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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Bac-Ninh; Baco; Bacon

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Bac-Ninh - Bacon (Francis)

Verfassungsänderung und die Ausscheidung der Domänen aus dem Staatsbudget. Beide Vorschläge wurden erst vom Ministerium Borries durchgeführt. Nach der Entlassung des Ministeriums Schele am 21. Nov. 1853 trat B. erst 1856 wieder in den Staatsdienst, wurde nach verschiedenen Stellungen 1862 Landdrost von Ostfriesland und 21. Okt. 1865 hannov. Staatsminister des Innern. Seit 1866 lebte B. zurückgezogen in Göttingen, wo er 3. Aug. 1890 starb.

Bac-Ninh, Hauptstadt einer der fünf Provinzen Tongkings, im Delta des Roten Flusses, 5 km links vom Song-ka, in fruchtbarer Gegend und am Kreuzungspunkte verschiedener Straßen, ist nur strategisch wichtig und deshalb durch eine sechseckige Citadelle mit einem Umfang von 3 km geschützt sowie mit Erdwall und Graben umgeben. B. hat 7000 E., darunter 70 Chinesen und 45 Europäer, Post, Telegraph und Garnison, ist Sitz eines franz. Residenten und des span. Bischofs von Tongking. Während des franz. Feldzugs in Tongking (s. d.) spielte B. eine wichtige Rolle. Am 12. März 1884 zogen die Franzosen ein und erbeuteten hier viele Munition, mehr als 100 Kanonen, Mundvorräte und Trophäen aller Art.

Baco oder Bacon (spr. behk’n), Roger, gelehrter engl. Mönch, aus einer alten, angesehenen Familie, geb. 1214 zu Ilchester in der Grafschaft Somerset, studierte in Oxford, dann in Paris, wo er die theol. Doktorwürde erhielt. Wenn nicht schon in Frankreich, so doch bald nach seiner Rückkehr in die Heimat, 1240, trat er in den Franziskanerorden und ließ sich zu Oxford nieder. Die Physik scheint damals der Hauptgegenstand seiner Arbeiten gewesen zu sein. Aber seine Entdeckungen und Erfindungen galten den Zeitgenossen als Zauberkunst. Zudem tadelte er laut die Sittenverderbnis der Geistlichen, besonders der Mönche, und stellte dem Papst in einem Briefe die Notwendigkeit einer Reform der Geistlichkeit dar. Dies führte zu einem Verbote seiner Lehrthätigkeit an der Universität und zu einer Anklage. Zur Verteidigung schrieb er infolge einer Aufforderung Clemens’ Ⅳ. sein «Opus majus» (hg. von Jebb, Lond. 1733), in welchem er die Notwendigkeit einer Reform der Wissenschaften auf Grundlage des Studiums der Sprachen und der Natur darstellte. Unter Nikolaus Ⅲ. erklärte sich der General des Franziskanerordens, Hieronymus von Esculo, gegen B., verbot das Lesen seiner Schriften und erließ einen Befehl, ihn einzukerkern, den der Papst auch bestätigte. Diese Gefangenschaft währte 10 Jahre; umsonst versuchte B. den Papst Nikolaus Ⅳ. durch eine «Abhandlung über die Mittel, die Krankheiten des Alters zu verhüten» (lateinisch Oxf. 1590; englisch von Brown, 1683) von der Unschuld und Nützlichkeit seiner Arbeiten zu überzeugen. Erst nach dessen Tod erlangte er seine Freiheit wieder, kehrte dann nach Oxford zurück, schrieb einen Abriß der Theologie und starb bald darauf 11. Juni 1294 (nach andern schon 1292).

B. steht in seiner realistischen Richtung auf wirkliches Wissen der Natur innerhalb der Scholastik so gut wie einzig da, so daß seine Lehre mit Recht unter die vorbereitenden Elemente ihrer Zersetzung gerechnet worden ist. Seine Haupterfindung sind die Vergrößerungsgläser. Außerdem finden sich in seinen Schriften neue und sinnreiche Ansichten von der Optik, z. B. über die Strahlenbrechung, über die scheinbare Größe der Gegenstände, der Sonne und des Mondes. Das Verständnis seiner chem. Arbeiten wird durch den Gebrauch rätselhafter Bezeichnungen sehr erschwert. Seine Vorschläge zur Verbesserung der im Kalender obwaltenden Irrtümer kamen der Wahrheit sehr nahe; auch verfertigte er selbst einen berichtigten Kalender, von dem noch eine Abschrift auf der Oxforder Bibliothek ist. Wegen seiner ausgebreiteten Kenntnisse erhielt er den Beinamen Doctor mirabilis. Sein Abriß der Theologie ist noch ungedruckt. Mehrere seiner Schriften sind früher in Deutschland herausgegeben worden, wie die «Alchimie» (Nürnb. 1541), «Epistola de secretis artis et naturae operibus atque nullitate magiae» (Par. 1542), die «Mathematik und Perspektive» durch Joh. Combach (Frankf. 1614). Sein «Opus minus» und «Opus tertium» nebst andern seiner Schriften gab Brewer (Lond. 1859) heraus. – Vgl. Siebert, Roger B., sein Leben und seine Philosophie (Marb. 1861); Charles, Roger Bacon, sa vie, ses ouvrages, ses doctrines Par. 1861); Leonh. Schneider, Roger Bacon Ord. min. (Augsb. 1873); Werner, Psychologie, Erkenntnis- und Wissenschaftslehre des R. B. (Wien 1879); ders., Kosmologie und allgemeine Naturlehre des R. B. (ebd. 1879).

Bacon (spr. behk’n), Delia, amerik. Schriftstellerin, geb. 2. Febr. 1811 zu Tallmadge (Ohio), wurde bekannt durch einen Artikel in Putnams «Monthly Magazine» (Jan. 1856): «William Shakespeare and his plays, an inquiry concerning them», dessen Gedanken sie in dem Buch «The Philosophy of the Plays of Shakespeare unfolded. With a preface by Nathaniel Hawthorn» (Lond. und Boston 1857) weiter ausführte, und der den Ausgangspunkt der sog. Shakespeare-Bacon-Frage bildet (s. Shakespeare). Sie starb geisteskrank 2. Sept. 1859 zu Hartford (Connecticut). – Vgl. D. B. A biographical sketch with Letters from Carlyle Emerson etc. (Lond. 1889).

Bacon (spr. behk’n), Francis (Baco von Verulam), der Begründer der neuern Erfahrungswissenschaft, geb. 22.Jan. 1561 zu London als Sohn von Nicholas B., des Großsiegelbewahrers unter Elisabeth, und von Anna Cooke, einer frommen und gelehrten Frau, deren ältere Schwester mit Cecil (s. d.) Lord Burleigh verheiratet war. Im Frühjahr 1573 kam B. auf das Cambridger Kolleg, von dem er Ende 1575 mit tiefem Widerwillen gegen die scholastische Philosophie und der Überzeugung, daß die Wissenschaft einer gänzlichen Erneuerung bedürfe, auf Gray’s Inn übertrat. Mit dem engl. Gesandten Sir Amias Paulet ging er Sept. 1576 nach Frankreich, lernte die Zustände des Landes, Paris, Blois, Tours, Poitiers kennen und kehrte nach dem plötzlichen Tode des Vaters heim (März 1579). Da er von der Erbschaft nicht leben konnte, ergriff er die jurist. Laufbahn, studierte wieder in Gray’s Inn (1579‒82), wurde Advokat, später unbesoldeter Rat der Königin, aber von ihr nicht weiter befördert. B. war ein eifriges Mitglied der Parlamente von 1584, 1586, 1588 und zeigte in den großen Zeitfragen (Prozeß der Maria Stuart und Krieg gegen Spanien) durchaus nationale Gesinnung. Durch diese Thätigkeit erwarb er bald polit. Ruf. 1593 erregte seine Opposition in der Subsidienfrage den Unwillen der Königin. Bewerbungen um höhere Staatsämter blieben erfolglos, und seine Verhältnisse übel bestellt. Auch die warme Fürsprache von Graf Essex vermochte nichts. In dem Prozeß gegen Essex (s. d.) plaidierte B. als Kronadvokat und verteidigte auf den Wunsch der Köni- ^[folgende Seite]