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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Baggins; Baggowut; Bagheria; Bagida; Bagienraa; Bagirmi

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Baggins - Bagirmi.

Sprache und Litteratur in Kiel ernannt, gab aber auch diesen Posten schon nach zwei Jahren wieder auf und kehrte nach Kopenhagen zurück, wo er alsbald in eine große litterarische Fehde mit Öhlenschläger verwickelt wurde. Dann begab er sich 1820 von neuem auf Reisen und starb, nachdem er vergeblich Heilung von einem qualvollen körperlichen Leiden in den Bädern von Teplitz, Karlsbad und Marienbad gesucht, auf der Rückreise nach der Heimat 3. Okt. 1826 in Hamburg. Baggesens Hauptverdienst liegt in seiner entschiedenen Stellung gegen die formlose Willkür der deutschen Romantiker; doch vermochte er bei der innern Unruhe seines Gemüts selbst zu keiner einheitlichen Stimmung und Beherrschung des Stoffs zu gelangen. Bedeutendes Talent bekundete er für die Satire, deren Geißel er namentlich gegen die Romantiker schwingt in seinem "Karfunkel oder Klingklingelalmanach. Ein Taschenbuch für vollendete Romantiker und angehende Mystiker auf das Jahr der Gnade 1810" (Tübing. 1810); ferner in dem dramatischen Gedicht "Der vollendete Faust, oder Romanien in Jauer". Das bekannteste Werk Baggesens ist sein idyllisches Epos "Parthenais, oder die Alpenreise" (Hamb. u. Mainz 1804; umgearbeitete Ausg., Hamb. 1812), dessen Schönheiten nur durch das Hereinziehen der griechischen Mythologie und die oft ungefüge Sprache beeinträchtigt werden. Außerdem sind zu nennen ein zweites, aber unvollendetes Epos: "Oceania" (auf Cooks Weltumsegelung basiert), und das humoristische Epos "Adam und Eva, oder die Geschichte des Sündenfalls" (Leipz. 1826), worin Adam und Eva zu Personen (Typen) unsers Zeitalters gemacht werden und zwar diese zu einer Kokette, jener zu einem spekulierenden Philosophen. Dazu paßt es vortrefflich, wenn die Schlange sich des feinsten Pariser Französisch bedient, indem sie ihre gelehrige Schülerin in die Mysterien jener Weltstadt einweiht. Als dänischer Dichter hat B. nicht geringe Bedeutung. Wenige haben es wie er verstanden, die dänische Sprache rhythmisch und melodisch so meisterhaft zu behandeln. Seine lyrischen Gedichte sind bisweilen schwülstig, allein weit öfter fein und lieblich oder keck und frisch. Im launigen "Reimbrief" und in den poetischen Kleinigkeiten ist er noch heute unübertroffen. Sein "Labyrinthen eller Digtervandringer" (1792-93, 2 Bde.), eine Schilderung seiner Reiseeindrücke, durch lebhafte Darstellung und sprudelnde Laune gleich ausgezeichnet, machte in der dänischen Prosa Epoche. In seiner allerdings oft bittern Polemik gegen die alte wie gegen die neue dänische Dichterschule ("Giengangeren" und "Per Vrövler") lieferte er nicht nur Beweise seines seltenen verskünstlerischen Talents, sondern auch seines glänzenden Witzes. Von seinen prosaischen Schriften ist noch seine geschmackvolle Übersetzung von Holbergs "Nils Klim" (1789) besonders hervorzuheben. Seine sämtlichen Werke in dänischer Sprache erschienen gesammelt 1827-32 (neue Aufl. 1845-48, 12 Bde.). Die deutschen Werke gaben seine Söhne Karl und August (Leipz. 1836, 5 Bde.) heraus, ebenso seinen "Briefwechsel mit K. L. Reinhold und Fr. H. Jacobi" (das. 1831, 2 Bde.) und den "Philosophischen Nachlaß" (Zür. 1858-63, 2 Bde.). Vgl. A. Baggesen, Jens Baggesen's Biographie (Kopenh. 1849-1856, 4 Bde.); Arentzen, B. og Oehlenschläger (das. 1870-78, 8 Bde.).

Baggins, s. Jutegewebe. ^[richtig: Jute.]

Baggowut (eigentlich Baggohufvudt), altadlige Familie aus Esthland. Karl B. (1761-1812) kämpfte im zweiten Türkenkrieg unter Katharina II. in Polen 1791-94, gegen Napoleon 1806-1807, in Finnland 1808, endlich 1812. Sein Neffe Alexander (geb. 1806) focht mit Auszeichnung im persischen Feldzug 1826-27, wurde im polnischen Krieg 1831 bei Grochow schwer verwundet, sammelte 1844 für die russische Regierung auf einer Reise im Orient eingehende Angaben über den Zustand der türkischen Armee und siegte im Krimkrieg im November 1853 bei Besch-Kodyklov.

Bagheria, Stadt auf der Nordküste von Sizilien, Provinz Palermo, in einer herrlichen Ebene südöstlich von Palermo, an der Eisenbahn Lercara-Palermo, hat schöne Villen und Gärten und (1881) 12,650 Einw.

Bagida (Bageidah), Ort an der Nordküste (Sklavenküste) der Bai von Benin in Westafrika, auf einer schmalen Nehrung, welche den Atlantischen Ozean von der seichten Avonlagune trennt, wurde 5. Juli 1884 unter deutschen Reichsschutz gestellt, hat Faktoreien Hamburger und Bremer Häuser.

Bagienraa, die Unterraa des Kreuzmastes auf Vollschiffen, führt nur selten Segel, um die Wirkung des Großsegels und (auf Passagierdampfern) den Reisenden die Promenade nicht zu verkümmern. Kreuzraa heißt die B., im Fall sie Segel führt; die darüberhängende (sonst die Kreuzraa) heißt dann die Kreuzmarsraa.

Bagirmi (Bagermi, Baghirmi), mohammedan. Negerreich in Zentralafrika, zwischen Bornu und Wadai, südlich vom Tsadsee, ca. 183,400 qkm (3330 QM.) groß (ohne die Heidenländer nur etwa 50,000 qkm), wird vom Schari bewässert, ist meist eben und hat eine durchschnittliche Erhebung von nur 300 m; doch sollen sich im S. hohe Gebirge erheben (s. Karte "Äquatorialafrika" bei Art. "Congo"). Der größere Teil des Landes wird aus Kalk- und Sandboden gebildet, die Vegetation ist die allgemeine zentralafrikanische, ebenso die Tierwelt; doch ist zu bemerken, daß hier das Nashorn die Westgrenze seiner Verbreitung findet. Die Bewohner (s. Tafel "Afrikanische Völker", Fig. 15), etwa 1½ Mill. an der Zahl, sind echte Neger und vermögen 10,000 Fußgänger und 3000 Reiter zu stellen, die durch Mut und kräftigen Körperbau sich auszeichnen. Die Frauen, proportioniert und angenehm gebaut, glänzend schwarz von Hautfarbe, werden als die schönsten des Sudân gepriesen. Die auf Grund der lexikalischen Sammlungen Barths von Fr. Müller und Lepsius untersuchte Sprache der B. ist nach ersterm ganz isoliert, nach letzterm entfernt mit den Bantusprachen Südafrikas verwandt. Die industrielle Thätigkeit der Bewohner ist gering; als Geld kursieren Baumwollstreifen (Farda). Die Viehzucht ist hauptsächlich in den Händen der zahlreich angesiedelten Schoa. Die Hauptstadt Massenja, östlich vom Schari, liegt gegenwärtig halb in Trümmern. - B. begann seine staatliche Entwickelung vor etwa 3½ Jahrhunderten, zu welcher Zeit fremde Einwanderer aus fernem Osten ins Land kamen und allmählich eine Herrschaft über die Fellata- und Araberstämme gründeten, welche das Zentrum des heutigen B. mit ihren Herden nomadisierend innehatten. Das kleine Reich dehnte unter der Herrschaft einiger thatkräftiger Fürsten seinen Kern bald zur jetzigen Größe aus; der Islam wurde um die Mitte des 17. Jahrh. zur Staatsreligion erhoben, und aus den unterworfenen oder tributpflichtig gemachten Heidenstämmen der Sokoro, Sarua, Bua, Nyillem, Sara, Massa, Ndamm, Tummok etc., welche B. im O. und S. umwohnen, flossen dem Land bis auf die Gegenwart reichliche Existenzmittel zu. Dennoch ist die politische Lage Bagirmis sehr unangenehm. Mitten