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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Baktschisarai; Baku

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Baktschisarai - Baku.

den hatte. Münzen, Ringe, Bruchstücke von irdenen und eisernen Gefäßen u. dgl. haben sich namentlich bei Beghram, nordöstlich von Kabul, in ungewöhnlicher Menge gefunden. Am Rande der Ebene und auf einer Hügelkette erblickt man Reihen von künstlichen Erhöhungen (mounds), die aus großen ungebrannten Backsteinen aufgeführt sind und Mauern gewesen zu sein scheinen, welche wenigstens 17 m Breite hatten. Über die Ruinen von Baktra s. Balch. Vgl. Wilson, Ariana antiqua (Lond. 1841, mit schönen Abbildungen der Münzen und der sogen. Topen), und die größern Arbeiten von Prinsep, Cunningham, Lassen ("Indische Altertumskunde"); Sallet, Die Nachfolger Alexanders d. Gr. in B. und Indien (Berl. 1879).

Baktschisarai ("Gartenpalast"), Stadt im russ. Gouvernement Taurien (Halbinsel Krim), in einem engen Thal unweit der Alma, südwestlich von Simferopol, auf der Straße nach Sebastopol, die alte Residenz der Tatarenchane der Krim, besteht fast nur aus einer einzigen langen Hauptstraße von kleinen Häusern, welche die Kuppeln der Moscheen, zahlreiche schlanke Minarets und ein Wald zierlicher, turmähnlicher Schornsteine überragen. Die hölzerne Vorderwand der fensterlosen Häuser wird aufgeklappt und dient als Verkaufs- oder Arbeitstisch. In dieser Straße entwickelt sich der gesamte Verkehr der Stadt. Zu den Merkwürdigkeiten Baktschisarais gehört vor allen der von dichten, schönen Gärten umgebene alte Palast der Chane, ungefähr in der Mitte der Hauptstraße. Der Palast, in seinem ganzen Umfang durch hohe Mauern klosterartig abgeschlossen, ward 1519 von dem Chan Abdul Sahab Ghiréi erbaut und wird sorgfältig erhalten. B. hat 9 Hauptmoscheen und 24 kleinere, 1 griechische und 1 armenische Kirche, 2 Synagogen, mehrere tatarische höhere Schulen und einige weitläufige Chane zur Beherbergung der Reisenden. B. hat (1881) 13,377 Einw., meist Tataren, außerdem Griechen, Armenier, Russen, Juden und Zigeuner; davon sind über 9000 Mohammedaner, über 1300 griechische Katholiken. Die Stadt liefert gute Messerschmiedearbeiten. Unter den Ausflügen in der Umgebung ist der interessanteste der nach Dschufut Kale ("Judenfestung"), einer uralten Stadt der Karaiten, in einer Bergschlucht zwischen abenteuerlich gestaltete Felsenmassen eingezwängt, die zahlreiche gut ausgemeißelte Höhlenwohnungen enthalten. Die Zahl der Häuser betrug ehedem 400 mit doppelt soviel Familien tatarisch redender Karaim oder weißer Juden. Die Bevölkerung hat sich neuerdings durch Auswanderung auf etwa 20 Familien vermindert. An der Ostseite des Thals ist das Kloster der wunderthätigen Maria, ein alter Bau aus dem Anfang des Mittelalters, in die Felsen hineingebaut. Die Kirche wurde neuerdings wiederhergestellt. Das jährlich hier gefeierte "Fest der Felsenmutter" wird von unzähligen Wallfahrern aus der Krim, Neurußland und selbst aus der Ukraine besucht. 1854 war B. lange das Hauptquartier der russischen Feldarmee zum Entsatz von Sebastopol.

Baku, Gouvernement der russ. Statthalterschaft Kaukasien, umfaßt den südlichsten Teil der russischen Küste am Kaspischen Meer (nördlich bis 41° 50'), wird landeinwärts im N. von Daghestan, im W. vom Gouvernement Jelissawetpol, im S. von der persischen Provinz Aserbeidschân begrenzt und hat ein Areal von 40,186 qkm (731 QM.) mit (1882) 565,000 Einw. Die Südhälfte der Küste bis zum Kap Schachow der Halbinsel Apscheron ist gut gegliedert, weiter nördlich nur sehr wenig. In jenem Teil dringt namentlich die Kisilgatschbai tief ins Land ein, vor und in welcher zahlreiche Inseln liegen, unter denen Sari die größte. Andre Inseln liegen nördlich von der Kurmündung, z. B. Schwinoi, mit Naphthaquellen und Schlammvulkanen. Einige Eilande sind in der neuesten Zeit, kaum entstanden, bald wieder verschwunden. Auch die Provinz selbst enthält beträchtliche Schlammvulkane sowie viele Gas- und Naphthaquellen (s. unten). Das Land ist im S. zwischen Persien und dem Meer überaus fruchtbares Bergland, dann zwischen Aras und Kur, dem Hauptfluß, Steppe (Mughân) mit vielen Seen; nördlich vom Kur umschließt wieder fruchtbares Berg- und Küstenland das Südostende der Kaukasuskette mit dem 4255 m hohen Schah Dagh und dem Achsupaß.

Die gleichnamige Hauptstadt des Gouvernements liegt an einer Bucht des Kaspischen Meers auf der Südseite der Halbinsel Apscheron, 16 m unter dem Niveau des Schwarzen Meers, 9,7 m über dem Kaspischen See, und besteht aus der nur noch teilweise mit Graben und Mauern umgebenen Festung und der Vorstadt, in der sich alle Behörden, Schulen und öffentlichen Anstalten befinden. Die Einwohnerzahl beträgt (1879) 15,604. Das Klima ist im Vergleich zu andern Küstenplätzen am Kaspischen Meer ausnahmsweise ein sehr gesundes; mittlere Jahrestemperatur 14,5° C. An der südlichen Spitze der Bucht, Bajilow Miß, ist die Station der kaspischen Flotte mit dem Admiralitätsgebäude, Kasernen, Werkstätten etc. Gegenüber, am nördlichen Ufer der Bucht, liegt ein andrer Teil der Stadt, Tschorni Gorod ("schwarze Stadt") genannt, bestehend aus mehr als 120 Photogenfabriken. Die Stadt hat eine russisch-griechische und eine armenische Kirche und zahlreiche Moscheen; von sonstigen Gebäuden sind der Palast des ehemaligen Chans von B. und der sogen. Jungfernturm, dessen flache Spitze jetzt eine Leuchtturmlaterne trägt, zu erwähnen. B. ist der Sitz aller Gouvernementsbehörden, der Admiralität der kaspischen Flotte, eines Hauptzollamts wegen des Seehandels mit Persien und Turkmenien, eines Realgymnasiums und eines Erziehungsinstituts "zur heil. Nina" (für Mädchen). Die Bucht von B. bildet einen kreisförmigen Hafen mit zwei Einfahrten, worin die Schiffe bei den heftigsten Stürmen sichern Ankerplatz finden. In der geschütztesten Ecke derselben befindet sich eine großartige mechanische Werkstatt mit Trockendocks, der russischen Dampfschiffkompanie "Merkur und Kawkas" gehörig. Der Schiffsverkehr ist ein sehr reger. B. ist Hauptstation der Postlinie Astrachan-Astrabad und Hauptpunkt der Linie B.-Krassnowodsk (neues russisches Fort an der turkmenischen Küste). Außerdem wächst seine Wichtigkeit durch die 1883 eröffnete Eisenbahn von B. über Tiflis nach Poti und Batum und durch die großartige Petroleumindustrie. Die schon in frühster Zeit bekannten Naphthaquellen (s. Erdöl) von B. befinden sich hauptsächlich nördlich von der Stadt bei dem Tatarendorf Balachana, wo über 300 gewöhnliche und viele Bohrbrunnen im Betrieb sind, und in südlicher Richtung hinter Bajilow Miß. Die hier gewonnene sogen. schwarze Naphtha ist dünnflüssig und gibt 40 und mehr Prozent schönes weißes Photogen (Photonaphthil genannt). Im NO. bei dem Dorf Surachana befinden sich Quellen von sogen. weißer (gelber) Naphtha. Die Produktion des Bakuschen Naphthagebiets steigt von Jahr zu Jahr in enormem Maß; 1883 wurden aus dem Hafen von B. exportiert nach Rußland 32,124,571 Pud, nach Persien 182,704 und auf der Eisenbahn nach Batum 2,408,661 Pud Naphthaprodukte. Bei Surachana finden sich auch die großartigen Quel-^[folgende Seite]