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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Balancieren - Balata.

Balanciers der Dampfmaschinen nehmen häufig ganz riesige Dimensionen an, weshalb man sie jetzt vielfach zur Erhöhung der Festigkeit aus Schmiedeeisen (Blech mit Winkeleisen) herstellt, da das früher ausschließlich gebrauchte Gußeisen bei der starken Inanspruchnahme des Balanciers nicht genügende Sicherheit bot. Auch die Balanciers der Dampfmaschinen sind entweder einarmige oder zweiarmige Hebel, deren eines Ende durch eine Gelenkgeradführung (z. B. ein Wattsches Parallelogramm) mit der Stange des Dampfkolbens in Verbindung gebracht ist, während an einer andern Stelle (bei zweiarmigen Balanciers am andern Ende) die zu treibende Kurbel oder ein geradlinig auf- und niedergehender Teil mittels einer Bleuelstange angeschlossen ist. Die Gegengewichtsbalanciers sind insbesondere bei Wassersäulenmaschinen im Gebrauch und dienen sowohl dazu, den Gang der einseitig wirkenden Wassersäulenmaschinen zu regulieren, indem sie die Bewegung des Treibkolbens nach der einen Richtung hin unterstützen und nach der entgegengesetzten Richtung hindern, so daß das Kolbenspiel seinen regelmäßigen Fortgang hat, ohne eine bedeutende Geschwindigkeitsveränderung zu erfahren, als auch dazu, bei den Pumpwerken das ungeheure Gewicht des oft mehrere Hundert Meter in den Schacht hinabreichenden Gestänges auszugleichen, welches sonst, vorzugsweise auf den untersten Stangen ruhend, unfehlbar deren Verbiegen und Brechen bewirken würde. Man unterscheidet hierbei mechanische und hydraulische Balanciers, je nachdem das Gewicht eines festen Körpers oder einer Wassersäule zur Ausgleichung benutzt wird. An Prägmaschinen heißt der mit der Schraube verbundene horizontale und an beiden Enden mit schweren Gewichten versehene gleicharmige Hebel B.

Balancieren (franz.), das Gleichgewicht halten, Körper in die Gleichgewichtslage bringen oder darin erhalten. Die Kunst des auf dem Seil balancierenden Seiltänzers beruht darauf, daß er durch geschickte Bewegung seiner Körperteile und der Balancierstange stets bewirkt, seinen Schwerpunkt lotrecht über dem Seil zu erhalten. Beim B. von Stöcken, Degen sucht man den Unterstützungspunkt beständig lotrecht unter den Schwerpunkt des Gegenstandes zu schieben. Bei manchen Gegenständen unterstützt der Luftwiderstand das B., wie beim B. einer Pfauenfeder, während wieder in andern Fällen die Zentrifugalkraft und das Verlegen des Schwerpunktes in eine um den Unterstützungspunkt herum gedachte Kreislinie benutzt werden, wie in dem Tellerspiel, wobei Teller auf der Spitze eines Stabes rotierend in Balance erhalten werden. Allgemein ist balancieren s. v. w. vergleichen, gegenüberstellen, eine Rechnung abschließen.

Balancierpflug, s. Dampfpflug.

Balander (Bilander), ein holländisches einmastiges, plattes Fahrzeug.

Balaenĭdae (Glattwale), Familie der Wale (s. d.).

Balanīnus, s. Rüsselkäfer.

Balanītis, s. Eichelentzündung.

Balanophoreen (Kolbenschosser), dikotyle Pflanzenfamilie von zweifelhafter Verwandtschaft, Schmarotzer ohne grüne Farbe, die mit thallusartigen Organen in den Wurzeln andrer Pflanzen leben. Aus diesen treten sogleich die nur unten mit schuppigen Blattrudimenten besetzten Blütenstände hervor. Diese sind einfach oder ästig und traubenartig mit den zahlreichen kleinen, ein- oder zweihäusigen Blüten bedeckt. Die männlichen Blüten besitzen entweder kein Perigon und 1 oder 2 Staubgefäße oder ein zwei- bis sechsteiliges oder unregelmäßig zerschlitztes oder zu Schuppen reduziertes Perigon mit 3-6 den Perigonteilen gegenüberstehenden Staubgefäßen. Die weiblichen Blüten haben kein Perigon. Der Fruchtknoten wird aus 1-3 Fruchtblättern gebildet, hat eine sitzende Narbe oder 1-2 Griffel und enthält 1-3 meist mit der Fruchtknotenwand verwachsene, hüllenlose, rudimentäre Samenknospen. Die trocknen, nicht aufspringenden Früchte sind oft miteinander verwachsen. Der Same enthält Endosperm und einen sehr kleinen Embryo. Diese aus ca. 40 Arten bestehende Familie ist fast ausschließlich auf die Tropen beschränkt; in Europa wird sie nur durch das auf Sardinien und in Spanien vorkommende Cynomorium coccineum L. vertreten. Vgl. Eichler, Balanophoraceae, in "Prodrom. XVII" und in Martius' "Flora brasiliensis" (Fasc. 47).

Balaenoptĕra, Finnfisch.

Balaenopterĭdae (Röhrenwale), Familie der Wale (s. d.).

Balănus (lat.), Eichel; auch s. v. w. Meereichel.

Balánza (ital.), Art sizil. Zweimaster.

Balard (spr. -lar), Antoine Jérôme, Chemiker, geb. 30. Sept. 1802 zu Montpellier, war anfangs Pharmazeut, dann Professor an dem Collège Royal, der École de pharmacie und endlich an der Universität. 1826 entdeckte er das Brom in den bei der Meersalzgewinnung am Mittelländischen Meer abfallenden Mutterlaugen und erhielt bald darauf in Paris die Professur an der wissenschaftlichen Fakultät und 1851 am Collège de France. Seit 1868 war er Generalinspektor des höhern Unterrichts und starb 30. März 1876 in Paris. Die zahlreichen Forschungen Balards beziehen sich zum Teil auch auf die industrielle Chemie.

Balaruc les Bains (spr. -rük läh bäng), Badeort im franz. Departement Hérault, Arrondissement Montpellier, am Strandsee von Thau, mit Solbädern von 47-50° C., welche schon den Römern bekannt waren, und deren Wasser gegen Lähmungen, Rheumatismen und Skrofeln gebraucht werden.

Balaschaw, Kreisstadt im russ. Gouvernement Saratow, links am von hier ab schiffbaren Choper, hat (1881) 10,081 Einw., Lederfabriken, Seifensiedereien, Talg- und Wachsschmelzereien, Ausfuhr von Weizen, Roggen, Hafer und Talg.

Balasor, Hafenstadt im englisch-ind. Kaiserreich, am Bengalischen Meerbusen, mit bedeutendem Export von Landesprodukten und (1881) 20,265 Einw. In B. war 1642 eine der ersten englischen Handelsfaktoreien in Bengalen; der Distrikt gleichen Namens von 5356 qkm (97 QM.) und 750,000 Einw. wurde 1803 erworben.

Balasōre, Tücher aus Baumbast, aus Ostindien.

Balasrubin, s. v. w. roter Spinell.

Balassa-Gyarmath (spr. balascha-djarmath), Markt, Sitz des ungar. Komitats Neográd, an der Eipel, mit (1881) 6788 Einw., Gerichtshof und Steuerinspektorat. Hier 1626 Friedensschluß zwischen Österreich und den Türken.

Balata, der eingetrocknete Milchsaft des Bullytree (Sapota Muelleri Bleck.) in Guayana, zu dessen Gewinnung man die Stämme durch zwei Längsschnitte verletzt und die dazwischenliegende Rinde herausschält. Der sich reichlich ergießende Milchsaft wird in Gefäßen gesammelt und bleibt darin stehen, bis er sich in eine weißliche oder rötliche, meist stark poröse, schwammige Masse verwandelt hat. Ein Stamm gibt im Jahr 0,3-0,5 kg B., und schon im nächsten Jahr kann man ihn an einer andern Stelle wieder anschneiden. Die rohe B. ist mit Holz und