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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Balucki; Baluster; Balustrade; Baluze; Balve; Balz; Balzac

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Balucki - Balzac.

24. Okt. 1814 zu Hohenleine in der Provinz Sachsen, studierte seit 1834 in Leipzig und Halle und ward 1841 Hospitalprediger zu Delitzsch. Als ihm wegen Beteiligung an den damaligen lichtfreundlichen Bewegungen die Bestätigung seiner Wahl zum Pfarrer erst in Halle, 1846 auch in Nordhausen versagt wurde, gründete er an letzterm Ort 5. Jan. 1847 eine Freie Gemeinde, der er bis 1881 vorstand. Auch war er Mitglied der preußischen Nationalversammlung. Unter seinen zahlreichen Schriften sind hervorzuheben: "Das sogen. Apostolische Glaubensbekenntnis" (Leipz. 1847); "Alte und neue Weltanschauung" (Nordhaus. 1850-59, 4 Bde.); "Das Leben Jesu" (2. Aufl., das. 1861); "Allgemeine Religionsgeschichte" (das. 1854); "Gott, Welt und Mensch; Grundlinien der Religionswissenschaft" (2. Aufl., das. 1879); "Ideen zur sozialen Reform" (das. 1873); "Religionslehrbuch für Schule und Haus Freier Gemeinden" (das. 1870, 3 Tle.); "Aus der Edda. Deutsche Nachklänge in neuen Liedern" (2. Aufl., Rudolst. 1879). Als Vorkämpfer des Vegetarianismus gründete B. 1868 einen Verein von Freunden der natürlichen Lebensweise, dessen "Vereinsblatt" er seitdem herausgibt. In diesem Sinn schrieb er auch: "Die natürliche Lebensweise" (Nordh. 1867-72, 4 Tle.); "Vegetarianisches Kochbuch" (7. Aufl. 1882) u. a.

Balucki (spr. -lutzki), Michael, poln. Dichter, geb. 1837 zu Krakau, studierte an der dortigen Universität und ist gegenwärtig Dramaturg des Theaters daselbst. Er schrieb die Lustspiele: "Polowanie na męża" ("Die Jagd nach dem Mann", 1868); "Radcy pana radcy" ("Die Räte des Herrn Rats", 1871); "Pracowici prożniacy" ("Die fleißigen Nichtsthuer"); "Emancypowane" ("Die Emanzipierten", 1873); "Krewniaki"; "Teatr amatorski" (1878); ferner die Erzählungen: "Kostyna" (1861); "Cycha milość" ("Stille Liebe"); "Bez chaty" ("Ohne Hütte", 1863); "Tajemnice Krakowa" ("Die Geheimnisse von Krakau", 1870); "Ojcowska wola" ("Väterlicher Wille", 1879) etc. Außerdem veröffentlichte er kleinere Gedichte und litterarhistorische Essays.

Baluster (v. griech. balaustion, "unreife Granatfrucht"), ein schwellend länglichrunder Körper, besonders in der Baukunst ein stark geschwelltes, glattes oder reichprofiliertes Säulchen, welches hauptsächlich als Geländerdocke benutzt wird; findet sich am häufigsten in der Renaissance, nicht in der Antike; dann auch jede Zwergsäule und ein Polstergurt am ionischen Kapitäl.

Balustrade, steinernes Geländer, die vorzüglich bei Treppen, Terrassen und Altanen angebrachte und am häufigsten aus Balustern hergestellte Brüstung. Die Form läßt von der ganz oder fast ganz geschlossenen Brustwehr bis zum leichtesten Stab- oder Gittergeländer die mannigfaltigste Anwendung zu. In der Antike zeigen die Geländerpfosten am häufigsten die Säulenform. Aus dem Mittelalter finden sich herrliche Brustwehren aus Bronze- und Eisenguß, aber auch reiche und kunstvolle Holzgeländer. In der modernen Architektur werden Balustraden häufig als Krönungen des Hauptgesimses zur Verdeckung der Dächer angewendet.

Baluze (spr. -lühs; Baluzius), Etienne, franz. Geschichtsforscher, geb. 24. Dez. 1630 zu Tulle in Niederlimousin, studierte zu Toulouse Jurisprudenz und Geschichte, ward 1667 Bibliothekar Colberts, 1670 Professor des kanonischen Rechts am Collège Royal und 1707 Direktor dieser Anstalt. Wegen einer Stelle in seiner "Histoire générale de la maison d'Auvergne" (1708, 2 Bde.), welche das Recht des Herzogs von Bouillon auf dieses Land hervorhob, ward er 1710 von Ludwig XIV. seiner Stelle entsetzt. Später aus Paris verwiesen, kehrte er nach des Königs Tod zurück, ward jedoch nicht wieder angestellt und starb 28. Juli 1718 daselbst. Baluzes Hauptwerke sind: "Capitularia regum Francorum" (Par. 1677, 2 Bde.; wieder hrsg. von Chiniac, 1780); "Conciliorum nova collectio" (1683); "Historia Paparum Avenionensium" (1693, 2 Bde.); "Miscellaneorum libri VII, s. collectio veterum monumentorum, quae hactenus latuerunt" (1678-1715, 7 Bde.; wieder hrsg. von Mansi, Lucca 1761, 4 Bde.); "Historia Tutelensis" (1717, 2 Bde.). B. lieferte auch Ausgaben des Cyprianus (Par. 1726), Vincentius Lirinensis, Salvianus, der Briefe Innocenz' III. u. a. Vgl. Deloche, Etienne B. (Par. 1856).

Balve, Flecken im preuß. Regierungsbezirk und Kreis Arnsberg, an der Hönne, mit Amtsgericht, katholischer Kirche und (1880) 1204 Einw. Westlich davon der Balver Wald (bis 548 m hoch).

Balz, die Paarungszeit bei Auer-, Birk- und Haselgeflügel, den Trappen, Kranichen, Fasanen und (in einigen Gegenden) Schnepfen. Bei den Schwimmvögeln (Enten und Gänsen) heißt das Balzen Reihen, bei andern Vögeln Paaren.

Balzac (franz., spr. -sack), Art bequemer Sessel (nach dem gleichnamigen Schriftsteller genannt).

Balzac (spr. -sack), 1) Jean Louis Guez de, franz. Schriftsteller, geb. 1594 zu Angoulême, wurde unter Richelieu Staatsrat, Historiograph von Frankreich und Mitglied der Akademie und starb auf seinem Schloß an der Charente 18. Febr. 1654. B. hat auf die französische Prosa einen ähnlichen Einfluß ausgeübt wie Malherbe auf die Poesie. In dem Wohlklang der Phrasen, der Symmetrie der Perioden, der Eleganz der Bilder und Figuren ist er lange Zeit Muster geblieben, doch fehlt es ihm an Charakter und Herz; selbst seine vielbewunderten Briefe sind oft gedankenleer. Er war das Orakel des Hôtel Rambouillet und der Akademie und wußte von seinem Schloß aus diese beiden geistigen Hauptmächte seiner Zeit trefflich zu dirigieren. In seinem "Aristippe" u. "Le Socrate chrétien" verlangt er blinden Gehorsam gegen die Obrigkeit, vornehmlich gegen die Kirche; in seinem "Prince" schildert er die Regententugenden Ludwigs XIII. Seine Werke erschienen gesammelt 1665, 2 Bde.; neue Ausgaben von Malitourne (1822) und von Moreau (1854, 2 Bde.). In neuerer Zeit aufgefundene "Lettres inédites" veröffentlichte Tamizey de Larroque (Par. 1874).

2) Honoré de, franz. Romandichter, geb. 20. Mai 1799 zu Tours, erhielt seine Schulbildung in Vendôme und Paris, trat dann in die Schreibstube eines Notars, verließ sie aber bald und widmete sich gegen den Willen seines Vaters der Schriftstellerei. Da seine ersten Romane, die er unter verschiedenen Pseudonymen veröffentlichte, absolut nicht beachtet wurden, übernahm er eine Buchdruckerei, die er aber infolge schlechter Geschäfte bald wieder aufgeben mußte. Nun kehrte er zur Litteratur zurück, und mit dem Roman "Le dernier Chouan, ou la Bretagne en 1800" (1829, 4 Bde.), den er unter seinem eignen Namen mit der Hinzufügung des Wörtchens "de" erscheinen ließ, schwang er sich mit einemmal zur Berühmtheit des Tags empor. Von nun an erschienen Schlag auf Schlag eine Unmasse von Romanen, Erzählungen, Sittenschilderungen, in welchen er die allmählich entstandene Idee, alle Seiten des menschlichen Lebens darzustellen, zu verwirklichen suchte. Bis zu einem gewissen Grad ist ihm dies gelungen;