gemeinde 5723 E., Post und Telegraph, eine schöne Brücke von neun Bogen, eine neue Kirche im Stil des 13. Jahrh., eine große, seit 1766 bestehende Glashütte (St. Anna-Hütte) und Krystallwarenfabrik (s. Tafel: Glaskunstindustrie II, Fig. 1–4), die bedeutendste in ganz Frankreich, welche 2300 Arbeiter und Künstler beschäftigt und jährlich für 7 Mill. Frs. Krystallgefäße liefert. Außerdem ist der Handel mit Bau- und Wagenholz, Holzkohlen und Handschuhen nicht unbedeutend.

Baccelli (spr. batschélli), Guido, ital. Arzt und Politiker, geb. 25. Nov. 1832 in Rom, wurde 1856 Professor der gerichtlichen Medizin an der röm. Universität, an der er bald darauf den Lehrstuhl für pathol. Anatomie und schließlich den für allgemeine ↔ Klinik übernahm, auch war er jahrelang Präsident des Obermedizinal-Kollegiums. Schon 1848 war B. unter den Freiheitskämpfern, beteiligte sich dann aber erst seit 1870 wieder am polit. Leben, war seit 1874 Mitglied der Kammer, Dez. 1880 bis März 1884 Unterrichtsminister und wurde 1890 Senator. Im Dez. 1893 übernahm er unter Crispi wieder das Unterrichtsministerium. Er schrieb u.a.: «Patologia del cuore e dell'aorta» (3 Bde., Rom 1864–67).

Bacchanalĭen (lat.), bei den Römern die orgiastischen und mystischen Feste des Bacchus (grch. Bakckos, s. Dionysos), welche von Großgriechenland aus sich im übrigen Italien verbreitet hatten und im Anfang des 2. Jahrh. v.Chr. vielfach mit Ausschweifungen, ja mit schweren Verbrechen verbunden waren. Durch Zufall erhielt der Senat 186 v.Chr. von diesem Treiben Kunde, ordnete die schärfsten Maßregeln dagegen an und erließ durch das sog. Senatusconsultum de Bacchanalibus ein Verbot der B., das noch inschriftlich auf einer Bronzetafel (jetzt in Wien) erhalten ist. Doch gelang es nicht, diese ausschweifenden Geheimfeiern völlig auszurotten. So wurde das Wort schon im Altertum ein Ausdruck für ausschweifende Gelage und ist es noch jetzt.

Bacchanten, die Teilnehmer an den nächtlichen Bacchusfesten im Altertum, im ausgehenden Mittelalter (auch Bachanten, wahrscheinlich aus Vaganten entstanden) die ältern fahrenden Schüler, die von einer Lateinschule zur andern wanderten, die Nachfolger der wandernden Kleriker, der Goliarden (s. d. und Vaganten) des 14. Jahrh., die wandernden Handwerksburschen der Wissenschaft. Sie hatten meist jüngere fahrende Schüler, Schützen genant, bei sich, denen sie Hüter und Lehrer sein sollten, aber nicht selten Peiniger und Verführer zu Bettel, Diebstahl und anderm Unfuge wurden. Ein anschauliches Bild des Lebens der umherziehenden Schüler bieten die Selbstbiographien von Thomas Platter (s. d.) und Johannes Butzbach (aus dem Lateinischen übersetzt von Becker, Regensb. 1869).

Bacchăris L., Pflanzengattung aus der Familie der Kompositen (s. d.). Man kennt gegen 250 Arten, die sämtlich in Amerika einheimisch sind und zwar zum großen Teile den Tropengegenden angehören. Es sind Sträucher oder Halbsträucher mit einfachen, meist lanzett- oder keilförmigen, oft klebrigen Blättern und halbkugeligen Köpfchen, welche viele röhrige männliche und am Rande zweilippige weibliche Blüten enthalten und von einer Hülle dachziegelförmig übereinanderliegender Schuppen umgeben sind. Verschiedene Arten findet man als Gartenpflanzen, die meisten bedürfen der Gewächshauskultur; eine Art, B. halimifolia L., aus Carolina, ist ein über 1 m hoher, schöner Strauch mit bläulich bestäubten Zweigen und Blättern.

Bacchiāden (Bakchiaden), Herrschergeschlecht zu Korinth, das von Bacchio, dem vierten Könige der Stadt, seinen Namen herleitete und in 8 Generationen bis 747 v.Chr. regierte. Dann wurde das korinth. Königtum in eine Oligarchie verwandelt; doch blieben die B. thatsächlich noch das herrschende Geschlecht. Erst um 657 v.Chr. wurden sie, nachdem sie sich durch ihre Willkür beim niedern Volke längst verhaßt gemacht hatten, durch Kypselos (s. d.) vertrieben und suchten in Sparta Zuflucht.

Bacchiglione (spr. bakkiljohne), ein 130 km langer Fluß, Oberitaliens, entspringt als Timonchio am Piano delle Fugazze (1164 m), tritt bei Schio in die Ebene, wird bei Vicenza schiffbar, nimmt hier

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 238.