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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Bandit - Bandoline

artigkeit er nachstrebte. B. war einer der formgewandtesten Bildhauer seiner Zeit, wenn auch keine tief angelegte Natur. Von Clemens VII. und Karl V. begünstigt, hielt er doch nirgends lange aus und vollendete nur wenige seiner Arbeiten. Unter diesen sind hervorzuheben in Florenz: Hercules den Cacus tötend (1534 vor dem Palazzo Vecchio errichtet), ein schwülstiges Werk; auf dem Hauptaltar im Dome Christi Leichnam, von einem Engel gehalten; Bacchus, ferner Adam und Eva (Museo Nazionale). In den Uffizien befindet sich von ihm eine vorzügliche Kopie der Laokoongruppe.

Bandit (ital. bandito, d. h. landesverwiesen), ein Strolch, der zunächst auf Raub und so meist auch auf Mord ausgeht, bisweilen aus der Tötung ihm bezeichneter Personen ein Gewerbe macht. Die Berührung der Kreuzfahrer mit den Assassinen (s. d.) scheint den Gedanken einer Organisation, welche die Ausführung verbrecherischer Aufträge betrieb, nach dem roman. Europa verpflanzt zu haben. Günstigen Boden und bleibende Stätte fand das Banditentum vorzüglich in Italien. In den größern Städten, wie Rom, Neapel, Venedig, bestanden förmliche Genossenschaften von B., die euphemistisch Bravi, d. i. Tapfere) genannt wurden und gegen Bezahlung für die unfehlbare Erdolchung der bezeichneten Opfer mit ihrer Geschäftsehre bürgten. Die Vervollkommnung der gerichtlichen Polizei hinderte zwar die Entwicklung dieser Genossenschaften, indes beweisen Camorra (s. d.) und Mafia (s. d.) und das Banditenwesen in Neapel, in den Abruzzen (besonders in der Provinz Bari) und auf Sicilien, daß die Elemente für solche Auswüchse noch vorhanden sind. (S. auch Briganti.)

Bandjermassin (Bandschermassing). 1) Niederländ.-ostind. Residentschaft in Borneo, auch Zuider- und Oosterafdeeling (d. h. Süd- und Ostabteilung) genannt, umfaßt von W. nach O. das Stromgebiet des Kahajan, des Murong und des Barito, 374400 qkm mit insgesamt etwa 700000 E., darunter 671 Europäer, 3135 Chinesen und 1000 Araber. Zu dieser Residentschaft gehört jetzt das frühere Sultanat B. mit etwa 130000 E. und der Hauptstadt Martapura. B. zerfällt in die 8 Abteilungen B. und Umgegend, Amuntei, Martapura, Duson-Länder, Dajak-Länder, Sampit, Passir mit den Fanah-Bumbu-Ländern und Kutei mit der Nordostküste von Borneo. Die Bewohner des Innern sind Dajaks, die der Flußufer hauptsächlich Malaien und Bugi.

B. erscheint zuerst gegen Ende des 14. Jahrh, als Vasallenstaat des Hindureichs Madjapahit im östl. Java und gelangte erst nach dem Zusammensturze des letztern (1478) zu polit. Unabhängigkeit unter dem javan. Prinzen Surija Nata. Der siebente Nachfolger des letztern, Sultan Surija Angro, führte 1600 zuerst in B. den Islam ein. Ihm folgten 12 mohammed. Fürsten, deren letzter Sultan Adam (1825-57) war. Die Holländer stifteten schon 1606 und 1608 in B. Handelsniederlassungen, zogen diese aber 1669 wieder ein. Von 1698 bis 1707 bestand dort eine engl. Faktorei. Die Holländer schlossen erst 1733 wieder neue Handelsverbindungen mit B., wo sie später (1746 und 1756) durch neue Traktate mit den Sultanen zu immer größerm Einfluß gelangten, bis der Panumbahan Batu, den sie in einem Streite um die Erbfolge unterstützt hatten, sich (1787) zu ihrem Vasallen erklärte und ihnen einen nicht unbeträchtlichen Teil seines Grundgebietes als unmittelbares Eigentum abtrat. Nach dem Tode von Sultan Adam (1857) gaben Streit um die Erbfolge, Aufstände der Bevölkerung, die Ermordung von Europäern zu Kalangan zur Annexion des Sultanats Veranlassung und 1860 zur Bildung einer neuen, dessen Besitzungen im Süden und Osten Borneos umfassenden Residentschaft.

2) Hauptstadt der Residentschaft B., auf dem linken Ufer des Barito, 38 km oberhalb seiner Mündung in die See, ist Sitz des Residenten und Militärkommandanten und hat gegen 25000 E. (darunter etwa 220 Europäer, 1600 Chinesen, 300 Araber, der Rest Malaien, Bugis und Dajaks), das Fort van Thuyle, das befestigte Campement Tatas, eine Schule, die Gouvernementsmagazine u. s. w. Der bedeutende Handel wird namentlich durch Araber und Chinesen betrieben. Die Einfuhr besteht hauptsächlich in Salz, europ. Kattunstoffen, Gerätschaften aus Eisen und andern Metallen, Glasgeschirr, grobem chines. Porzellan, die Ausfuhr in Steinkohlen, Diamanten, Goldstaub, Rotang, Bauholz, Wachs, Guttapercha, verschiedenen Harzen und einigen inländischen Arzneistoffen, wie der Rinde von Guru und Sintok.

Bandkalander, Bandmacherstuhl, s. Bandfabrikation.

Bandmänner, (Bandgesellschaft, Bandfeme; Ribbon-Men, Ribbon-Society), geheime Gesellschaft in Irland zum Zwecke der Beseitigung der Mißstände im Pachtwesen, 1817 gestiftet, bestand anfangs meist aus unbemittelten Pächtern und vermehrte sich in den spätern Notjahren außerordentlich. Der Terrorismus der Verbindung war so stark, daß gegen ihre Gewaltthaten niemand vor Gericht zu zeugen wagte. Seit den fünfziger Jahren scheinen die B. allmählich erloschen zu sein. Ihren Namen führte die Gesellschaft von einem grünen Bande, welches die Mitglieder trugen.

Bandmanufaktur, s. Bandfabrikation.

Bandmaß, Meßband, ein mit Maßteilung bedrucktes Band aus gefirnißter Leinwand, Seide, Leder u. s. w., öfters mit zu beiden Seiten eingewebten Drähten, das in einer runden Dose aus Holz oder Messing, aus der es durch die am Umfang derselben befindliche Öffnung nach Erfordernis herausgezogen werden kann, auf eine Spindel aufgerollt und jetzt meist so eingerichtet ist, daß es sich nach erfolgtem Gebrauch mittels einer im Innern der Büchse angebrachten Spiralfeder selbstthätig wieder aufwickelt. Dieses bequem zu handhabende und leicht zu transportierende Instrument ist indes, infolge der Dehnbarkeit des Bandes, nur für solche Fälle geeignet, in denen, wie beim Messen großer Gegenstände, Gebäude, Grundstücke, Balken u. s. w., kein hoher Grad der Genauigkeit verlangt wird. Zweckmäßiger in dieser Hinsicht sind die Stahlbandmaße, 8-10 mm breite, 1,5 – 5 m lange Streifen aus sehr dünnem, hartgewalztem Stahlblech, auf deren beiden Flächen Ziffern und Teilstriche gewöhnlich glänzend in mattem Grund eingeätzt sind, und die in vorzüglicher Güte in England und in der Schweiz erzeugt werden.

Bandmühle, s. Bandfabrikation.

Bandola (span.), lautenartiges, mit Metallsaiten bezogenes Instrument, das mit einem biegsamen Horngriffel gespielt wird.

Bandoline, ein Toilettenmittel, das zum Befestigen von Haarlocken u. dgl. angewendet wird, im wesentlichen ein parfümierter klebender Pflanzenschleim. Zur Darstellung läßt man 1 Teil Quitten