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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Balen; Baleo; Balester; Balf; Balfe; Balfour; Balg; Balga; Balgfrucht

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Balen - Balgfrucht.

Die B. hießen im Altertum Balearides oder Gymnesiae; man verstand darunter die Inseln Mallorca (Balearis major) und Menorca (B. minor). Sie waren zuerst von den Phönikern, dann von den Karthagern abhängig; ihre Häfen und ihr Boden hatten Ruf. Die Einwohner (Balearici), etwa 30,000, zeichneten sich als Krieger, besonders durch ihre Geschicklichkeit im Schleudern großer Steine, aus und dienten zahlreich in den karthagischen wie später in den römischen Heeren. Durch seeräuberische Unternehmungen erregten die Bewohner den Zorn der Römer; der Konsul Quintus Cäcilius Metellus unterjochte sie 123 v. Chr., siedelte romanisierte Südspanier daselbst an, welche die Städte Palma und Polentia auf Mallorca gründeten, und erwarb sich so den Namen Balearicus. 425 n. Chr. nahmen die Vandalen unter Genserich die Inseln in Besitz; um 560 kamen sie unter das oströmische Kaisertum, von diesem an die Republik Pisa und 798 in die Hände der Mauren; seit 1220 herrschte ein eigner König dort, den jedoch der König Jakob I. von Aragonien 1229 vertrieb. Dieser bildete nun aus den B. ein besonderes Reich unter dem Titel eines Königreichs Mallorca für seinen Sohn Jakob, welchem Sancho und Jakob II. folgten. 1344 eroberte Peter IV. von Aragonien die B.; nun wurden die Inseln ein Teil des Königreichs Aragonien und kamen mit diesem an Kastilien. Menorca, wegen seines vorzüglichen Hafens eine sehr erwünschte Station im Mittelmeer, hatten sich die Briten 1713 im Utrechter Frieden abtreten lassen, mußten es jedoch im Frieden zu Versailles 1783 an Spanien zurückgeben. Vgl. Pagenstecher, Die Insel Mallorca (Leipz. 1867); das anonyme Prachtwerk des Erzherzogs Ludwig Salvator von Toscana: "Die B. in Wort und Bild" (das. 1869-84, Bd. 1-5); Willkomm, Spanien und die B. (Berl. 1876); Bidwell, The Balearic Islands (Lond. 1876).

Balen, Hendrik van, niederländ. Maler, geboren um 1575 zu Antwerpen, Schüler von Adam van Noort, trat 1593 in die St. Lukasgilde daselbst, war der erste Lehrer A. van Dycks und starb 17. Juli 1632 in Antwerpen. Obwohl er sich auch auf die Malerei im großen verstand, stellte er doch mit besonderm Glücke kleine Figuren, aus der Mythologie oder der heiligen Geschichte entnommen, dar. Jan Brueghel malte häufig die Landschaft dazu. Balens malerische Behandlung strebt nach porzellanartiger Glätte, doch erreichte er auch unter dem Einfluß von Rubens und van Dyck eine größere Wärme und Breite. Seine Figürchen, häufig nackt, haben ein sehr gefälliges Aussehen, aber wenig Ausdruck. Bilder von B. befinden sich in Antwerpen (Anbetung der Könige und Dreifaltigkeit), Paris, München, Wien, Dresden u. a. O.

Baleo, s. Bafing.

Balester (mittellat.), s. v. w. Armbrust; Balestarius, Armbrustschütze.

Balf., bei botan. Namen Abkürzung für J. H. ^[John Hunton] Balfour (s. d.).

Balfe (eigentlich Balph), Michael William, Opernkomponist, geb. 15. Mai 1808 zu Limerick in Irland als Sohn eines Tanzlehrers, erwarb sich schon als Knabe eine außerordentliche Fertigkeit auf der Violine und übernahm im Alter von 16 Jahren die Stelle des Orchesterdirigenten im Drurylanetheater zu London. Im Jahr darauf (1825) ging er zu seiner Ausbildung nach Italien, schrieb 1826 für das Theater della Scala in Mailand das Ballett "La-Peyrouse", trat in demselben Jahr in der Italienischen Oper zu Paris als Sänger auf, ging aber bald nach Italien zurück; wo er in verschiedenen Städten als Baritonist wirkte und seine Oper "I Rivali" zur Aufführung brachte. 1835 war er wieder in London und entwickelte hier eine ungemein erfolgreiche Thätigkeit als Opernkomponist und als Dirigent. Er starb 31. Okt. 1870 zu Rowney Abbey in Herfordshire. Seinen Ruf als Komponist erhielt er durch die Malibran, welche in seiner Oper "The maid of Artois" die für sie geschriebene Titelrolle zu glänzender Geltung brachte. In Deutschland erwarb er sich zuerst durch "Die vier Haimonskinder" einen Namen; später hat "Die Zigeunerin" die Runde um die Welt gemacht. Nach seinem Tod erschien noch die Oper "Der Ritter vom Leoparden" (nach W. Scotts "Talisman", mit Finale von M. Costa). Balfes Musik ist eine Mischung des italienischen und französischen Stils, nicht frei von Gemeinplätzen, aber äußerst melodienreich; Vorzügliches hat er im leichten komischen Genre geleistet. Vgl. Kenney, Memoir of M. W. B. (Lond. 1875); Barrett, B., his life and work (das. 1882).

Balfour (spr. bálfor), 1) John Hunton, Botaniker, geb. 15. Sept. 1808, studierte zu Edinburg, wurde 1841 Professor der Botanik in Glasgow, 1845 in Edinburg und zugleich Sekretär der Royal Society daselbst; gest. 11. Febr. 1884. Von seinen Schriften sind zu nennen: "A manual of botany" (5. Aufl., Lond. 1875); "The plants of the Bible" (neue Ausg. 1866); "Botany and religion" (4. Aufl. 1882); "Introduction to the study of palaeontological botany" (1872); "Elements of botany" (3. Aufl. 1876) u. a.

2) Francis Maitland, Zoolog, geb. 1851 zu Edinburg, studierte in Cambridge Zoologie, wurde daselbst Fellow am Trinity College; verunglückte 19. Juli 1882 am Montblanc. Seine Arbeiten bewegten sich auf dem Gebiet der Embryologie der Wirbeltiere, für welche er viele schätzbare Beiträge lieferte, so besonders seine Untersuchung über die Entwickelungsgeschichte der Haifische: "On the development of elasmobranch fishes" (Lond. 1878). Außerdem erschienen von ihm: "Studies from the morphological laboratory in Cambridge" (Lond. 1880-82, 2 Bde.); "Treatise on comparative embryology" (1880-82, 2 Bde.; deutsch von Vetter, Jena 1880-82).

Balg, die Haut kleiner wilder Tiere, welche nicht, wie das Fell, über Bauch und Brust aufgeschnitten, sondern mit Hilfe eines kleinen Schnittes zwischen den Hinterbeinen abgestreift wird; in der Jägersprache das Fell des zur niedern Jagd gehörigen Haarwildes, während Sauen und Dachse Schwarten haben. - In der Botanik bezeichnet B. die Hüllspelzen des Grasährchens (s. Ährchen); beim Dudelsack und in der Orgel (s. d.) die Windbehälter.

Balga, Flecken und Gut im preuß. Regierungsbezirk Königsberg, Kreis Heiligenbeil, auf einer Halbinsel am Frischen Haff, mit evang. Kirche und 850 Einw. Dabei auf einer Landspitze die Ruine der 1239 erbauten Kreuzherren-Ordensburg B., welche neuerdings restauriert ward, an der Stelle der Heidenburg Honeda.

Balgfrucht (Balgkapsel, Folliculus), eine Frucht, welche aus einem einzigen Karpellarblatt gebildet ist und eine trockne, meist haut- oder lederartige Wand besitzt, die sich mit einer Längsspalte an ihrer

^[Abb.: Balgfrüchte von Helleborus.]