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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Bächtold; Bachtschisaraj; Bachuone; Bachur; Bachweideneule; Bacillariaceen

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Bächtold - Bacillariaceen

gehärteter, dunkelgefärbter, schwarzhaariger Menschenschlag. Sie zerfallen in 3 große Horden, diese wieder in Tires und die letztern wieder in Familien. Den Sommer verbringen sie in Zelten, den Winter aber in den Thälern in Dörfern zu 20-30 Hütten oder in Höhlen. Ein Stamm, die Dschamiki, baut Tabak und versorgt damit ganz Chusistan. Die B. sind kaum mehr als dem Namen nach Unterthanen des Schahs; nur zum Teil sind sie zum Militärdienste herangezogen. 400 Bachtijari-Reiter bilden in Teheran eine Leibgarde des Schahs. Der letzte bedeutende Stammeshäuptling der B. wurde 1886 auf Befehl des Schahs vergiftet. Sie bekennen sich zum Islam und sind ein unruhiges, kämpf- und bändelsüchtiges Volk, das gern die Karawanen beraubt aber ihre offene und freie Gastfreundschaft sticht schroff gegen das höfliche, falsche Wesen der Perser ab. Im westl. Afghanistan heißt B. ein Stamm der Hasara, mongol. Abstammung. - Von dem 1500 km langen, die Südwestseite des iran. Plateaus begrenzenden Gebirgszuge bildet der im Westen von Ispahan gelegene Teil das Bachtijarigebirge, im Altertum Zagros genannt.

Bächtold, Jakob, Literarhistoriker, geb. 27. Jan. 1848 zu Schleitheim (Schaffhausen), studierte in Heidelberg, München und Tübingen, arbeitete in Paris und London, ward 1872 Gymnasiallehrer in Solothurn, 1878 in Zürich, 1880 Privatdocent daselbst, 1887 außerord. 1888 ord. Professor für deutsche Litteraturgeschichte. Sein Hauptwerk ist die «Geschichte der deutschen Litteratur in der Schweiz“ (Frauenf. 1888-92). Er schrieb außerdem: «Deutsche Handschriften aus dem Britischen Museum» (Schaffh. 1873), «Das glückhafte Schiff von Zürich» (Zür. 1880), «Gottfried Kellers Leben“ (Bd. 1 u. 2, Berl. 1894) und gab kritisch heraus den schweiz. Schriftsteller Hans Salat (Bas. 1876), Goethes «Götz“ (Freib. i. Br. 1882; 2. Aufl. 1888), «Iphigenia» (ebd. 1883; 2. Aufl. 1887), «Dichtung und Wahrheit» (1890-91, in der Weimarer Ausgabe), «Gedichte von H. Leuthold» (3. Aufl., Frauenf. 1884), Mörikes Briefwechsel mit Herm. Kurz (Stuttg. 1885), mit Th. Storm (1889 u. 1891) und mit M. von Schwind (1890) u. a. Mit Vetter leitet er die «Bibliothek älterer Schriftwerke der deutschen Schweiz» (Frauenf. 1877 fg.), in der er den Druck der «Stretlinger Chronik» (1877) und der Werke des Manuel (1877) besorgte. «Schweiz. Schauspiele des 16. Jahrh.» gab er mit dem Deutschen Seminar der Züricher Universität heraus (Bd. 1 u. 2, Zür. 1890-91; Bd. 3, Frauenf. 1893).

Bachtschisaraj (auch Baktschisaraj, d. h. Palast der Gärten), bis 1783 Residenz der Tatarenchane der Krim, jetzt Stadt im russ. Gouvernement Taurien, an der Privatbahn Losowo-Sewastopol, 32 km im SW. von Simferopol, liegt in einer 7 km langen engen Felsschlucht, teils an den Ufern des in die Katscha mündenden Tschjurjuk-su, teils an den schroffen Felswänden seines Thals, das bloß für die Hauptstraße (kaum 6 m) Raum gestattet, und hat (1886) 15100 E., darunter 11296 Tataren. Obwohl die alte Pracht großenteils verschwunden und nur der dritte Teil der Stadt den Zerstörungen seitens der Eroberer entgangen ist, gewährt sie immer noch das Bild einer echten Tatarenstadt. Als Residenz der Chane erscheint B. seit dem letzten Viertel des 15. Jahrh. Die Häuser der Stadt stehen gruppenweise zusammen; dazwischen liegen Fruchtgärten und Weinberge, Baumgruppen von Cypressen und Schwarzpappeln, 106 Brunnen, in die das Wasser durch unterirdische Röhren aus 32 Bergquellen geleitet wird. Ungefähr in der Mitte der Stadt, auf drei Seiten von einer hohen Mauer umgeben und mit der Front nach innen gekehrt, steht der Chan-Saraj, der Palast der Chane, 1519 vom Chan Abd ul-Sahal-Girej erbaut, jetzt Wohnung des russ. Kommandanten, mit seinen Gärten und Weinpflanzungen, luftigen Galerien, Marmorfontänen und Prunkgemächern in phantastischer Pracht und Glanz, und mit seinem Friedhofe mit 16 Gräbern der Chane und ihrer Frauen. Er ward 1787 auf Befehl Potemkins zur Aufnahme Katharinas II. wiederhergestellt. Im Krimkriege diente der Palast als Militärhospital. B. erhielt, nachdem sich der Chan Schahin-Girej 1783 den Russen unterworfen, das Vorrecht, ausschließlich von Tataren bewohnt zu werden. Die früher dort angesiedelten Griechen und Armenier siedelten 1779 ans Asowsche Meer und den Don über. Jetzt leben nur wenige Griechen, Armenier, Zigeuner, karaitische Juden hier. B. hat 35 Moscheen, von denen die Dsuma-Dshami, 1737-43 vom Chan Selamit-Girej erbaut, die bedeutendste ist, 3 griech.-orthodoxe Kirchen, 1 Kloster, 1 Synagoge und 1 Betschule der Karaiten, 2 mohammed. Schulen und 1 tatar.-russ. Zeitschrift. Man fertigt berühmten roten und gelben Saffian, ferner Lichte und Seife, Ackergeräte, Schafpelze, Mäntel aus Schaffellen, Schuhe u. s. w. B. ist Stapelplatz der Landesprodukte der Umgegend und der tatar. Kunsterzeugnisse. Nicht weit östlich davon liegt Tschufut-Kale oder Dschifut-Kale (d. i. Judenburg), die frühere Hauptstadt der karaitischen Juden in der Krim, von hohen Felsenmauern umgeben, mit berühmter alter Synagoge. Der Ort ist nur noch von dem Rabbiner mit seiner Familie bewohnt. In den Felsen finden sich Höhlenwohnungen; das nebenan liegende Thal Josaphat ist durch alte Grabstätten berühmt. Gegenüber liegt in der Mitte eines steilen Berges das Kloster der Himmelfahrt Maria, nebst seiner Kirche aus Felsen gehauen und mit Galerien, die über einem Abgrund von 152 m hervorragen.

Bachuone, Arnoldo, Alchimist, s. Villanovanus.

Bachur, jüd. Grammatiker, s. Levita.

Bachweideneule (Catocala nupta L.), gemeinste deutsche Art der Eulengattung Catocala (s. Ordensband), mit dunkelgrauen, quer braungestreiften Vorderflügeln und zinnoberroten Hinterflügeln mit breitem schwarzen Saum und rechtwinklig geknickter Mittelbinde; Spannbreite bis 19 mm; fliegt im Hochsommer; Raupe im Mai und Juni an Weiden und Pappeln.

Bacillariaceen oder Diatomeen, Spalt-, Schnitt- oder Stückelalgen, auch Stabtierchen genannt, Gruppe von Algen, die dadurch charakterisiert sind, daß sie aus lauter einzelligen Formen bestehen, die zuweilen zu fadenförmigen oder anders gestalteten Kolonien vereinigt sind. (S. Tafel: Algen II, Fig. 1-4.) Sie enthalten in der Regel einen gelblichen Farbstoff, das Diatomin oder Phykoxanthin. Ihre Wandung besteht größtenteils aus Kieselsäure und läßt häufig sehr feine areolenartige oder gegitterte Struktur erkennen.

Bis jetzt sind über 2000 Arten bekannt, die sowohl im Süßwasser wie im Meere eine sehr ausgedehnte Verbreitung besitzen. Jedes Individuum besitzt einen aus zwei schachteldeckelartig übereinander gelagerten Teilen zusammengesetzten Panzer.